Jung, talentiert, fleißig

Eishockey: Der 17-jährige Ingolstädter Marlon Wolf feilt in der Salzburger Red Bull Akademie an der Profikarriere

07.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:24 Uhr
Jakob Schätzle
Rückkehr zum ERC nicht ausgeschlossen: Für den gebürtigen Ingolstädter Marlon Wolf wäre ein Platz im DEL-Team der Ingolstädter "das Coolste". −Foto: Hansel

Ingolstadt - Dass ein junger Eishockeyspieler direkt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) Fuß fassen kann, ist selten.

 

Zu groß sei der Sprung zwischen der DEL und der DNL, der Deutschen Nachwuchsliga, da sind sich Marlon Wolf, 17, und seine Eltern Tanja und Bernhard einig. Entsprechend besonders ist die Möglichkeit, die sich dem jungen Ingolstädter Wolf im vergangenen Jahr bot: Er bekam das Angebot, in die Red Bull Akademie nach Salzburg zu wechseln.

Einige bekannte Eishockeyspieler wie Tobias Eder (Düsseldorfer EG), sein Bruder Andreas (Straubing Tigers) oder Kevin Reich (EHC Red Bull München) durchliefen dort ihre Ausbildung, der Weg zum Profi über die Akademie scheint also zu funktionieren. Mittlerweile ist Wolf seit einem knappen Jahr bei RB, ausgeliehen vom Deggendorfer SC. "Einmalig" nennt er die Bedingungen, unter denen er nun lebt und trainiert für den Traum, Eishockeyprofi zu werden.

Angefangen mit fünf Jahren in der Laufschule des ERC Ingolstadt, durchlief Marlon Wolf die Jugendabteilung der Panther. Zur Saison 2019/20 wechselte er zum Deggendorfer SC, kam dort in der Oberliga auf elf Einsätze. Eines Morgens wurde Wolf aus dem Schlaf geklingelt. Als er aufmachen wollte, war niemand mehr an der Tür, aber eine Nachricht auf seinem Handy: Er solle in die Geschäftsstelle des Klubs kommen. Dort angekommen, erfuhr er, dass Red Bull ihm anbietet, seine Eishockey-Ausbildung in der Akademie in Salzburg fortzusetzen. "Ich habe überhaupt nicht realisiert, was mir der Manager da erzählte", sagt Wolf. Denn ein Angebot von Red Bull ist nicht unbedingt alltäglich, wie Vater Bernhard erklärt: "Normalerweise bewerben sich junge Spieler bei RB. Dass Red Bull auf Marlon zugekommen ist, das ist schon richtig cool. "

Die Familie schaute sich die Akademie an und wurde überzeugt: Im Oktober 2019 zog der 17-jährige Wolf nach Salzburg. Sein Alltag ist seit dem von Sport und Schule geprägt. Von Montag bis Donnerstag hat er täglich ein- bis zweimal Training. Freitags und samstags stehen Spiele auf dem Plan. An einer privaten Fachschule macht er eine Ausbildung zum Sportadministrator. In der Abendschule arbeitet er an seiner Matura.

Arbeit ist ein Begriff, den Marlon Wolf immer wieder verwendet: "Ich arbeite hart, um mich bestmöglich weiterzuentwickeln. " Oder: "Wenn man hart arbeitet, kann man den Sprung zu den Profis schaffen. " Von seinen Teamkollegen wurde er einmal zum "Hardest Worker", also zum härtesten Arbeiter der Mannschaft gewählt.

Dieser Wille ist das eine, das andere sind die Möglichkeiten, die Wolf in Salzburg hat, um für seine Entwicklung und sein großes Ziel zu arbeiten. "Nach der Schule kann man auch einfach so aufs Eis und trainieren. Das gibt es sonst nirgendwo", sagt er. Seine Eltern und er schwärmen von den Gegebenheiten, von den Fitnessräumen, den vielen Trainern, die die Spieler betreuen. Dass die Entscheidung im vergangenen Jahr auf Salzburg fiel, lag neben der sportlichen Perspektive aber auch an den schulischen Möglichkeiten, die sich in Salzburg für den jungen Center auftaten. "Im relativ starren Schulsystem in Bayern ist es schwer, dass Kinder für Leistungssport freigestellt werden", erklärt Mutter Tanja. Als er in Deggendorf in den ersten Wochen des Schuljahres die FOS besuchte, sei es zeitlich bereits sehr eng geworden, erzählt sie. Mit Prüfungen ging es zu dieser Zeit aber noch gar nicht los. Dazu kam noch, dass er dort in einer eigenen Wohnung lebte. Haushalt, Schule und Eishockey unter einen Hut zu bekommen, wurde so bereits nach kurzer Zeit ein schwieriges Unterfangen.

In Salzburg wird es ihm leichter gemacht. Für Verpflegung wird gesorgt, Schule und Sport sind von Anfang an aufeinander abgestimmt. "Die Schule oder die Ausbildung bleiben so nicht auf der Strecke", sagt Marlons Mutter. Der junge Eishockeyspieler selbst weiß um die Bedeutung eines zweiten Standbeins: "Wenn es mit der Profikarriere nicht klappt, hat man so trotzdem etwas. "

In der abgelaufenen Saison spielte Wolf in der U18 der Akademie, dieses Jahr stößt er in das Team der "Hockey Juniors", das in der Alps Hockey League spielt. Herrenbereich, Profi-Eishockey. Im Oktober geht es los. Was danach passiert, sei noch völlig offen, sagt Mutter Tanja. "Das hängt von meiner Entwicklung ab", fügt der junge Eishockeyspieler hinzu.

Über seine bisherige Entwicklung in Salzburg sagt Marlon Wolf: "Ich habe einen anderen Blickwinkel auf das Training, kann viel selbstständiger und individueller trainieren. " Er wolle - natürlich - hart arbeiten, um möglichst schnell möglichst hoch zu spielen. Irgendwann vielleicht wieder im DEL-Team des ERC Ingolstadt? "Ich habe so lange dort im Nachwuchs gespielt. Irgendwann bei den Profis zu spielen, wäre das Coolste, das ich mir vorstellen kann", sagt er.

DK

Jakob Schätzle