Ingolstadt
"Kammerspiele - ja, bitte!"

CSU beteuert nach heftiger Kritik ihre Bereitschaft zum Bau der Ersatzspielstätte und mahnt gleichzeitig Geduld an

28.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:12 Uhr
Bei der Podiumsdiskussion "Kammerflimmern 2" wurde mehrheitlich ein baldiger Bau der Kammerspiele gefordert, die als Ersatzspielstätte während der dringend notwendigen Sanierung des Stadttheaters dienen sollen. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Nach der teils heftigen Kritik, die am Sonntagmorgen bei der Podiumsdiskussion "Kammerflimmern 2" vor allem an Oberbürgermeister Christian Lösel und Bürgermeister Albert Wittmann laut geworden ist, reagiert die CSU nun mit einer Pressemitteilung.

 


Die Position der Stadtratsfraktion in Fragen des Neubaus der Kammerspiele war bei dem Treffen im Theaterfoyer nicht vertreten worden. Stadträte der CSU waren erst gar nicht gekommen oder meldeten sich zumindest nicht zu Wort. Überhaupt war die Beteiligung auch von Stadträten anderer Gruppierungen eher spärlich, wie einige Theaterfreunde bedauerten, die gerne mit der Gegenseite in Diskussion getreten wären. Vor allem der CSU und den Freie Wählern (FW) wird immer wieder vorgeworfen, den als Ersatzspielstätte für das marode Stadttheater dringend nötigen Bau der Kammerspiele zu verzögern oder gar zu hintertreiben.

Dem widerspricht die CSU jetzt vehement: "Die CSU-Fraktion steht ohne Wenn und Aber zu den Kammerspielen", heißt es in der Mitteilung von gestern. Es sei "völlig unverständlich", wenn bei der Podiumsdiskussion Aussagen getroffen wurden, man sei "betroffen von der Unvernunft der politischen Spitze der Stadt".

Es fehle den Mitgliedern der CSU-Stadtratsfraktion "nicht am notwendigen Mut, um zu beschließen, vielmehr möchte man vermeiden, dass ohne hinreichende Informationen und Zahlenmaterial eine Entscheidung getroffen wird, die diesem wichtigen Projekt nicht gerecht wird. " Die CSU verweist dabei auf den mit der FW-Stadtratsfraktion gestellten Änderungsantrag bei der jüngsten Stadtratsitzung am vergangenen Donnerstag. Die Grünen hatten zuvor gefordert, der Stadtrat möge sich noch in der aktuellen Besetzung zum geplanten Standort der Kammerspiele an der Schutterstraße verhalten. Zu einer Diskussion zu diesem Punkt kam es bei der Stadtratsitzung allerdings nicht, da FW und CSU wie berichtet eine öffentliche Debatte in der Sitzung ablehnten. Den "beteiligten Bietern ist auf Grund der Komplexität der Planungsaufgabe ausreichend Zeit für eine gründliche und belastbare Fertigung ihrer Unterlagen zu geben", heißt es dagegen im FW-Antrag. Somit blieb das von vielen Anhängern des Stadttheaters gewünschte Bekenntnis zum anvisierten Standort für die neuen Kammerspiele und damit auch zum bereits abgeschlossenen Architekten-Wettbewerb abermals aus. Auch in der Mitteilung der CSU von gestern findet sich dazu nichts. "Mir ist keine Fraktion oder Gruppierung im Ingolstädter Stadtrat bekannt, welche einem Neubau der Kammerspiele unter vertretbaren Konditionen im Wege steht", beteuert Fraktionsvorsitzende Patricia Klein dagegen ganz grundsätzlich. Welche Konditionen für die CSU allerdings vertretbar sind und welche nicht, bleibt auch nach dieser Mitteilung offen. Kritiker führen immer wieder ins Feld, an dem geplanten Standort fielen eine unklare Zahl von Parkplätze in der Tiefgarage darunter weg. Wie gewichtig dieses Argument für die CSU ist, darüber kann weiter nur spekuliert werden.

Klein betont vielmehr, das Gremium müsse "die notwendige Geduld aufbringen, um den Architekturbüros die Zeit für eine solide Grundlagenermittlung zu geben und dann so frühzeitig wie möglich einen Beschluss zum Neubau der Kammerspiele fällen". Zu der Zusage des Freistaats auf eine hohe Förderung merkt die CSU an, damit seien nicht die Gesamtkosten gemeint, sondern "genau definierte zuschussfähige Kosten, die bei Weitem den finanziellen Gesamtaufwand nicht abdecken".

Markus Söder (CSU) hatte im Dezember 2016, damals noch als Finanzminister, einen Fördersatz von 75 Prozent zugesagt, der bei einer Kostensteigerung sogar noch erhöht werden könnte. Er sprach damals von einer staatlichen Förderung von "mindestens 80 Millionen Euro". Wer auf den Bau der Kammerspiele drängt, mag in der gestrigen Aussage der CSU-Stadtratsfraktion deswegen eher einen bewussten Dämpfer, denn ein glühendes Bekenntnis sehen. Insgesamt bleibt auch nach der aktuellen Einlassung der CSU zu erwarten, dass es beim "Kammerflimmern3" am Montag, 27. Januar, noch einiges zu diskutieren gibt.

 

Johannes Hauser