Ingolstadt
Kampfabstimmung beim ERC Ingolstadt

30.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:46 Uhr

Ist er der Herausforderer von Präsident Wolfgang Ott (links)? Gut möglich, dass Marketing-Spezialist Markus Jocher kandidiert - Fotos: Herbert

Ingolstadt (vk) Dem ERC Ingolstadt steht eine Machtprobe bevor. Die Neuwahl heute (19.30 Uhr) wird mit dem Rücktritt des bisherigen Präsidiums beginnen und mit einer Kampfabstimmung um das Präsidentschaftsamt enden. Wolfgang Ott gegen Markus Jocher oder Dirk Fieml heißt voraussichtlich das Duell.

Noch ist Ott Vorstand des Vereines, doch das wird sich heute im Sportheim des TSV Nord – zumindest kurzzeitig – ändern. Nach monatelangen internen Streitereien und Anschuldigungen hatte das Präsidium des ERC bei der Jahreshauptversammlung des ERC am 3. Mai bekannt gegeben, bei einer außerordentlichen Versammlung am 31. Mai zurückzutreten. Durch diesen Kompromiss, den Ehrenpräsident Manfred Schuhmann ausgehandelt hatte, soll ein Neubeginn möglich werden.

Nach der Versammlung Anfang Mai war der bisherige Amtsinhaber Ott noch unsicher gewesen, ob er erneut antreten würde. "Das werde ich mir sehr gut überlegen", sagte der reichlich frustrierte Notar damals. Wie der DONAUKURIER erfahren hat, will Ott nun doch erneut kandidieren. Eigentlich wollte Ott mit dieser Nachricht erst am Tag der Neuwahl an die Öffentlichkeit gehen, doch auf Nachfrage bestätigt er, dass er ein neues Team zusammengestellt hat. "Ich bin nicht der Mensch, der die Dinge hinschmeißt, wenn es schwierig wird", sagt Ott: "Ich fühle mich verantwortlich für das Wohl des ERC." Im neuen Team von Ott sind als Vizepräsidenten Ex-Eishockeyspieler Georg Gruber und erneut Sabine Leis vorgesehen, als Kassier Daniela Mack und als Schriftführer Ex-ERC-Trainer Richard Neubauer. "Ich habe Wert darauf gelegt, Leute zu integrieren, die nicht durch die bisherigen Streitigkeiten belastet sind und die vom Eissport etwas verstehen", sagt Ott, der dem Verein seit acht Jahren vorsteht: "Wir müssen uns wieder auf unsere eigentliche Aufgabe konzentrieren, die Förderung des Nachwuchses." Doch Ott wird sich bei den Neuwahlen auf vehemente Gegenwehr einstellen müssen. Eine Gruppe um den bisherigen Kassier Oliver Dehn hofft ebenfalls auf einen Neuanfang im Präsidium des ERC.

Ursprünglich war der Referent des Ingolstädter Oberbürgermeisters Alfred Lehmann, der CSU-Mann Christian Lösel, als Präsident vorgesehen. Doch der winkte vor einigen Tagen ab. "Ich bin ursprünglich gefragt worden, ob ich für eine Nachfolge von Ott zur Verfügung stünde", bestätigt Lösel: "Aber ich habe zwischenzeitlich erfahren, dass Ott weitermachen möchte. Und in eine Gegenkandidatur gehe ich nicht."

Für einen Fall wie diesen hatte die Gruppierung vorgesorgt. So sollte sich der langjährige ERC-Fan und Marketingexperte Markus Jocher zur Wahl stellen. Der momentane Kassier der Inline-Abteilung des ERC hielt sich in den letzten Tagen allerdings bedeckt und wollte sich gar nicht äußern. Gut möglich, dass er nun doch nicht antritt. Für diesen Fall wäre Dirk Fieml der heißeste Kandidat für das Ehrenamt. Der Ex-Geschäftsführer der Stadtwerke und heutige Vorstand einer Unternehmensberatungsfirma war schon vor Wochen als möglicher Präsidentschaft genannt worden, wollte aber wie Lösel nicht gegen den bisherigen Amtsinhaber antreten.

Kassier Dehn begründet die Geheimniskrämerei um den Herausforderer von Ott damit, dass der bisherige Präsident "jeden angeht, der offiziell als Kandidat genannt wird." Ott bestreitet das: "Das ist völliger Unsinn. Ich habe einmal zufällig den Lösel auf der Straße getroffen und mich mit ihm unterhalten. Das wird man wohl noch dürfen. Gegen das Wort angehen verwehre ich mich."

Dehn hält auch geheim, für welche Positionen im Präsidium die weiteren Mitglieder seiner Gruppierung vorgesehen sind. So sind lediglich die Namen des Teams bekannt, das sich heute Abend zur Wahl stellen wird. Neben Jocher, Dehn und Fieml (kleines Bild) stehen Helmut Heinrich (Ex-Abteilungsleiter Eishockey), Cornalia Dürkop (Schriftführerin des Präsidiums) und der Inline-Abteilungsleiter Reinhard Vogl in der Mannschaft, die einen Neuanfang ohne Ott erreichen will.

"Die Vizepräsidenten bekämen bei uns genau definierte Arbeitsebenen zugeteilt", sagt Dehn: "Dann muss jeder auf seiner Arbeitsebene auch etwas Nachweisbares tun." Genau in diesem Punkt sah er im alten Präsidium ein Defizit. "Wir haben unser Team so besetzt, dass ein unbelasteter Neuanfang möglich ist", sagt Dehn.

Auch wenn davor eine emotionale Kampfabstimmung notwendig ist.