Ingolstadt
Jung geblieben

Das Gnadenthal-Gymnasium feiert das 50. Jubiläum seiner Namensgebung unter anderem mit einem Ehemaligentreffen

29.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:08 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) 1966 erhielt das Deutsche Gymnasium der Franziskanerinnen den Namen Gnadenthal-Gymnasium. Die Schule begeht das Jubiläum unter anderem mit einem großen Ehemaligentreffen am 9. April und einem Konzert im Festsaal. Das Gymnasium erinnert gern an seine lange Tradition.

13 der 14 jungen Frauen, die für das Abiturfoto posieren, tragen klassisch konservative Kleider in einheitlichem Schwarz, eine Klassenkameradin kommt in Grau. Ganz dem Stil der Zeit und vermutlich auch dem klösterlichen Geist dieser Lehranstalt verpflichtet. Die Ordensfrau in der Mitte der Schülerinnen blickt in vollendet würdevoller Strenge drein: Schwester Berchmana (bürgerlich Anna Hopf, 1892 - 1974), die Direktorin des Gnadenthal-Gymnasiums. Eine echte Schau sind die runden Mützen, die alle Absolventinnen tragen, denn sie stehen zum gediegen-biederen Gesamteindruck des Abiturfotos in einem originellen Kontrast. Es ist Sommer 1966. In diesem Jahr hat die Mädchenschule den Namen des Franziskanerinnenklosters erhalten, zu dem sie gehört.

50 Jahre später bereitet sich das Gnadenthal-Gymnasium voller Euphorie darauf vor, das runde Jubiläum angemessen zu würdigen. Die Höhepunkte des Festwochenendes von 8. bis 10. April sind (neben dem Tag der offenen Tür) ein gemeinsames Konzert von Schülern und Ehemaligen sowie ein Treffen, zu dem alle eingeladen sind, die je das Gnadenthal-Gymnasium besucht haben, auch als es noch nicht so hieß (alle Termine im Kasten). 1988 wurden die ersten Buben aufgenommen, auch sie sind natürlich beim großen Treffen gern gesehen. Vitus Lehenmeier, der Schulleiter, seine Stellvertreterin Marita Prunsche und die Direktoratsmitarbeiterin Josefine Eicher hoffen, dass möglichst viele Ehemalige kommen. Es wurde eigens eine E-Mail-Adresse für die Anmeldung eingerichtet.

Die Zahl 50 im Jubiläum darf Neu-Ingolstädter nicht irritieren, denn das Gymnasium ist wesentlich älter. Die geistigen Wurzeln des Musischen Gymnasiums und der Mädchenrealschule reichen bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. Man kann von einem klösterlichen Bildungszentrum sprechen, das sich kontinuierlich wandelte, um sich auf die Erfordernisse der Zeit einzustellen. Auch in der jüngeren Vergangenheit haben die Franziskanerinnen die Schulen stets weiterentwickelt. Deren Drei führten sie bis in die 1960er-Jahre: eine Mädchenrealschule, eine Oberschule für Mädchen (vormals eine Oberrealschule) und das Deutsche Gymnasium, ebenfalls eine Mädchenschule.

1965 übernahm der Freistaat die Oberschule, beförderte sie zum Gymnasium und benannte es nach der heiligen Katharina. Die Wurzeln des Katharinen-Gymnasiums liegen also im Gnadenthal. Das "Deutsch" im Namen des weiter klösterlichen Gymnasiums bezeichnete den Typ der Schule mit ihrem musischen Schwerpunkt - und unterschied sie damit vom auch namenlosen Humanistischen Gymnasium (seit 1965 Reuchlin-Gymnasium) sowie von der Oberrealschule, die (ebenfalls 1965) den Namen Christoph-Scheiner-Gymnasium erhielt. 1966 zogen die Schwestern des Klosters St. Johann im Gnadenthal mit der Umbenennung nach. 2003 übernahm das Bistum Eichstätt die Trägerschaft der zwei Gnadenthal-Schulen.

Das Gymnasium bot einst eine Besonderheit: Bis 1975 führte es in sieben Jahren zum Abitur. Die Schülerinnen kamen nach der sechsten Klasse der Volksschule. So wie Josefine Eicher, die 1975 Abitur machte. "Es war eigentlich nicht die ideale Schule für mich, weil ich Mathematik- und Physiklehrerin werden wollte. Aber am Gnadenthal wurde Mathematik nach dem Vorabitur in der Zwölften nicht mehr unterrichtet." Doch sie verdanke viel ihrer Mathelehrerin Schwester Paula, der späteren Direktorin, deren Unterricht sie fünf Jahre lang genoss. "Eine sehr kompetente Frau!" Josefine Eicher brachte es problemlos zur Lehrerin in ihren Lieblingsfächern. Die Studiendirektorin erinnert sich auch gern an den Lateinlehrer Franz Reichhold. "Geige und Klavier zu lernen war früher Pflicht." Sonst wurden keine Instrumente unterrichtet, im Gegensatz zu heute. Das Gnadenthal bietet so ziemlich alles. Wie eine Musikschule.

Die Mützen der Gnadenthal- Abiturientinnen des Jahres 1966 sind übrigens durchaus historische Stücke. Das haben Lehenmeier und seine Kolleginnen beim Blättern im Archiv festgestellt, denn in früheren Jahrgängen sieht man sie noch nicht. Bei den Herren dagegen sind Abiturmützen überall in Deutschland schon seit dem 19. Jahrhundert belegt. War es am Ende auch eine Art demonstrativer emanzipatorischer Akt, als sich die Gnadenthal-Absolventinnen vor 50 Jahren die Traditionsmützen aufsetzten? Sollten einige Klassenkameradinnen der Absolvia 1966 zum Ehemaligentreffen kommen, kann man sie ja mal fragen.