Scheyern
Kaleidoskop der Melodien

Sechs Harfen auf einen Streich: Bunter Abschluss der Kammermusikwoche im Scheyrer Kloster

02.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:51 Uhr
Krönender Abschluss: Am Konzertende vereinigten sich rund 35 Musikschüler zu einem großen Orchester mit beeindruckender Klangfülle. −Foto: Steininger

Scheyern (PK) Vieles ist anders gewesen beim Abschlusskonzert der Kammermusikwoche im Wittelsbacher Saal des Scheyrer Klosters. Vom klassischen Ensemble bis hin zum Kammerorchester, von konzertanter Musik bis hin zum Jazz war alles vertreten, was den Begriff "Kammermusik" großzügig definierte.

Eine Woche intensiven Musizierens hatten die rund 35 Musikschüler im Alter von neun bis über 70 Jahren hinter sich, die unter Anleitung von acht erfahrenen Musiklehrern und Orchestermusikern ihre Fertigkeiten an ihren Instrumenten und im musikalischen Zusammenspiel dabei verbesserten. Kursleiterin Ragnhild Kopp organisierte die Woche im Namen der "Münchner Schule für Bairische Musik", die bereits im dritten Jahr in Folge Gast im Kloster Scheyern war.

Jeweils am Vormittag probte die Orchesterbesetzung im Wittelsbacher Saal, am Nachmittag waren die Ensembles dran, die sich auf verschiedene Räume verteilten. Ideale Bedingungen also, für die sich Kopp ausdrücklich bei Abt Markus Eller und Pater Lukas Wirth bedankte. Einen Ausgleich für konzentriertes Üben und Proben fanden die Teilnehmer bei abendlichen Märchenstunden unter Kerzenlicht, um Spannungen abzubauen. Für die Kinder dienten Bastelstunden als Ablenkung.

Trotzdem fieberten alle dem Abschlusskonzert entgegen, um vor Publikum, im festlichen Ambiente des Wittelsbacher Saals, ihre Fertigkeiten zu demonstrieren. So ergab sich ein buntes Bild an Interpreten unterschiedlichsten Alters und ebensolcher Instrumente. Denn "wir nehmen alle, die wir haben, bei uns darf jeder mitspielen", so Kopp.

So kamen Instrumentierungen zustande, die in der Kammermusik sonst nicht zu finden sind. Denn typischerweise sind Stimmen nie mehrfach besetzt, oder in der Originalkomposition ist beispielsweise keine Harfe enthalten. Was Kopp nicht stört: "Dann schreib' ich einfach eine Harfenstimme dazu", meinte er. Was wohl unumgänglich war, denn allein sechs Harfen warteten vor Konzertbeginn auf ihren Einsatz. Kopp hat in München und Paris Harfe studiert, war Musikerin im Münchener Gärtnerplatz-Theater und ist somit prädestiniert für ihre Aufgabe.

Mit festlichen Klängen eines Bläser-Sextetts von der Balustrade herab begann schließlich ein abwechslungsreiches Konzert, dargebracht von Ensembles vom Sextett bis zum Dezett, deren Musikstücke jeweils von ihren Dozenten vorgestellt wurden. Wie zum Beispiel Barbara Schenk aus Oberammergau, die den letzten Satz aus einem Flötenkonzert von Telemann für Blockflöte und Streicher ankündigte. Claude Debussy hatte sein "Clair de Lune" eigentlich nicht für Harfen geschrieben, aber an diesem Konzertabend war eben vieles anders, was seiner Komposition keinen Abbruch tat, was das Harfen-Duo aus jungen Damen eindrucksvoll bewies.

Und so ging es weiter durchs Programm, mit Besetzungen im Sextett, Septett, Oktett, als vierhändiges Klavierduo oder mit Schlagzeugsolo des neunjährigen Valentin bei dem bekannten Jazz-Titel "Birdland", der darüber hinaus noch als Solist an der Trompete und am Keyboard in Erscheinung trat. Eher selten zu sehen und zu hören ist ein Harfen-Quintett, das aber bildete ein optisches und akustisches Glanzlicht im Programm.

Gegen Ende zu wurde aus den Ensembles ein immer größer werdendes Orchester, das sich bekannter Kompositionen von Vivaldi, Elgar oder Dvorak bediente und eindrucksvoll bewies, dass sich fleißiges Üben musikalisch bezahlt macht. Wie am Ende mit dem Chorwerk "Adiemus" von Karl Jenkins, instrumental und sehr stimmungsvoll interpretiert vom mittlerweile 35-köpfigen Orchester aller Musikschüler.

Fazit des Kammerkonzerts: Ein gelungenes Beispiel harmonischen Zusammenspiels im doppelten Wortsinn, das allen Beteiligten wie auch dem Publikum viel Spaß und Freude bereitet hat.

Hans Steininger