Jochen Vollmer noch fitter in die nächste Saison

06.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:02 Uhr

Schwitzen für die DEL? Keine Woche ist die Meisterschaft für den EHC München und Torwart Jochen Vollmer perfekt, da steht der 30-Jährige schon wieder auf dem Laufband und trainiert für die kommende Saison. - Foto: Schultz

München (DK) Seit neun Jahren steht Jochen Vollmer im Tor des EHC München und feierte vergangene Woche die Meisterschaft in der 2. Eishockey-Bundesliga. Im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Julian Schultz erzählt der 30-jährige Torwart, wie die Meisterschaft gefeiert wurde, wie er persönlich die Finalserie erlebte und wie er einer Rückkehr nach Ingolstadt entgegenblickt.

Herr Vollmer, Glückwunsch zur Meisterschaft. Ist der Titel wie von Ihnen angekündigt gebührend gefeiert worden?

Jochen Vollmer: Ja logisch. Direkt am Dienstagabend sind wir mit dem Bus zurück und sind gegen 5 Uhr morgens angekommen. Um 7 Uhr war ich dann zu Hause und hab mich bisschen hingelegt. Abends sind wir dann weggegangen, das gleiche dann am Donnerstag. Am Freitag dann auch wieder und am Sonntag war die große Meisterfeier. Jetzt reicht es dann auch (lacht).

Ausgerechnet in der Finalserie gegen die Wild Wings mussten Sie für ihren Torwart-Kollegen Sebastian Elwing den Platz im Tor räumen. Wie sind Sie mit dieser Situation umgegangen?

Vollmer: Das war alles sehr, sehr schwer. Ich hatte eigentlich eine überragende Saison und hab mir sehr große Chancen ausgerechnet, dass ich in den Play-offs spiele. Ich hab natürlich mit dem Trainer gesprochen, denn das lässt man nicht auf sich sitzen. Ich will immer spielen und für mich ist es das Schlimmste, auf der Bank zu sitzen. Der Trainer konnte die Entscheidung aber nicht wirklich begründen und meinte, dass es ein Gefühl aus dem Bauch heraus ist. Im Endeffekt war es eine für mich schwerwiegende Trainerentscheidung, und er hat alles richtig gemacht. Elwing hat gegen Schwenningen super gehalten und der Erfolg gibt dem Trainer recht. Da muss ich dann als Mannschaftssportler zurückstecken. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich mich nicht so als Teil des Teams fühlte, als wenn ich gespielt hätte.

Stichwort DEL: Wie schätzen Sie die aktuelle Situation für Ihren Klub ein?

Vollmer: Ich glaube, dass der Verein wirklich alles dafür tut, dass wir aufsteigen. Unser Präsident (Jürgen Bochanski, Anm. d. Red.) hat gesagt, dass es gut ausschaut, es aber natürlich eine schwere erste Saison wird. Im Endeffekt gehen wir aber alle davon aus, dass wir in der DEL spielen werden.

Befürchten Sie nicht, in der DEL die Rolle der Kassel Huskies oder Straubing Tigers zu übernehmen und damit die Zuschauer zu vergraulen?

Vollmer: Es ist in München sehr schwer Eishockey zu verkaufen, das nicht erfolgreich ist. Ich bin jetzt seit neun Jahren bei dem Verein und in allen Ligen hatten wir fast immer eine Topmannschaft. Es muss einfach jeder Einzelne, der in der nächsten Saison in die Eishockey-Halle kommt, verstehen, dass wir nicht da sind, um alles zu gewinnen, sondern vor allem darum, dass wir ein DEL-Feeling bekommen. Wir gehen als Underdog in die Saison.

Sie sind seit 2002, als der EHC noch in der Bayernliga spielte, dabei. Was hat sich seitdem in München alles verändert?

Vollmer: Bis auf die Halle hat sich alles verändert (lacht). Im Grunde genommen ist alles viel professioneller geworden, das muss es ja auch und es wird in der Zukunft hoffentlich noch mehr. In der Bayernliga haben wir fast nur in offenen Eisstadien gespielt und jetzt, falls der Aufstieg klappt, spielen wir in der O2-Arena in Berlin, wo die Zuschauer in der Sauna sitzen und sich ein Eishockeyspiel anschauen. Das wäre schon eine wahnsinnige Geschichte. Ich kenne auch keinen anderen Sportler im deutschen Eishockey, der es aus der Bayernliga bis in die DEL geschafft hat.

Sie sind zu Recht stolz auf das Erreichte. . .

Vollmer: Nochmals: Ich hätte natürlich in den drei Finalspielen gerne gespielt. Dann hätte ich sagen können, ich bin in allen drei Ligen aufgestiegen, da war ich der Torhüter. Das war jetzt nicht der Fall und das nagt natürlich in mir. Aber trotzdem: Stolz ist da auf jeden Fall da.

Der große Trubel ist jetzt erst einmal vorbei. Was machen Sie in den nächsten Wochen und Monaten?

Vollmer: Ich muss viel trainieren und möchte deutlich fitter als vergangenes Jahr sein, da ich in der DEL spielen will. Ich war zwar in der vergangenen Saison auch schon fit, anders als es in der Öffentlichkeit dargestellt wurde. Dementsprechend hart werde ich in diesem Sommer trainieren. Ähnlich wie der Greili (Thomas Greilinger, Anm. d. Red.) (lacht).

Haben Sie sich auch eine Prämie in ihren Vertrag schreiben lassen?

Vollmer: Nein, aber wer weiß, vielleicht mach ich das noch (lacht). Doch zuerst freue ich mich jetzt sehr darauf, wieder Inlinehockey spielen zu können. Dann brauche ich auch mal zwei Wochen Urlaub. Vorher fahre ich aber erstmal zu meiner Familie und werde mir außerdem mit der kompletten deutschen Inline-Nationalmannschaft das Spiel am Freitag anschauen (Eröffnungsspiel der Eishockey-WM, Anm. d. Red.).

Mit dem ERC Ingolstadt feierten Sie 2002 den DEB-Pokalsieg. Kehren Sie also mit durchwegs positiven Gefühlen zurück, falls der Aufstieg mit dem EHC klappt?

Vollmer: Definitiv, falls es wirklich so kommen sollte. Ich muss ganz klar sagen, dass der Erfolg mit Ingolstadt immer noch mein größter persönlicher Erfolg ist, weil ich gespielt habe. Mein größter mannschaftlicher Erfolg ist natürlich jetzt die Meisterschaft in der 2. Bundesliga. Dieser hat sich aber bis jetzt nicht so angefühlt, wie damals der Pokalsieg mit dem ERC Ingolstadt.