Kampf um Staatsbürgschaft

09.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:17 Uhr

Pförring (DK) Die Firma Wagon Automotive in Pförring hat trotz der Insolvenz der Muttergesellschaft nach Angaben von Josef Karrer derzeit keine Finanzprobleme. Um die Arbeitsplätze halten zu können, kämpft der Geschäftsführer um eine Staatsbürgschaft.

Aus Sorge um die über 100 Arbeitsplätze am Ort hat Bürgermeister Bernhard Sammiller einen der Gründer und jetzigen Geschäftsführer des Pförringer Autozulieferers Wagon Automotive FKT GmbH, Josef Karrer, gebeten, dem Marktgemeinderat die aktuelle Lage und die Perspektiven des zweitgrößten Arbeitgebers am Ort zu schildern. Die Firma, die vorwiegend Beschattungssysteme für alle Premium-Autohersteller fertigt, habe "zurzeit keine finanziellen Probleme", erklärte Karrer am Donnerstag: "Wir haben eine gute Auftragslage und gute Produkte, deshalb gibt es keine Kurzarbeit, und es muss auf absehbare Zeit auch niemand entlassen werden."

Allerdings sei die Finanzkrise in Pförring angekommen. Der Vertrauensverlust bei den Lieferanten sei so groß, dass die Devise heiße "erst zahlen, dann liefern", so Karrer. Und auch die Kunden seien verunsichert, denn sie bräuchten wiederum zuverlässige Lieferanten. Außerdem sei man im Moment außer Stande, in neue Produkte zu investieren.

Karrer erwartet sich in dieser Lage Hilfe vom Staat: "Wir brauchen kein Bargeld, sondern nur eine Bürgschaft von ein bis zwei Millionen Euro", sagte Karrer. Deshalb habe es bereits Gespräche mit dem Wirtschaftsministerium gegeben. Damit die Politik den Standort Pförring nicht vergesse, bat Karrer auch die Kommunalpolitiker um Unterstützung: "Es geht nicht um mich, sondern um die 110 Menschen, die hier ihr Brot verdienen", betonte Karrer.

Zurzeit führe der Insolvenzverwalter Verhandlungen mit einem renommierten bayerischen Investor. Es bestehe aber weiterhin die Gefahr, dass ein Wettbewerber die Firma kaufe, um sie zu schließen. "Ich würde meinen letzten Blutstropfen geben, um die Arbeitsplätze zu halten", versicherte der Unternehmensgründer. Deshalb gebe es auch die Option, dass er selbst die Firma zurückkaufe, die er zusammen mit Michael Feigl vor zwölf Jahren unter dem Namen FKT gegründet und vor drei Jahren an den britischen Konzern Wagon Automotive Plc. verkauft hatte. Unabhängig davon rechnet Karrer damit, dass er vom Insolvenzverwalter bald als alleiniger Geschäftsführer bestellt wird.

Als motivierend bezeichnete Karrer das Umdenken bei den Autoherstellern. Hätten diese in der Vergangenheit die Zulieferer mit ihren Problemen allein gelassen, so gebe es jetzt großes Entgegenkommen, etwa die pünktliche Bezahlung der Rechnungen. Eine Garantie für die Zukunft, wie sie manche Gemeinderäte wünschten, konnte Josef Karrer bei allem Optimismus nicht geben, denn eins steht für ihn fest: "Die Krise kommt erst."