Neuburg
Junge Ideen für die Zukunft

Ausstellung im Bürgerhaus Schwalbanger bringt Visionen zur Sprache

23.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:07 Uhr
Die meisten Ideen für Pauls Lego-Skulptur stammen von ihm selbst und seiner Schwester Franziska. Den Anstoß hatten die Mitarbeiter der Offenen Hilfen gegeben. Höhepunkt im Rahmenprogramm war die Tanzperformance des Wiener Duos "Ich bin okay". −Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Immer mehr junge Menschen engagieren sich und wollen die Zukunft aktiv mitgestalten, sagte Gesundheitsamtsleiter Johannes Donhauser zum Auftakt der Veranstaltung "Zukunft auf Augenhöhe" im Bürgerhaus Schwalbanger.

"Das scheint bei den Politikern angekommen zu sein", stellte er beim Blick in die Runde fest.

Neben Landrat Peter von der Grün (FW), der versprach, über Gremien wie einen Jugendkreistag nachzudenken, über die man junge Menschen in die Politik einbinden könne, waren auch einige Bürgermeister, Bezirksrätin Martina Keßler und weitere Lokalpolitiker gekommen. Ziel der vom Gesundheitsamt und den Offenen Hilfen organisierten Veranstaltung sei es, eine inklusive Zukunft zu gestalten und alle Menschen mitzunehmen.

So dicht an dicht wie die Ausstellungsbesucher sich im Raum drängten, so eng beschrieben waren auch die Wände mit insgesamt 15 Projekten von zwölf Ausstellern. Das Descartes-Gymnasium war gleich mit vier Projekten vertreten, den Schulhühnern, Urban Gardening aus einem P-Seminar von Silvia Sander, vorgestellt von Veronika Gepperth und Tabea Schmidt, sowie mit "Forderungen der Neuburger Jugend". Unter dem Stichwort "Rassismus im Alltag" waren Sätze wie "Sag schon, woher kommst Du wirklich? " oder "Für einen Ausländer kannst Du das wirklich gut" in weißer Schrift auf schwarzem Karton geschrieben. In Zahlen las sich das Projekt so, dass von 100 befragten Neuburgern mit Migrationshintergrund 78 Prozent bejahten, von Rassismus betroffen zu sein, 22 verneinten das.

Ein Modell aus Legosteinen hatte der neunjährige Paul Langen mit seiner Schwester Franziska erstellt. Es soll seinen Weg als Autist darstellen, dessen Leben vor der Diagnose und der Unterstützung durch die Offenen Hilfen so chaotisch und unsortiert aussah, wie die verstreuten Legobausteine zu Beginn der Straße. Im nächsten Schritt liegen sie bereits geordnet, jetzt befindet er sich auf dem Weg, dargestellt durch einen aus Legosteinen gebauten Bulldog, zum Ziel eines Lebens auf eigenen Füßen mit gleichen Chancen. Dass sich Legosteine auch im wirklichen Leben nutzen lassen, erläuterte Sonya Karmazin von der Stiftung St. Johannes. Sie sammelt in einem Ehrenamtsprojekt alte Legosteine, aus denen kleine Rampen gebaut werden sollen, die die Städte barrierefrei machen sollen. Kleine, bis zu zehn oder zwölf Zentimeter hohe Hindernisse für Rollstühle sollen dank der verklebten Legobausteine überwindbar werden.

Gemeinsam mit seinem Vater Thomas Langen stellte Paul sein Projekt auf der Bühne vor, wo Julian Gramlich und Michelle Kartschuk die Vorstellung der einzelnen Projekte moderierten. Thorsten Stark, Leiter der Ingolstädter Lokalredaktion des DONAUKURIER, erläuterte 19 Thesen aus dem Manifest der Jugend, das beim futurologischen Kongress in Ingolstadt entstanden war. "Die Jugend macht das nicht schlecht", meinte er, denn von alleine würden Politik und Unternehmen nicht aktiv. Hauptthemen für die Thesen waren Klima, Verkehr und Bildung.

Bei Christian Zech von Pro familia konnte sich jeder seinen persönlichen Beziehungscocktail mixen. "Das Stichwort hier lautet Vielfalt. Menschen sollen ihre Beziehungen selbst bestimmen können, wie sie sie haben möchten", erklärte Zech. An der nächsten Wand hingen Plakate, an denen jeder notieren konnte, was Sex und Liebe für ihn bedeuten. Der Kreisjugendring hatte eine Fotobox aufgestellt, die nicht nur am Abend genutzt wurde, sondern im Vorfeld schon dazu gedient hatte, jugendpolitische Forderungen ins Bild zu setzen. "Natürlich unter Beachtung des Datenschutzes", betonte Geschäftsführer Guido Büttner und zeigte die Fotos, auf denen die Jugendlichen hinter Masken versteckt sind, wenn sie "Mehr Bäume statt Technik", "Keine Tierquälerei" oder "Weniger Abgase, mehr Gletscher" fordern.

Zweigeteilt ist die Collage, die 14- bis 17-Jährige aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie der KJF-Kliniken St. Elisabeth erstellt haben. In freundlichen Farben blüht die Hoffnung auf der einen, düster dargestellt sind Befürchtungen für die Zukunft auf der anderen Seite.

Andrea Hammerl