Ingolstadt
"Jetzt sollen erst einmal alle ihre Hausaufgaben machen"

23.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:14 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Antwort aus der Zentrale des Baukonzerns Hegemann aus Bremen fällt knapp aus: "Kein Kommentar", sagt Sprecherin Michaela Götz-Brinkmann. Dabei dürften bei dem Unternehmen derzeit intern fieberhaft Akten gewälzt werden: Eine Tochter des Konzerns war nach Recherchen des DONAUKURIER an der Kontrolle des Bauriesen Bilfinger Berger an der ICE-Strecke Ingolstadt–Nürnberg beteiligt. Bilfinger Berger soll nach Angaben eines Mitarbeiters die Messprotokolle für Erdanker beim Bau des Tunnels Denkendorf manipuliert haben.

Die technische Aufsicht der Arbeiten, die Bilfinger Berger als Subunternehmen ausführte, lag nach den Angaben eines ehemaligen Bauleiters, der an den Arbeiten beteiligt war, bei Schäler Bau Berlin, einer Tochter von Hegemann. Dort gibt man sich auf die Zusammenhänge angesprochen zugeknöpft. Sprecherin Götz-Brinkmann erklärt: "Jetzt sollten erst mal alle ihre Hausaufgaben machen, dann können wir über das Thema reden." Sie verweist lediglich darauf, dass die Deutsche Bahn, in deren Auftrag die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen 1998 und 2006 gebaut wurde, für die Kontrollen zuständig sei.

Der Staatskonzern hat nach eigenen Angaben die vorhandenen Unterlagen inzwischen geprüft und keine Unregelmäßigkeiten festgestellt. Zudem gehöre die ICE-Strecke wegen der hohen Geschwindigkeiten – die ICE-Züge erreichen zwischen Ingolstadt und Nürnberg ein Tempo von bis zu 300 Stundenkilometern – zu den häufig kontrollierten Bahnlinien. Nach DB-Angaben wird neben Kontrollfahrten im Zweimonatsrhythmus mehrmals im Jahr ein spezieller Messzug eingesetzt, der auch kleinste Veränderungen an der Lage der Gleise registriere.

Auch bei Bilfinger Berger laufen die internen Nachforschungen auf Hochtouren – bislang ohne Befund, wie ein Firmensprecher sagt. Ein ehemaliger Bauleiter, der im Umfeld des Tunnels Denkendorf eingesetzt war, wundert sich über den Verdacht, dass die Messprotokolle manipuliert worden seien: "Die Kontrollen der Bahn beim Bau der Strecke waren extrem streng. Das ging bis zur dritten Stelle hinter dem Komma." Die Kontrolleure hätten zudem jeden Kontakt zu den Mitarbeitern der Bauunternehmen vermieden, "um nicht einmal den Hauch eines Anscheins von Mauscheleien entstehen zu lassen".