Junge Musiker bieten facettenreichen Folk

01.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:35 Uhr

Geiger unterwegs: Dank moderner Funktechnik spazierte Geiger Matthias Eckelmann durch den Museumsgarten.

Neuburg (DK) Ihre Musik verzaubert, während die Silhouetten der Musiker ein mystisches Schattenspiel auf die Stadtmauer zeichnen, die in warmem, orangefarbenem Licht changiert.

Immer mehr etabliert sich der Garten des Stadtmuseums Neuburg als beliebte Freilichtbühne, deren Flair und Akustik sich wirklich nicht verstecken müssen. Dass die Veranstaltungen hier dennoch immer noch ein wenig den Touch des Geheimtipps haben, zeigt sich auch beim Irish-Folk-Abend mit Too-ry-ah. Die stimmungsvollen Klänge tragen weit aus dem Museumsgarten hinaus und locken immer wieder neue Besucher hinein. Mehr als 120 sind es am Ende, für die Museumsmitarbeiter und Organisator Norbert Heine teilweise noch Bänke herbeibringen muss.

"Irish Folk hat einen irgendwann und dann kommt man nicht mehr aus", charakterisiert Timo Hausbeck, Kopf der Band und in Neuburg zu Hause, die Ausstrahlungskraft der irischen Volksmusik. Gesucht und gefunden über die Musik – die fünf Musiker und Sänger von Too-ry-ah ergänzen sich fantastisch mit ihrer vielseitigen Instrumentenpalette zu einer mitreißenden Folk-Band. Meist eher in Pubs zu Hause, eröffnet die Freilichtbühne dem Ensemble ungeahnte Möglichkeiten – eben auch mal ruhigere, melancholische Lieder zu singen. Der schnelle Wechsel zwischen typischer (instrumentaler) Tanzmusik, Balladen, Kneipenliedern und sehnsuchtsvollen, romantischen Liedern macht den besonderen Reiz des Abends aus. Eben drückt das Ensemble noch auf Tempo und Rhythmus, und im nächsten Moment schwebt die klare Stimme von Evi Hinterheller über Bühne und Garten.

Da ist der grausame schottische Clanführer Donald Mc Gillavry, da sind Meerjungfrauen, denen in schottischen Liedern zu begegnen stets gefährlich sei, wie Timo als Ansager mit einem Augenzwinkern versichert. Nicht zu vergessen "Step it out Mary", die bittersüße, typisch irische Romanze, die erzählt, wie Mary und ihr "Soldier-Boy" ins Wasser gehen, während Marys Vater ihre Hochzeit mit einem reichen Kaufmann vorbereitet.

Schottische, englische und sogar amerikanische Lieder gehören neben dem eigentlichen Irish Folk zum Repertoire der fünf Studenten, die zwar alle an der Donau wohnen, sich aber der Musik der grünen Insel Irland verschrieben haben. Vier Stilrichtungen unterscheidet Timo innerhalb des irischen Liedgutes, und Too-ry-ah bringt Kostproben von allen. Am markantesten ist wohl die Sparte, die er "Viel Text auf wenig Lied" nennt. Wie "The crabfish", der im Nachttopf der Ehefrau auf seine Schlachtung wartet, was jene aber vor Schreck mitten in die Nacht vorverlegt. Nicht die witzige Geschichte ist das Besondere, denn die Iren spinnen gerne Seemannsgarn, nein, Evi legt ein atemberaubendes Tempo an den Tag und rattert den Text – lediglich begleitet vom virtuosen Trommler Sebastian Schrenk – nur so herunter. Wie sie es schafft, keinen Knoten in die Zunge zu bekommen, mag ihr Geheimnis bleiben. Melancholischer, aber ähnlich stimmgewaltig erweist sich ihre Schwester Lena bei "Valley of Strathmore", während der fünfte im Bund, Geiger Matthias Eckelmann, überwiegend als Begleiter vornehm im Hintergrund bleibt.

Vehemente Zugaberufe, teils stehende Ovationen, spiegeln am Ende die gute Stimmung, in die Too-ry-ah das Publikum versetzt hat – sicherlich nicht zum letzten Mal im Neuburger Museumsgarten.