Kanalgebühren und kein Ende

20.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:20 Uhr

Bergheim (ahl) Streckenweise glich die jüngste Gemeinderatssitzung in Bergheim einem orientalischen Teppichhändlerbasar. Um 37 Prozent, so rechnete Gemeinderat Albert Zeller vor, steigen die Kanalgebühren nach dem Beschlussvortrag von Bürgermeisterin und Verwaltung, nämlich von derzeit 1,67 auf 2,27 Euro pro Kubikmeter. Dies wurde von Hildegard Katzki vorausberechnet – auf einen Gesamtverbrauch von 75 000 Kubikmeter bei vier Prozent Verzinsung.

"Heftig", befand Zeller und fragte, ob eine solch massive Erhöhung wirklich nötig oder ob es nicht auch möglich sei, zunächst moderater auf 2,05 Euro zu erhöhen und in zwei Jahren neu zu kalkulieren. Bürgermeisterin Anni Stadlmeier gab zu bedenken, dass Aufschieben nur ein Trugschluss sei: "Wenn ich jetzt niedriger einsteige, bin ich dann bürgerfreundlicher, obwohl ich in zwei Jahren umso mehr erhöhen muss". Schließlich müssen die Kanalgebühren zu 100 Prozent umgelegt werden.

Zu niedrig kalkuliert

Den Vorwurf, vor vier Jahren zu niedrig kalkuliert zu haben, was sich jetzt räche, wies sie zurück: "Vor vier Jahren ist 100 Prozent Umlegung kalkuliert worden." Unterstützung erhielt die Bürgermeisterin von Stellvertreter Wunibald Ammler, der auf den Vorwurf konterte, jetzt werde genau das eingefordert. Auch Emmy Böhm meinte, es tue ihr zwar weh, aber "es bringt nichts, einen Berg vor sich her zu schieben". Erich Keppler plädierte für 2,15 Euro und später nachkalkulieren und Engelbert Winter schlug vor, die Verzinsung mit drei Prozent zu veranschlagen, so dass rechnerisch ein Preis von 2,17 Euro herauskommen würde, was doch wohl konsensfähig sei. Zuvor hatte Stadlmeier darauf hingewiesen, dass die Zinsen durchschnittlich bei 4,3 Prozent lägen, so dass sie persönlich mit einem Ansatz von vier Prozent genauso gut leben könne wie mit fünf Prozent, keinesfalls aber mit drei Prozent.

Michael Hartmann wollte die Unterhaltskosten herunter rechnen. Für ihn seien die in der Weinstraße anfallenden Arbeiten Investitionskosten, keine Unterhaltskosten. Stadlmeier räumte ein, das bereits selbst überlegt zu haben, aber "ich kann keinen Etikettenschwindel machen". Hartmanns Antrag, die Kanalgebühren auf 2,15 Euro festzusetzen, wurde auf Stadlmeiers Antrag namentlich abgestimmt und mit neun Gegenstimmen abgelehnt. Lediglich Winter, Hartmann, Keppler und Adolf Gloßner stimmten mit Ja. Am Ende wurde mit acht Ja-Stimmen eine Gebühr von 2,25 Euro beschlossen, dagegen stimmte zusätzlich zu den Vorgenannten auch Albert Zeller.

Ähnlich langwierige Diskussionen hatte es zuvor um Josef Riedls Antrag gegeben, die Grundgebühr zu streichen und stattdessen völlig auf verbrauchsabhängige Gebühren umzusteigen, was für Ein- und Zwei-Personenhaushalte günstiger kommt. Riedl, selber in einem Fünf-Personenhaushalt lebend, fand, Großverbraucher müssten nicht bezuschusst werden auf Kosten von (überwiegend) Rentnern.

Dagegen gab Böhm zu bedenken, das verbrauchsabhängige Modell treffe vorwiegend Familien mit Kindern. Umfangreiche Berechnungen, die Stadlmeier mit und ohne Grundgebühr hatte anstellen lassen, zeigten am Ende, dass die Differenz nur bei wenigen Euro lag. So muss der Unterstaller durchschnittliche Ein-Personenhaushalt mit 45 Kubikmeter Wasserverbrauch 16 Euro, der Zwei-Personenhaushalt (89 Kubikmeter) acht Euro im Jahr mehr zahlen, der Vier-Personenhaushalt (145 Kubikmeter) spart vier Euro, wenn eine Grundgebühr angesetzt wird. Im Durchschnitt aller Haushalte liegt der Unterschied lediglich zwischen 17 Cent (Bergheim) und 2,18 Euro (Attenfeld).

Grundgebühr bleibt

Am Ende stimmte der Gemeinderat mit elf zu zwei Stimmen dafür, die Grundgebühr beizubehalten. Der Hauptzähler wird wie gehabt mit drei Euro im Monat plus Mehrwertsteuer belastet.