Ingolstadt
Kampf den Corona-Pfunden

In der Pandemie leidet bei vielen die körperliche Fitness - jetzt darf wieder trainiert werden

15.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:12 Uhr
Sabine Kaczynski
Trainingsrückstand: Endlich wieder Lady Boxen im Gladiators Gym. −Foto: Kaczyinski

Ingolstadt - Seit 27. Mai haben die Fitness-Studios in Ingolstadt wieder geöffnet - ab Samstag entfielen weitere Hürden wie das Buchen von Trainingsslots oder das Vorweisen eines negativen Coronatests.

Wie haben die Schanzer Betreiber auf das Re-Opening reagiert? Gab es einen Run auf die Studios? Wir haben uns einmal umgehört.

"Zwar waren wir sehr froh, endlich wieder öffnen zu können", erzählt Dardan Morina, der mit seinem Bruder Gentian das Gladiators Gym betreibt, "die große Erleichterung blieb angesichts der vielen Auflagen aber aus. " Auch der Zulauf der Mitglieder war zunächst verhalten: "Viele waren noch verunsichert", blickt Morina auf die ersten Tage zurück. Inzwischen habe sich die Teilnahme an den Kursen erhöht, die weiteren Lockerungen hätten die Lage zusätzlich verbessert. "Noch limitieren wir freiwillig die Besucherzahl, um noch mehr Kontrolle zu haben", berichtet der Ingolstädter. "Die Regeln wie Maske tragen, Desinfektionsmittel benutzen oder Abstand halten haben sich aber längst eingespielt", sagt Morina. Katastrophal sei dagegen der Fitnesszustand vieler Besucher. "Fast 90 Prozent der Kinder kommen mit Übergewicht. Auch bei den Erwachsenen ist die Anfangseuphorie für das Training im Lockdown schnell eingeschlafen. Nur wenige haben ihren Konditionsstand gehalten, der Großteil hat Pfunde zugelegt. Kein Wunder, wenn der Tagesablauf aus Essen bestellen, guten Wein trinken und Netflix besteht. " Es sei umso wichtiger, zu einem gesunden Lifestyle zurückzukehren.

Finanziell haben die Morinas sehr sparsam agiert und neue Projekte gestartet, um das Überleben ihres Unternehmens zu sichern. "Es war ein Kraftakt, aber man wächst daran", lautet Morinas Fazit.

Volker Beitler und Markus Halbeis vom Lifepark haben die Situation ähnlich erlebt. "Den Laden eingerannt haben uns die Leute an den ersten Tagen nicht gerade. Viele wollen erst ihre zweite Impfung abwarten. Wer kam, war glücklich und dankbar, wieder trainieren zu dürfen", sagt Halbeis und Beitler ergänzt: "Bis der Betrieb wieder richtig in Schwung kommt, wird es sicher bis zum Herbst dauern. " Die am Samstag weggefallene Testpflicht sei zuvor das größte Hindernis gewesen. Auch die Lifepark-Betreiber bestätigen, dass sich die Konstitution vieler Kunden verschlechtert hat. "Die Kondition hat rapide abgenommen, die meisten halten die gebuchte Stunde gar nicht durch. Wer erst mit dem Training angefangen hatte, ist in ein Loch gefallen und hat zu Hause nichts gemacht", verweist Halbeis auf ein weiteres Problem: "Viele verbinden mit dem Studio nicht nur Sport, sondern auch soziale Kontakte. " Ein alleinstehender Besucher habe nicht nur 16 Kilo zugenommen, sondern eine Depression entwickelt, berichtet er. "Auch für ältere Menschen ist der Lifepark Trainings- und Begegnungsstätte. Für sie war es besonders schwer, da sie sich auch zu Hause nicht trauten, andere zu treffen", sagt Beitler.

Beibehalten wollen die beiden das Angebot der Online-Kurse, das sich in der Coronazeit bewährt habe. Trotzdem hoffen sie auf eine baldige Rückkehr zur kompletten Normalität ohne Beschränkungen - auch aus finanziellen Gründen: "Bis die beiden Studios wieder auf das Vor-Corona-Level kommen, braucht es sicherlich ein Jahr", fürchtet Beitler.

Vergleichbare Erfahrungen hat Uli Schwarz von Positiv Fitness gemacht: "Auch wenn die Entscheidung sehr kurzfristig kam, waren wir froh, wieder aufmachen zu dürfen", sagt der Inhaber. Auch die Kunden seien glücklich über das weitere Stückchen Normalität, obgleich ein echter Run auf das Studio ausgeblieben sei. "Allerdings bin ich beim Anblick einiger Leute erschrocken", verrät Schwarz, doch die überzähligen Pfunde seien noch das geringere Problem, schlimmer sei die gesundheitliche Beeinträchtigung. "Gerade ältere Kunden sind auf regelmäßiges Training für den Bewegungsapparat angewiesen", sagt er und beschreibt die enormen Rückschritte zweier Patienten nach einer Schulter-OP bzw. Knieproblemen. "Man kann bei beiden eine deutliche Verschlechterung sehen. "

Hoffnung auf dauerhafte Besserung geben die fallenden Inzidenzen: "Wenn sich die Lage stabilisiert, können wir in ein gesundes Herbst- und Wintergeschäft starten. Wir sind auf neue Mitglieder angewiesen, schließlich gab es Kündigungen, die nicht kompensiert werden konnten", gibt Schwarz zu bedenken. Er rechne mit einem finanziellen "Normallevel" in etwa einem Jahr. "Da darf aber nichts mehr schiefgehen. "

DK

Sabine Kaczynski