Pfaffenhofen
K&L-Filiale vor unsicherer Zukunft

Unternehmen hat Schutzschirmverfahren eingeleitet

18.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:42 Uhr
Die Pfaffenhofener K&L-Filiale ist seit sechs Jahren im Neubau auf dem ehemaligen Bortenschlagerareal untergebracht. Wie lange sie dort noch bleibt, ist unklar. Das Modeunternehmen hat ein sogenanntes Schutzschirmverfahren gestartet. Standortschließungen könnten ein Teil des Sanierungskonzeptes sein. −Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) Die Zukunft der Pfaffenhofener K&L-Filiale am Hauptplatz steht in den Sternen. Um der Insolvenz zu entgehen, hat das Weilheimer Modeunternehmen K&L ein sogenanntes Schutzschirmverfahren gestartet. Der laufende Geschäftsbetrieb und die Löhne der Mitarbeiter sind somit vorerst lediglich bis zum Jahresende gesichert.

Auf Nachfrage unserer Zeitung hin, ob die Pfaffenhofener Filiale "sicher" sei , äußerte sich K&L-Geschäftsführer Jens Bächle (kleines Foto) eher vage: "Wir können derzeit noch zu keiner möglichen Schließung irgendeiner Filiale etwas sagen - insofern auch nicht zu unserer Filiale in Pfaffenhofen", meinte er. Dies werde über die nächsten Wochen im Rahmen des Schutzschirmverfahrens im Detail analysiert und Bestandteil des aufzustellenden Sanierungskonzeptes sein, fügte Bächle an. "Standortschließungen können wir nicht ausschließen, werden dies aber mit Bedacht in den nächsten Wochen analysieren."

Die K&L-Niederlassung am Pfaffenhofener Hauptplatz wurde im September 2012 im großen Geschäftshaus eröffnet, das auf dem Areal des ehemaligen Hotelgasthofes Bortenschlager errichtet wurde. Dabei handelt es sich um eine von insgesamt 57 Filialen des Modeunternehmens im süddeutschen Raum, das im Jahr 1962 von Karl Ruppert in Weilheim gegründet wurde. Vor gut einem Jahr übernahm Bächle, der bis dahin Finanzvorstand war, die Leitung des Unternehmens als geschäftsführender Gesellschafter. Er startete umgehend die Neuausrichtung des Unternehmens, bei dem 1200 Mitarbeiter beschäftigt sind und etwa 100 Azubis das Rüstzeug für ihren Start ins Berufsleben erlernen. Seither konnte der stete unternehmerische Abwärtstrend von K&L laut Bächle zwar gebremst, nicht aber vollends gestoppt werden: "Der September war im Gesamtmarkt eine Katastrophe, die dazu geführt hat, dass die bisherige positive Entwicklung auf den Kopf gestellt wurde."

Daher entschied sich Bächle, durch ein gesteuertes Insolvenzverfahren den Restrukturierungsprozess fortzuführen und ein drohendes Liquiditätsproblem zu lösen. Die Ursachen der Probleme macht Bächle in den "gravierenden Veränderungen in der Modebranche" fest, also im hohen Wettbewerbsdruck durch Fashion-Discounter und die Onlinekonkurrenz. Daher stellte die K&L GmbH und Co. Handels-KG am 9. Oktober einen Antrag auf Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens im Rahmen der Insolvenzordnung.

Seither teilt sich Bächle die Führung des Unternehmens mit zwei Rechtsanwälten, die auf Insolvenzverfahren spezialisiert sind. "Durch das Verfahren ist das Unternehmen vor Zwangsmaßnahmen der Gläubiger geschützt und weiterhin voll handlungsfähig", versichert Bächle. Für den Moment kann das operative Geschäft in den Filialen weiterlaufen wie bisher - und auch die Angestellten erhalten ihre Löhne. Damit das aber auch über den Jahreswechsel hinaus so bleibt, steht K&L jedoch ein umfassender Umbruch bevor. Denn das Verfahren dauert in aller Regel drei Monate. In dieser Zeit müssen die Weichen in die Zukunft neu gestellt werden.

"Im Schutzschirmverfahren wollen wir so viele Arbeitsplätze wie möglich erhalten. Das ist unser klares Ziel", sagt Bächle zwar. Trotzdem geht es jetzt vorrangig darum, "Kosten zu senken und bestehende Strukturen zu verschlanken", wie es in einer Unternehmensmitteilung heißt. Im Klartext bedeutet das Filial- und Personalabbau. Jede einzelne der insgesamt 57 Filialen, von denen manche über eine kleine Verkaufsfläche von nur 500 Quadratmetern, andere über bis zu 3200 Quadratmeter verfügen, wird untersucht und "vom Portfolio her auf das langfristige Wachstums- und Ertragspotenzial", so Bächle, überprüft. Defizitäre Filialen ohne Zukunftspotenzial sollen zeitnah geschlossen werden. Ob Pfaffenhofen zu diesen schwächelnden Filialen zählt oder "ordentlich performt", heißt es in der Mitteilung weiter, werde sich in den nächsten Wochen weisen. Das Sortiment soll außerdem gestrafft und durch Mode bekannter Partnermarken aufgepeppt werden. Ein ganz zentraler Punkt bei den Zukunftsüberlegungen betriff augenscheinlich und notgedrungen auch die Onlinestrategie des Unternehmens. Stand jetzt erwirtschaftet K&L nämlich lediglich vier Prozent seines Umsatzes über das Internet. Hier will Bächle zu allererst ansetzen, um einen ordentlichen Sanierungsplan auf die Beine zu stellen. "Dieser wird anschließend in Zusammenarbeit von Unternehmen, Sachwalter und Gericht innerhalb eines kurzen Zeitraumes umgesetzt", berichtet der Geschäftsführer weiter. K&L will außerdem - parallel zum Schutzschirmverfahren - Investoren gewinnen, um über eine strategische Partnerschaft die Kapitalbasis zu stärken. Was die Gehälter der Angestellten betrifft, ist das sicher eine gute Nachricht. Wie viele Filialen dadurch bestehen bleiben, scheint aber zum jetzigen Zeitpunkt völlig offen.

Patrick Ermert