Riedenburg
Jung und Alt im Goldwaschfieber

Seit mehr als 20 Jahren organisiert Isabella Jahn Meisterschaften in Riedenburg

15.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:14 Uhr
  −Foto: Fotos: Patzelt

Riedenburg (DK) Während im Hintergrund die Riedenburger Feuerwehr ihr Jubiläum gefeiert hat, versammelte sich beim Kristallmuseum eine ganz besondere Gruppe. Die Kinder und Erwachsenen haben ein gemeinsames, durchaus spezielles Hobby: das Goldwaschen.

Wir schreiben das Jahr 1874. Bei Custer in den Black Hills in South Dakota wird Gold entdeckt, es entsteht ein wahres Goldfieber. Die Goldräusche des 19. Jahrhunderts brachten viele Tausende von Arbeitern der ganzen Welt dazu, ihren Arbeitsplatz aufzugeben und, teilweise samt ihrer Familie, in das Gebiet eines Goldfeldes zu ziehen, um dort ihr Glück zu suchen. Ihr Glück im Goldwaschen wollten am Wochenende auch 24 Erwachsene sowie zehn Jugendliche und Kinder versuchen. Die Teilnehmer sind dabei nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus anderen Ländern zusammengekommen, um im beschaulichen Altmühlstädtchen die Bayerischen Meister zu ermitteln.

Allerdings brauchten sie dafür nicht bis nach Amerika zu reisen. Der Goldrausch brach nämlich in Riedenburg aus. Die Organisatorin Isabella Jahn freute sich, als sie die Teilnehmerliste durchging. Obwohl man hier nicht reich werden konnte, waren 15 Herrenprofis, vier Damenprofis, zehn "Zwergerl", Kinder und Jugendliche, ein Amateur und vier Veteranen dem Ruf des Goldes gefolgt.



Isabella Jahn ist bereits seit 1986 mit dem Goldfwaschfieber infiziert: "Da kann man einfach abschalten vom stressigen Alltag. Man ist in der Natur und trifft viele Freunde. Auch wenn es bei den Wettkämpfen Konkurrenten gibt, sind wir doch eine große Familie." Das Goldwaschen hat die Organisatorin im Münchener Michaeligarten begonnen. Später standen Wettkämpfe in Bergen an. "Nun bin ich bereits seit mehr als 20 Jahren mit meinem Ehemann Alfred in Riedenburg tätig. Mittlerweile waschen schon meine vier Enkelkinder mit", erzählte die Wettkampfleiterin.

Zunächst wurde das Gold im Sand eingeimpft, wie es im Fachjargon der Goldwäscher heißt. Danach erhielt jeder Teilnehmer einen mit Sand gefüllten Zehn-Liter-Eimer. Und nun erinnerte vieles an längst vergangene Goldgräberzeiten, als sich so mancher auf die Jagd nach dem Edelmetall begab. Als das Startzeichen ertönte, ging er los, der Kampf unter der Schambachtalbrücke gegen die gnadenlose Stoppuhr und die Konkurrenten in den Nachbarzubern. Die ausgeleerten Eimer flogen in hohem Bogen davon. Das Wasser im Zuber verfärbte sich immer mehr zu einer trüben Brühe. "Puh, ist das kalt", stellte ein Goldwäscher fest und ein anderer Teilnehmer mit einem sonnengegerbten Gesicht meinte: "Weicheier sind hier nicht gefragt."

Auf einem kleinen Brettchen war ein Glasröhrchen für die ausgewaschenen Goldpartikel angebracht. Möglichst schnell musste das Auswaschen gehen und möglichst vollzählig mussten die klitzekleinen Goldklümpchen sein, bevor man sein Röhrchen zum Nachzählen abgeben konnte. Jedes fehlende Körnchen des Edelmetalls ahndete die gestrenge Jury mit einer Strafzeit von drei Minuten. "Es ist Wahnsinn, wie schnell die Goldsucher die klitzekleinen Körnchen im Sand wiederfinden", staunte eine Zuschauerin, die das Goldwaschen fasziniert verfolgte.

"Natürlich habe ich alle rausgeholt"

Mit 84 Jahren ist Josef Gugler der älteste Teilnehmer an der Bayerischen Meisterschaft im Goldwaschen in Riedenburg gewesen. Unser Mitarbeiter Anton Patzelt sprach mit dem Idealisten aus Österreich über seine große Leidenschaft.

Herr Gugler, woher kommen Sie und wann haben Sie mit dem Goldwaschen begonnen?

Josef Gugler: Ich bin aus dem niederösterreichischen Wolfsbach bei Amstetten angereist. Ich beschäftige mich mit dem Goldwaschen bereits seit 1993. Früher war ich Mineraliensammler und das hochalpin. Aber so hoch komme ich heute nicht mehr rauf.

Ihre Jacke zieren so einige Abzeichen - haben Sie auch Preise gewonnen?

Gugler: Bei mir Zuhause stehen rund 70 Pokale und Auszeichnungen. Mit dem österreichischen Nationalteam wurde ich 2009 Weltmeister. Bei der Tschechisch-Slowakischen Meisterschaft erhielt ich 2002 den Titel "Bester der Besten". Früher hatten alle Angst, wenn ich angetreten bin. Da wussten sie, heute ist nichts zu holen.

Und wie ist heute der erste Durchgang bei den Profis gelaufen?

Gugler: Natürlich habe ich alle sechs Goldklümpchen herausgeholt - und das in einer sehr guten Zeit.

Die Fragen stellte Anton Patzelt.

Anton Patzelt