Schrobenhausen
Kaffeeschwatz mit Kakadu

Der Schrobenhausener Dieter Reisle hat ein seltenes Haustier und ist mit ihm auch in der Stadt unterwegs

08.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:34 Uhr
Ein treuer Gefährte im Federkleid: In der Mittagspause ist Dieter Reisle gerne mal mit seinem Molu unterwegs, wie hier bei der Bäckerei Seitz. Molu ist ein männlicher Molukkenkakadu, das erkennt man an seinem leicht pink gefärbten Gefieder am Bauch. Anders als andere Papageien spricht diese Rasse aber nicht. Damit er sich so ruhig verhält, ist viel Training notwendig. −Foto: Hausmann

Schrobenhausen (SZ) Katzen sind längst nicht mehr ungewöhnlich in den Haushalten, geschweige denn ein Hund - sie sind der Deutschen liebste Haustiere. Doch einen gefiederten Gefährten hat nicht jeder: Wie kommt man dazu, einen Papagei zu halten und was muss man beachten? Auf ein Tässchen Kaffee mit dem Kakadu Molu - und seinem Besitzer Dieter Reisle, der mit ihm ein ganz besonderes Haustier hat.

An einem warmen Sommertag geht es durch die Innenstadt, die Mittagssonne brennt vom Himmel. Da bietet sich an der Bäckerei Seitz an ganz besonderer Anblick. Der erste Gedanke: "Der Mann hat doch wirklich einen Vogel." Ein Mann trinkt gelassen seinen Espresso, an seinem Stuhl sitzt ein weißer Kakadu. Er spreizt sein weißes Gefieder, knabbert an seinen Flügeln und schaut dem Treiben in der Innenstadt zu. Da, jetzt lässt er sich den Kopf kraulen, und kneift vergnügt die kleinen schwarzen Knopfaugen zu. Er tappt ein wenig umher auf der Stuhllehne. Ob er wohl gleich wegfliegt? Fehlanzeige. Zärtlich schmiegt sich an seinen Besitzer.

Seit zwei Jahren lebt Dieter Reisle, der gebürtig aus Nürnberg kommt, nun schon in Schrobenhausen. "Ich bin als Überzeugung Papageienliebhaber, schon als Kind hatte ich immer Vögel", erzählt er mit gemütlich-fränkischem Dialekt. Doch: Kleine Vögel wie etwa Wellensittiche bekommt jeder noch im Zoogeschäft. Anders sieht es beim Molukkenkakadu, wie sein Vogel Molu einer ist, aus: "Molukkenkakadus stehen unter Artenschutz, es gibt nur noch 2000 Tiere weltweit. Molu habe ich von einem zertifizierten Züchter in Leipzig gekauft."

Mit etwa drei Monaten kam das Tier zu ihm, er zog ihn auf und kümmert sich jeden Tag viele Stunden um ihn. "Dass er so zahm ist, ist das Ergebnis, wenn man sich mit seinem Vogel beschäftigt", erklärt der 50-Jährige, der als Pressereferent einer Firma von zu Hause arbeiten kann.

Der Wahl-Schrobenhausener gibt Molu seinen Teelöffel. Der Kakadu nimmt ihn mit seinem Schnabel und flattert auf den Stuhl gegenüber von Dieter Reisle. Ein Mann geht langsam an seinem Tisch vorbei, ein neugieriger Blick streift den Kakadu und seinen Besitzer.

Die Menschen haben viele Fragen, besonders auch zur Haltung, weiß Reisle. Durch die lange Erfahrung ist er gewissermaßen Experte in artgerechter Haltung für den Papagei, das sonst in Indonesien beheimatet ist, geworden. "In der Natur würde ein Tier aus Deutschland nicht überleben. Ich sehe es als Aufgabe, dem Vogel ein Zuhause zu gebe. " Molu ist bei ihm nie eingesperrt, kann sich frei im Haus und draußen bewegen. Nachts schläft in einer offenen Voliere. Doch einen Kakadu zu besitzen, bedeutet auch viel Training - und das rund um die Uhr. "Alleine wenn wir wie jetzt an der Baustelle sitzen, ist das schon Training."

Die Bauarbeiten scheinen Molu aber gar nicht zu kümmern. Interessiert beugt sich der große Vogel zu Rreisles Kaffeetasse hinunter. "Ansonsten arbeite ich mit Belohnung, das Ganze soll aber kein Abrichten werden." Einen Papagei als Haustier zu haben, stelle für viele einen Reiz dar: "Wer wenig Zeit hat, sollte so ein Tier nicht halten - dem Tierwohl zuliebe", sagt Rreisle. Und weiter: "Ein Molukkenkakadu ist ein wenig auch eine Bindung fürs Leben, denn die Vögel können bis zu 90 Jahre alt werden", erklärt Dieter Reisle. Er und Molu bleiben noch ein wenig im Café sitzen, bei einer gemütlichen zweiten Tasse Kaffee.