Ingolstadt
Kadlec verpasst Sieg beim Ingolstädter Hallentrial

19.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:06 Uhr

−Foto: Alfred Moser

Ingolstadt - Die rund 3000 Zuschauer in der ausverkauften Saturn-Arena jubelten, doch Franz Kadlec schlug enttäuscht die Hand vor sein Gesicht. In neun Metern Höhe, auf dem Endpunkt der letzten Sektion beim sechsten Ingolstädter Hallentrial hatte er im letzten Moment die Chance auf den erhofften ersten Sieg verpasst.

Den Ausschlag nach viereinhalb Stunden hochklassigem Trialsport   gab eine Zeitstrafe. Kadlec war drei Sekunden zu langsam, erhielt einen Strafpunkt, weshalb knapp, aber keineswegs unverdient, der Norweger Sondre Haga gewann. 90 Sekunden hatten die Fahrer für die sechs Sektionen der Finalrunde jeweils Zeit. In der Regel kein Problem. Vielmehr bereiteten die schwierigen und dadurch sehr selektiven Teilprüfungen einigen Fahrer immer wieder unlösbare Probleme. Kadlec und Haga, die das Event schon in der Qualifikationsrunde dominiert hatten, kamen hier am besten durch. Ob Sprünge bis auf 2,10 Meter Höhe, Drehungen auf engstem Raum  oder zirkusreife Balanceakte auf dem Hinterreifen, die jeweiligen Meister ihres Landes  leisteten sich auf den 70 Kilogramm schweren Maschinen die wenigsten Fehler − und gingen folgerichtig mit jeweils nur zehn Strafzählern als Punktbeste in die letzte Sektion.  

Dort blieb Haga  erneut ohne Fehler und auch Kadlec musste als letzter Fahrer nicht einmal den Fuß absetzen, was automatisch einen Strafpunkt gegeben hätte. Während sich das begeistert mitfiebernde Publikum schon auf ein Stechen der beiden Besten freute, kannte die Anzeigentafel kein Pardon. Kadlec (siehe Interview) war   während der Fahrt nicht gewarnt worden, und hatte deshalb die Winzigkeit von drei Sekunden zu lang gebraucht. Somit wartet der Fahrer aus Reichersbeuern (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) auch nach seinem sechsten Auftritt  und  zahlreichen zweiten und dritten Plätzen bei seinem Heimrennen weiter auf den ersten Sieg.

„Als Veranstalter schlägt ja schon irgendwo das bayerische Herz in einem. Franz war  noch nie so nah dran, so dass  es wirklich schade ist, dass er  es nicht zumindest ins Stechen geschafft hat“, sagte Organisationschef Stefan Behr unmittelbar nach der Siegerehrung. Mit Haga hatte aber der aus seiner Sicht „an diesem Tag beste Pilot gewonnen, weil er von Beginn an das stabilste Nervenkostüm hatte“, wie der 41-jährige Vorsitzende des MC Neuburg meinte.

Dritter in dem erlesenen Teilnehmerfeld wurde mit dem Franzosen Téo Colairo im Übrigen  ein Fahrer aus der Ingolstädter Partnerstadt Grasse. Auf den weiteren Plätzen folgten der tschechische Meister Martin Matejicek   und der deutsche Vizemeister Max Faude. Auch ohne den Erfolg des bayerischen  Lokalmatadors  sprach Behr  – nicht zuletzt aufgrund der guten Resonanz von Publikum und Fahrerfeld – von einem „rundum  erfolgreichen Konzept“   beim Ingolstädter Hallentrial. Entsprechend kann er Kadlec durchaus Hoffnungen machen, dass  er  bei der nächste Auflage seinen Ingolstadt-Fluch vielleicht bezwingen kann. Dem Vernehmen nach könnte im Jahr 2022 das siebte Hallentrial stattfinden. 

Kadlec: Es war ein Leichtsinnsfehler dabei

ei der sechsten Teilnahme am Ingolstädter Hallentrial sollte endlich der erste Sieg gelingen. Das merkte man Franz Kadlec schon  in der Qualifikation an, die er als Einziger ohne Fehler beendete. Im sehr schweren Finale rutschte er zwar zweimal ab, lag vor der letzten Sektion gemeinsam mit dem Norweger Sondre Haga aber dennoch klar vor der Konkurrenz. Dann passierte der Leichtsinnsfehler, Kadlec lag drei Sekunden über dem Zeitlimit und musste schließlich wieder mit Platz zwei Vorlieb nehmen. Nach dem Finale gab der 22-Jährige Auskunft.

Herr Kadlec, war diese Zeitstrafe nicht zu vermeiden?
Franz Kadlec:  Ich hab es nicht gewusst. Mein Vater (war als Helfer direkt auf der Strecke, Anmerk. d. Red.) meinte, er habe gerufen, aber ich habe nichts gehört.

Schon im Vorfeld war vom Ingolstadt-Fluch die Rede. Nun scheitern Sie, weil Sie drei Sekunden zu langsam sind.  
Kadlec: Naja, ohne den Strafpunkt hätte ich ja auch noch nicht gewonnen gehabt. Es wäre aber ins Stechen gegangen.  Es ist natürlich blöd, so zu verlieren –  wegen so einem Fehler, wenn es so wichtig ist.

Viele Fahrer hatten Probleme in den Sektionen. Oft haben nur Haga und Sie die Hindernisse bewältigen können.
Kadlec: Ja, die Sektionen waren auf jeden Fall schwerer als vergangenes Jahr.  Trotzdem hätte ich    es mit nur einmal absteigen hinbekommen müssen. Da war wieder ein Leichtsinnsfehler dabei.

Aber mit Haga gab es dennoch einen verdienten Sieger?
Kadlec:  Absolut. Ich kenne ihn schon länger, Sondre fährt top.

Das Jahr ist noch jung. Welche Ziele haben Sie sich für die Saison gesteckt? 
Kadlec: Nachdem ich eine Ausbildung als Anlagen-Mechaniker begonnen habe, werde ich in diesem Jahr nicht bei der WM  fahren. Dafür will ich bei der EM gewinnen, so wie es mir schon 2014 gelungen ist. Außerdem mag ich wieder Deutscher Meister werden. Mein Ziel ist, den Rekord mit zwölf Titeln holen, sechs habe ich ja schon.

Und nach Ingolstadt kommen Sie  nochmal, um dann vielleicht doch irgendwann mal zu triumphieren?
Kadlec: (lacht) Klar, es hat auf jeden Fall wieder riesig Spaß gemacht. Und solange ich kann, werde ich das immer wieder versuchen.

Norbert Roth