Kampfabstimmung: Schule wird abgerissen

20.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Die Tage des alten Schulhauses in Wolkertshofen scheinen gezählt, dafür eine Lösung des Dauerbrenners Friedhofserweiterung in Sicht. Wenn nun auch noch die letzten Behörden ihr o. k. geben, wird hier in unmittelbarer Nähe zum bestehenden alten Friedhof bei der Kirche ein neuer Friedhof angelegt. - Foto: hli

Nassenfels/Wolkertshofen (EK) Die Nassenfelser CSU-Markträte setzten sich bei der Diskussion um die Wolkertshofener Friedhofserweiterung knapp mit 7: 6 durch: Das Alte Schulhaus soll dafür abgerissen werden. So lautete der Beschluss in einer sehr außergewöhnlichen Marktratssitzung.

Wegen der erwartet hohen Resonanz aus der Bevölkerung traf sich der Marktrat unter der Leitung von Bürgermeister Andreas Husterer am Dienstag im Wolkertshofener Gasthaus, um wegen der schon seit Jahren diskutierten Platznot im Wolkertshofener Friedhof einen Beschluss zu fassen. Die Versuche, den bestehenden Friedhof auf das Nachbargrundstück zu erweitern, waren gescheitert. Lediglich das Grundstück, auf dem die Alte Schule steht, scheint als möglicher Standort in Frage zu kommen.

 
Die CSU-Fraktion beantragte deshalb jetzt den Abbruch des Schulhauses und die Errichtung eines neuen Friedhofes hier. Sie verwies auf die Dringlichkeit und auf die lange Vorgeschichte dieser Diskussion. Außerdem hätten sich bei der jüngsten Bürgerversammlung in Wolkertshofen über 90 Prozent der Bürger dafür ausgesprochen.

Neben der Zusage des Diözesanbauamtes für den Standort lag auch die Rückmeldung des Landesamtes für Denkmalpflege vor: Demnach steht das etwa 1863/64 errichtete Schulhaus weder unter Denkmalschutz noch soll es künftig zu einem Baudenkmal erklärt werden. Es war schon vor Jahrzehnten umgebaut worden.

Weiterhin liegt ein Bodengutachten vor, welches die Errichtung eines Friedhofs hier unter gewissen Bedingungen für möglich hält: Wegen des Grundwasserspiegels und der Bodenbeschaffenheit sollten das Gelände um mindestens 50 Zentimeter aufgefüllt sowie der Boden ausgetauscht werden.

Auch Kreisbaumeister Christian Süppel habe keine grundsätzlichen Bedenken gegen den Standort, regte jedoch an, die Friedhofsanlage im hinteren Grundstücksbereich beim Spielplatz zu beginnen und die Spielgeräte komplett zu verlagern. Dann müsste das Schulhaus erst abgerissen werden, wenn erneut erweitert werden müsste. Nach wie vor entschieden gegen den Abriss des Schulhauses spreche sich Kreisheimatpfleger Wunibald Iser aus, fasste Bürgermeister Andreas Husterer die Stellungnahmen zusammen.

Die Fraktion der Freien Wähler, die sich nicht prinzipiell dem Abriss verweigern, wollte zuvor geklärt haben, ob ein Konzept hinsichtlich Umfang und Größe sowie Kosten dieses Friedhofsneubaus vorliege und welche weiteren Risiken das Bodengutachten noch bergen könnte. Außerdem müssten die Stellungnahmen von Wasserwirtschaftsamt und Gesundheitsamt abgewartet werden. Es wäre höchst ärgerlich, wenn nach einem Abriss der Schule der Standort durch das Wasserwirtschafts- oder Gesundheitsamt abgelehnt werden würde. Sie wollten den Beschluss deshalb vertagen.

Der Bürgermeister nannte eine erste Kostenschätzung bei einem angenommenen Bedarf von rund 40 Grabstätten: etwa 90 000 Euro. Einen Planungsauftrag gebe es selbstverständlich noch nicht. Husterer konterte auf die FW-Bedenken, dass zum einen bereits aus dem Bodengutachten hervorgehe, dass der Standort bei Berücksichtigung der Auflagen prinzipiell möglich sei, und dass zum anderen der Boden an sämtlichen anderen etwaigen Alternativstandorten in der der Umgebung des Schuttertals ähnlich problematisch beschaffen wäre.

Um die Angst zu nehmen, dass das Schulhaus unnötigerweise abgerissen würde, schlug der Bürgermeister vor, das Gebäude erst dann abzureißen, wenn die noch fehlenden Stellungnahmen positiv vorlägen.

Als sich dann die Argumente für oder gegen eine Beschlussfassung immer mehr ins Detail zerstreuten, sich auch gegenseitige Versäumnisvorwürfe, Unterstellungen oder kleinere persönliche Angriffe einschlichen, kam ein Antrag zur Geschäftsordnung auf Abstimmung zum Zuge. Im Vergleich zum FW-Antrag auf Vertagung war der bestehende Antrag der CSU-Markträte auf Abriss der Schule und Errichtung eines Friedhofes der Weitergehende und damit der zuerst Abzustimmende. Bei dieser "Kampfabstimmung" setzte sich die 7 : 6-Mehrheit der CSU gegenüber den Freien Wählern im Marktrat durch. Wobei der Abrissbeschluss, wie vom Bürgermeister vorgeschlagen, nur dann umgesetzt werden soll, wenn die ausstehenden Stellungnahmen von Wasserwirtschaftsamt und Gesundheitsamt positiv ausfallen. Dann würden auch konkretere Planungen für den Friedhofsbau und detaillierte Kostenberechnungen in Auftrag gegeben. (Weiterer Bericht aus der Sitzung folgt).