Ingolstadt
Käthe Lachmann: Von allem ein wenig zu viel

17.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:55 Uhr

Ingolstadt (kf) Ihr Markenzeichen ist dieses Juchzen. Wenn die Stimme kippt oder grell in den Raum schallt. Dann würde man manchmal gerne ein wenig leiser drehen. Käthe Lachmann liebt diese Übertreibungen, die Überzeichnung. Nicht nur akustischer Natur, sondern auch theatralischer und inhaltlicher Art.

Denn manches, was die quirlige Person – immer wieder in Ingolstadt zu Gast – im Rahmen der Kabaretttage präsentiert, geht hart an die Schmerzgrenze.
 

Wenn sie eine Talkrunde im Privatfernsehen in extenso imitiert, dann mag das den medialen Wirklichkeiten entsprechen, aber das TV-Gruselkabinett muss man gar nicht einschalten oder kann wegzappen. Und als Persiflage auf ein solches, ist manches zu dick aufgetragen. Treffender ist Lachmann als künstliche wie dümmliche amerikanische Synchronsprecherin, und nicht ohne skurrilen Charme sind die Verzweiflungsattacken ihres Freundes, der an der Wollwäsche scheitert und dem Wahnsinn nah um den Hausaltar mit einem Konterfei von Clementine tanzt. All das führt die gebürtige Schwäbin dialektfrei mit Inbrunst und vollem Körpereinsatz auf der Bühne vor.

Lachmanns Stärken sind ihre Unmittelbarkeit, mit der sie Stand-up-gleich mit dem Publikum plaudert, oder ihre mäandernden Ausführungen, die sie mit der Pointe buchstäblich in letzter Sekunde schließt. Ansonsten nimmt sie sich ohne roten Faden die Banalitäten und Stolperfallen des Alltags vor: vom Navi über eine Macho-Anmache auf einem Kreuzfahrtschiff bis zum Leid von Singles im realen Leben wie in virtuellen Welten. Und sie gibt Antworten auf Fragen, die sich nicht unbedingt aufdrängen: Sie verzichtet in der Fastenzeit mal auf Fenchel, Koriander und Leber oder fragt sich, wie unkontrolliert biologischer Anbau aussieht.

Käthe Lachmann war schon immer schrill und aberwitzig – dieses Mal wäre ein bisschen weniger mehr gewesen.