Schrobenhausen
Jugendarbeit Hand in Hand

Landkreis legt Streetworking zusammen: Falkner und Schmid je zwei Tage in Neuburg und Schrobenhausen

03.02.2020 | Stand 12.10.2023, 9:59 Uhr
Diese beiden können sich gut riechen - und das merkt man. Neuburgs Streetworkerin Sonja Falkner und ihr Kollege aus Schrobenhausen Benedikt Schmid sind seit Januar als Team unterwegs. −Foto: Burgstaller

Schrobenhausen / Neuburg - Aufmerksame Beobachter könnten es schon bemerkt haben: Schrobenhausens Streetworker Benedikt Schmid gibt's seit Mitte Januar quasi nur noch im Doppelpack.

 

Begleitet wird er von Sonja Falkner. Die wiederum ist Streetworkerin in Neuburg. "Wir sind seit gut zwei Wochen je zwei Tage in Neuburg und Schrobenhausen unterwegs", erklärt die Kühbacherin. Den fünften Arbeitstag der Woche sind beide dann alleine in ihren Städten, erledigen Büroarbeit und was sonst noch an Papierkram anfällt.

Das Streetworking im Landkreis zusammenzulegen, war schon länger geplant. Bereits im Sommer vergangenen Jahres haben Schmid und Falkner einen Testmonat gestartet. "Um zu sehen, wie es läuft", sagt die 24-Jährige. Das Experiment ist geglückt, sowohl sie als auch Schmid zeigten sich begeistert und auch die Chefinnen der beiden stimmten zu. Ob alles reibungslos funktioniert, so klar war das nicht. Zwar sind beide bei der Caritas angestellt, dennoch unterscheiden sich ihre Stellenprofile. Während Bene Schmid sich nach einem vom Landkreis Neuburg-Schrobenhausen erstellten Konzept für Streetworking richtet, arbeitet Sonja Falkner innerhalb der Caritas unter dem Dach eines Projekts, das vom Bund und dem Europäischen Sozialfonds gefördert wird.

"Beide Konzepte unterscheiden sich also etwas voneinander", so Falkner. So sieht Schmids Konzept etwa auch die offene Jugendarbeit vor - Ausflüge mit den Klienten sind ausdrücklich erwünscht. Bei Falkners Stelle fehlt dieser Teil komplett. Ein Problem sehen beide darin nicht. "Neuburg hat Angebote, die Schrobenhausen nicht hat, so dass also die offene Jugendarbeit in Neuburg nicht vermisst wird", sagt die 24-Jährige. Jeder könne in seinem Rahmen weiterarbeiten, auch zu zweit. "Tatsächlich ist es in allen Standards auch so vorgesehen, dass man im Streetworking zu zweit unterwegs sein soll", weiß Schmid. "Und idealerweise sollten es eine Frau und ein Mann sein. "

Dass das Sinn macht, können Falkner und Schmid bereits aus eigener Erfahrung bestätigen. "Das hat etwas damit zu tun, wie man auf Jugendliche vor allem in Gruppen zugeht", sagt Falkner. "Zu zweit ist das anders. Man tritt selbstsicherer auf und kann sich auch so ein bisschen die Arbeit teilen", beschreibt sie. Auch dass ihr Partner männlich ist, sieht sie als Vorteil: "Manche Jugendliche finden einen besseren Bezug zu Frauen, andere zu Männern", so Falkner. Die beiden könnten also genau die Betreuung bieten, die für den Jugendlichen am besten sei.

Dass Falkner und Schmid aber immer zunächst einmal als Team auftreten, sei klar und auch wichtig. "Das Ganze funktioniert natürlich nur, weil wir uns auch gut miteinander verstehen", sagt Benedikt Schmid. Wäre das nicht der Fall, würden sie eine falsche Botschaft ausstrahlen. Wer würde sich schon jemandem gegenüber öffnen, der sich mit seinem Teampartner kabbelt und negative Schwingungen verbreitet? "Das würde unsere Arbeit sicherlich behindern", so der 32-Jährige. Tatsächlich aber sind beide bislang begeistert von der Zusammenarbeit und auch von der Stadt des jeweils anderen. "Man merkt deutlich, dass sich die Arbeit unterscheidet", sagt Schmid. Nach rund drei Jahren in Schrobenhausen hat er sich gut eingearbeitet, genießt das Vertrauen vieler seiner Klienten und verfügt über viele Kontakte in der Stadt.

In Neuburg ist das anders. "Wir fangen hier quasi gerade erst an", so der Ehekirchener. Denn bevor Sonja Falkner im März 2019 die Arbeit als Streetworkerin aufnahm, gab es länger niemanden, der sich um die Jugend in der Stadt kümmerte. "Kontakte waren da kaum mehr vorhanden, die musste ich mir ganz neu schaffen", sagt Falkner. Hier gebe es noch einiges zu tun. Denn gerade die Kontaktaufnahme und die Vertrauensbildung seien mit das Schwierigste am Job als Streetworker. "Viele Jugendliche in Neuburg wussten nicht einmal, was ich mache. Ich musste also bei null anfangen. " Dass sie in dieser Phase nun Unterstützung bekommt, helfe doch ungemein.

Auch Bene Schmid erkennt die Unterschiede der beiden Standorte deutlich. In Schrobenhausen konzentriere sich alles auf wenige Orte, hier gelte es, die Arbeit mit den Jugendlichen zu vertiefen und weiter auszubauen. "Neuburg ist größer und damit auch weitläufiger. Schon das allein macht es schwierig, überhaupt Jugendliche anzutreffen, mit denen man in Kontakt kommen könnte. " Hier konzentriere sich also zunächst einmal alles auf den Aufbau von Kontakten. Dass sie den Anforderungen der beiden Städte im Team noch besser gerecht werden, daran lassen Schmid und Falkner keine Zweifel. "Und der Rest wird sich zeigen", sagt Schmid schmunzelnd.

SZ

Alexandra Burgstaller