Neuburg
Jung und souverän

Harmzone im Neuburger Birdland

25.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:23 Uhr

Finale des „Birdland Radio Jazz Festival“ mit dem Saxofonisten Markus Harm - Foto: Löser

Neuburg (DK) Von wegen Nachwuchsband. Markus Harm (Altsaxofon), Stephan Gembler (Klavier), Peter Christof (Bass) und Björn Glindemann, die sich am Musikkonservatorium Nürnberg kennenlernten und nun in der Formation Harmzone zusammenspielen, mögen vielleicht noch jung an Jahren sein, was sie musikalisch von sich geben, zeugt freilich von Reife und Souveränität.

Der zweite der beiden einstündigen Sets des Konzerts, das das „3. Birdland Radio Jazz Festival“ abschließt, wird live von Bayern 2 übertragen, der erste aber gibt bereits die Richtung vor. Und die ist eindeutig: Dieser Abend wird für die junge Band ein großer Erfolg werden und für die Fans im Club und die Hörer draußen im Land ein Grund, die Ohren zu spitzen. – Das ist bereits nach zwei Stücken völlig klar.

Auf der Bühne steht ein Quartett aus Musikern, von denen jeder aus einer anderen musikalischen Kinderstube kommt, wodurch folgerichtig verschiedene Einflüsse zusammentreffen, von denen jeder ein versierter Solist, eigenständiger Komponist und geschickter Arrangeur ist, woraus sich eine Band ergibt, in der es nicht um eine stilistische Schublade geht und um die passende Etikettierung. Im Vordergrund steht vielmehr die pure Lust, sich auszutoben, frei nach dem Motto „Alles ist möglich und nichts ist heilig“. Weswegen im Jazzverständnis der Combo eben auch die Bearbeitung einer „Depeche Mode“-Nummer ihren Platz findet.

In einem freilich kennen die vier keinen Spaß. Bei aller Offenheit muss das Gefüge innerhalb der Band passen. Es gibt keinen eigentlichen Anführer und schon gar keinen Star. Das Kollektiv in seiner Gesamtheit steht im Vordergrund, die Einzelpersönlichkeiten sind perfekt aufeinander ein- und deren Beiträge aufeinander abgestimmt, wunderschöne, teils geradezu hitverdächtige Melodien und ausgefeilte Rhythmen passen zu den oft ganz nahe beieinanderliegenden lyrischen, episch breiten und gleich darauf wieder eruptiven Passagen. Ja, die Sache ist nicht nur über zwei Stunden hinweg ungemein spannend und interessant, sondern stellenweise geradezu mitreißend, sofern man sich nur traut, auf einen der Grooves aufzuspringen, die einen bei manchen Kompositionen geradezu körperlich anspringen.

Mit dem Auftritt von Harmzone innerhalb des sechsteiligen Radio Jazz Festivals im Birdland wurde schließlich auch noch der letzte Aspekt der der Konzertreihe zugrunde liegenden Philosophie berücksichtigt, der nämlich, neben international etablierten Musikern auch vielversprechenden jungen Talenten ein Auftrittsforum zu bieten.

Mit Harmzone haben sich die Programmmacher dafür genau die richtige Band ausgesucht.