Justiz stoppt Kraftwerksbauer

14.01.2011 | Stand 03.12.2020, 3:15 Uhr

Einsatzfähig montiert stehen mehrere Container mit Blockheizkraftwerken im Hof der "Gesellschaft zur Förderung Erneuerbarer Industrien" in Nürnberg. - Foto: Wraneschitz

Nürnberg (DK) Betrugsverdacht gegen die GFE-Group, die "Gesellschaft zur Förderung Erneuerbarer Energien" mit Sitzen in der Schweiz und Nürnberg: Seit 30. November 2010 bangen etwa 1000 GFE-Anleger um ihre Investitionen, insgesamt rund 50 Millionen Euro – Dutzende Beschäftigte stehen auf der Straße.

Das Unternehmen war angetreten, der Idee von Blockheizkraftwerken neue Impulse zu geben: Die Kunden kaufen einen Container, in dem ein kleines Pflanzenöl-Blockheizkraftwerk (BHKW) installiert ist – und verpachten ihn an eine GFE-Tochter, die ihnen eine Rendite zahlt.

Seit dem 30. November ist das Geschichte: An diesem Tag tauchte in der Früh um sieben Uhr die Polizei in den Werkshallen auf und verbot das Weiterarbeiten. Gut eine Woche später hieß es, die Arbeit werde auch nicht wieder aufgenommen. Von 1000 bei der GFE-Group bestellten BHKW sind bis heute erst "ungefähr 15 Container mit einem oder mehreren BHKW aufgestellt worden, eines davon in Fürth. Weitere 20 bis 30 Stück stehen fertig montiert auf dem Hof", berichtet Gerd Then (Name geändert), der die Container zusammengebaut hat und noch bis 15. Februar offiziell beim Produzenten der Blockheizkraftwerke angestellt ist.

Seit 1. Dezember 2010 haben knapp 30 GFE-Produktionsmitarbeiter "effektiv gar nichts mehr". "Zurzeit zahlt mir das Sozialamt den Hartz-IV-Satz. Deshalb habe ich beim Arbeitsgericht gegen GFE Production geklagt", erzählt Then. Denn wer offiziell noch Arbeit hat, kann kein Arbeitslosengeld beantragen. Auch Insolvenzgeld bekommen Then und Kollegen nicht: Zwar hat die GFE Gesellschaft zur Förderung Erneuerbarer Energien GmbH Ende 2010 Insolvenzantrag gestellt, nicht aber die dazugehörige GFE Production GmbH.

Wann ihr Blockheizkraftwerk geliefert werden sollte, weiß die Niederbayerin Heidrun Frank (Name geändert) bis heute nicht. 59 500 Euro hat sie in die Schweiz überwiesen. Danach verpachtete sie "ihr" Kraftwerk per Vertrag sofort an eine Tochter der Nürnberger GFE. Ein Sorglospaket sollte alles regeln: Aufstellung des Kraftwerks-Containers, Inbetriebnahme, Wartung, Betrieb, erzählt Heidrun Frank. Mit den Renditen – versprochen waren 20 Jahre lang je 30 Prozent – wollte sie ihren und den Lebensabend des Ehemanns finanzieren. Und etwas Gutes für die Umwelt täte sie auch noch, hieß es in Prospekten.

Inzwischen hat sie den Kaufvertrag widerrufen und den Münchner Anwalt Istvan Cocron engagiert. Der weiß: Von den Millionen, welche die GFE-Group kassiert haben soll, hat die Nürnberger Staatsanwaltschaft zurzeit 2 439 512 Euro sichergestellt.

Anwalt Wulf Viola aus Eibelstadt ist trotz allem von dem Konzept der GFE überzeugt. Seine Kanzlei vertritt nach eigener Aussage über 300 GFE-Anleger. Viola schießt schwer gegen die Staatsanwaltschaft Nürnberg: Mit "massiven Äußerungen in der Öffentlichkeit" nach der Polizeiaktion vom 30. November habe sie "die Unschuldsvermutung nach mit Füßen getreten".

Das meint auch der Geschäftsführer der GFE Production GmbH und hat sich bei Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) über die Ermittler beschwert. Doch der hat das Schreiben "wegen der Zuständigkeit" ans Justizministerium weitergeleitet.