Eichstätt
Jugendsozialarbeit ist Qualitätsmerkmal

Die vom Unterricht losgelöste Arbeit an Schulen soll Schülern in Entwicklungsmöglichkeiten helfen

04.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:50 Uhr

Eichstätt (EK) Bayernweit stehen an 1072 Schulstandorten rund 790 Jugendsozialarbeiter zur Verfügung. Auch im Landkreis Eichstätt sind an sechs Mittelschulen, der Berufs- sowie einer Grundschule solche Stellen eingerichtet. Verantwortliche bezeichnen sie als "absolute Bereicherung".

Eichstätt (EK) Bayernweit stehen an 1072 Schulstandorten rund 790 Jugendsozialarbeiter zur Verfügung. Auch im Landkreis Eichstätt sind an sechs Mittelschulen, der Berufs- sowie einer Grundschule solche Stellen eingerichtet. Verantwortliche bezeichnen sie als "absolute Bereicherung".

Altmannsteins Schulrektor Richard Feigl hat vor einigen Wochen eine Jugendsozialarbeiterstelle in Teilzeit beim Landkreis beantragt und genehmigt bekommen (wir berichteten). "Für mich gehört Jugendsozialarbeit zu den Aufgaben einer guten, modernen Mittelschule." Dabei ist Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) kein Spezifikum für Mittelschulen - aber für sie sind staatliche Förderrichtlinien vorgesehen. Realschulen kommen nur "in besonders gelagerten Einzelfällen" (Sozialministerium) in den Genuss entsprechender Zuschüsse. "Das ist keine Wertung, wo die größten Probleme liegen", meint Jugendamtsleiter Siegmund Hammel. Und letztlich sei JaS nicht der Hilfe letzter Schritt, sondern eben genau das Gegenteil: eine frühzeitige Gegenwehr sich entwickelnder Problemstellungen. Schulamtsdirektor Rudolf Färber nennt es ein "Unterstützungsmodell". JaS heiße nicht, "dass das automatisch eine schlechte Schule ist". Oftmals gewinne eine Schule sogar: "Da kann man einen guten Ruf aufbauen", ist sich Färber sicher.

"Wir stehen doch nicht mit dem Rücken zur Wand", sagt Klaus Sterner, Rektor in Lenting im Hinblick auf Probleme, die es sicher gebe. Aber: "Wir haben ein gutes Klima an der Schule", und das sei nicht zuletzt durch die JaS - übrigens vor sechs Jahren neben Pförring die erste an einer Mittelschule im Kreis Eichstätt - möglich. "Wir gehen mit offenen Augen die Herausforderungen an." Dass seine Schule über eine Vollzeitstelle verfüge, sei "nicht unverhältnismäßig", so Sterner. Vielmehr habe man in den vergangenen Monaten viele "sinnvolle Projekte" zurückfahren müssen, weil die Beratungsgespräche so zugenommen hätten. Das zeige aber auch, so Sterner, "dass Eltern, Schüler und Kollegen dieses Angebot nutzen". Für Richard Feigl, dessen Schule in Altmannstein nun eine Teilzeitstelle bekommt, sei "JaS eine absolut wichtige Sache im Hinblick auf Prävention".

Theresa Burger, im Jugendamt für die fachliche Betreuung von JaS verantwortlich, will die Stellen als "Qualitätsmerkmal" für die Schulen sehen, die sie einrichten. Neben den Schulen in Lenting und Pförring (Halbtagsstelle) gibt es noch an den Mittelschulen in Beilngries und Eichstätt-Schottenau (jeweils Vollzeit) sowie am Förderzentrum (Halbtag) und an der Berufsschule (zweimal Vollzeit) JaS, künftig auch in Altmannstein (Teilzeit).

Das Jugendamt rückt JaS bewusst aber nicht in die Ecke eines reinen "Präventionsangebots", wie dessen Leiter Hammel betont. Das sei gesetzlich auch nicht vorgesehen. Vielmehr sei sie "individuelles Hilfsangebot für Schüler mit Schwierigkeiten" - so sehe es das Sozialgesetzbuch vor. Und durch niederschwellige Zugangsmöglichkeiten könne man "möglichst früh versuchen, an betroffene Schüler heranzukommen", sagt Theresa Burger, beim Jugendamt für die fachliche Betreuung von JaS verantwortlich.

Rudolf Färber bezeichnet JaS als "absolute Bereicherung". Sicher, so Färber, seien Problemfälle an den Schulen da. Das wolle und könne er nicht abstreiten. "Das ist die gesellschaftliche Entwicklung": Familie, Schule und Jugendamt könnten den Erziehungsauftrag nicht mehr losgelöst, isoliert voneinander wahrnehmen. "Da muss ein Zusammenspiel stattfinden", sagt Färber. Und JaS sei hier ein optimaler "Brückenbauer", ja eine "Chance", wie es Theresa Burger ausdrückt.

Die qualifizierten Sozialpädagogen könnten einen Schritt weitergehen als die Lehrer, sie seien losgelöst vom Notendruck und von Zwängen der Schulordnung, könnten freier auf die Schüler zugehen und seien umgekehrt für diese auch anders, leichter zu erreichen. "JaS ist eine Chance, viele Problemstellungen der heutigen Gesellschaft im Vorfeld, in der Wurzel aufzufangen", sagt Färber. Das Angebot sei "unterstützend" und ermögliche losgelöst vom Notendruck zu arbeiten. Und: "Die Sozialarbeiter können weitergehen als unsere Schulpsychologen." Sie seien oft auch "Vertrauensperson".