Junge Malteser als große Helfer in der Not

05.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:50 Uhr

Alles nur Übung: Die jungen Malteser Franziska Kling (links) und Kyra Steinhauser helfen einem Schwerverletzten im Klenzepark. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Dass ihr Spruch "Fit für andere, fit fürs Leben" keine Floskel ist, zeigte die Malteser Jugend in Bayern bei ihrem ersten Landeswettbewerb am Samstag im Klenzepark. 80 Jugendliche zeigten bei realistisch dargestellten Notfällen ihr großes Können und Wissen.

Die Kettensäge heult auf. Dann ein Schrei aus dem Wald: "Aua, Aua!" Soeben hat sich Christian Gerblinger aus Augsburg beim Baumschneiden die Hand abgetrennt. Jede Mange Blut fließt. Sofort eilen Katharina Kehr und Hanna Ingelmann herbei. Die beiden 16-jährigen Eichstätterinnen legen den unter Schock stehenden Schwerverletzten auf den Boden und decken ihn mit einer Gold-Silber-Folie zu, damit er nicht friert. Dann halten die Mädchen den (mit Brotteig gestalteten) Armstumpf hoch, drücken die Arterie ab, damit die Blutung gestoppt wird, und legen Wundpflaster an. Während Katharina mit dem 21-Jährigen spricht, um ihn zu beruhigen, setzt Hanna einen Notruf ab. Schließlich wird die abgetrennte Hand steril und wasserdicht eingepackt.

Aufmerksam verfolgen die sieben anderen Mitglieder der Gruppe das Geschehen. "Das habt ihr sehr gut gemacht", lobt Schiedsrichterin Iris Kaspar das Trio. Auch das vorgegebene Zeitlimit von 15 Minuten halten sie ein.

Diese Übung ist eine von 15 Stationen, die die jungen Malteser und Schulsanitäter aus ganz Bayern und auch aus Baden-Württemberg in vier Stunden durchlaufen müssen – bei schwül-warmem Wetter mitunter eine schweißtreibende Angelegenheit. Aber alle sind sichtlich mit Spaß dabei.

Das bestätigt Rainer Hochgräf. Der 17-jährige Eichstätter ist an der Donaubühne zehn Minuten eifrig dabei, eine bewusstlose Person (in diesem Fall eine Puppe) mit Herzdruckmassage wiederzubeleben. Und gerade in diesem Moment regnet es. "Auch im Ernstfall kann man sich das Wetter nicht aussuchen", sagt Hochgräf. Neben ihm kümmern sich die anderen Mitglieder der Gruppe aus der Diözese Eichstätt um Kinder, die nach einer Geburtstagsparty sturzbetrunken herumliegen. Damit alles so echt wie möglich aussieht, stehen überall leere Wein- und Schnapsflaschen. "Die jungen Helfer wissen vorher nicht, was auf sie zukommt", sagt Wilhelm Horlemann, der Pressereferent des Malteser Hilfsdiensts (MHD).

So werden die zehn Wettbewerbsteams plötzlich zu einer Schlägerei unter Mädchen gerufen. Die Aufgaben der Helfer hier: Wunden der Verletzten versorgen, Streit schlichten und eine Bewusstlose in die stabile Seitenlage bringen, damit sie frei atmen kann. Um die Teamarbeit zu proben, müssen die jeweiligen Gruppen einen Helfer, der mit verbundenen Augen einen Rollstuhl schiebt, mit Zurufen durch den engen Parcours lotsen.

Bei dem Landeswettbewerb steht zwar die Erste Hilfe in Alltagssituationen im Vordergrund – daneben gibt es aber auch jede Menge Spiel und Spaß. So liefern sich die 14- bis 18-Jährigen ein lustiges Schubkarrenrennen mit den Führungsleuten der Malteser Jugend. Und es werden die geistig-religiösen Grundlagen der Malteser Jugend (Nächsten- und Gottesliebe) geschult. "Wertevermittlung ist uns wichtig, denn die Malteser sind ein katholischer Verband", sagt Constantin von Brandenstein-Zeppelin. Der Präsident des MHD in Deutschland ist einer der vielen Beobachter des Landeswettbewerbs, der im Rahmen der 30-Jahr-Feier der Malteser Jugend stattfindet.

Die Teilnehmer zeigen sich begeistert von der Veranstaltung: "Das ist interessant und lustig hier", findet Philipp Stockbauer-Muhr aus Passau. Und Hanna Ingelmann meint: "Es macht Spaß, sich mit anderen jungen Helfern zu messen." Der Wettbewerb sei gut organisiert worden. "Ein Jahr lang dauerte die Vorbereitung", informiert Landesjugendreferentin Christine Kuhn.