Santo André
"Jetzt sind wir dran"

Stürmer Miroslav Klose fokussiert sich auf den WM-Titel – Mannschaft schottet sich ab

10.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:29 Uhr

Santo André (DK) Sie wollen den letzten Schritt tun, der notwendig ist. Am Sonntag gegen Argentinien im Finale von Maracaná (21 Uhr/ARD). Und sie lassen keinen Zweifel zu, dass sie in Rio de Janeiro Weltmeister werden wollen. „Ich weiß, wie beschissen es ist, ein Finale zu verlieren“, sagt Miroslav Klose im Campo Bahia in Santo André. „Jetzt sind wir dran, ich will dieses Spiel nicht verlieren“, sagt der Mann, der bei Weltmeisterschaften mehr Tore erzielte als Brasiliens Weltmeister Ronaldo, gegen den er 2002 im Finale von Yokohama mit 0:2 unterlag.

Aber Miroslav Klose will keine Vergleiche mit den Endspielen der Vergangenheit: „Das hat immer viel mit Emotionen und Geschichten zu tun, aber diese deutsche Mannschaft ist eine andere als die früherer Zeiten, sie spielt einen anderen Fußball, sie hat ein ganz anderes taktisches Niveau.“ Und wenn er im Maracaná wirklich den Pokal in den Händen halten sollte am Sonntag, dann will der zurückhaltende Profi von Lazio Rom zum ersten Mal in seiner Laufbahn „das Feierbiest herauslassen“. 36 Jahre ist Klose inzwischen alt, es ist seine vierte Weltmeisterschaft und sein zweites Finale, aber „ich lerne in jedem Training und in jedem Spiel noch dazu, Sie würden sich wundern, wie viel Luft bei mir noch nach oben ist“. Und wenn dieser Klose von Bundestrainer Joachim Löw redet, wird er zum Bewunderer: „Seit 2004 hat er sich kaum verändert, er ist taktisch super, Joachim Löw ist ein hervorragender Trainer.“ Auch für ihn wollen sie im Maracaná Weltmeister werden.

Javier Mascherano vom FC Barcelona, der bei den argentinischen Niederlagen 2006 und 2010 gegen Deutschland dabei war, sagt: „Das Finale ist keine Revanche, es ist nur eine einmalige Chance für uns.“ Trainer Alejandro Sabello, der Unscheinbare, spricht dagegen pathetisch vom „Rendezvous mit der Geschichte“. Einer seiner Vorgänger, Carlos Bilardo, der 1986 beim Sieg und 1990 bei der Niederlage im Finale auf der Bank saß, redet von „Rache“ und der Gewissheit, dass am Sonntag in Rio de Janeiro alte Rechnungen beglichen werden. Toni Kroos, der im Finale sein 50. Länderspiel für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) bestreitet, sagt: „Uns interessiert das alles nicht. Wir wollen Weltmeister werden. Wenn wir eine Topleistung abliefern, holen wir den Titel. Wenn nicht, wird es nicht gelingen.“

Nichts hasst Bastian Schweinsteiger so sehr, wie Zweiter zu werden. „Wenn du Zweiter wirst, hast du einen entscheidenden Fehler gemacht“, sagt er. Und sein kongenialer Partner Sami Khedira stimmt zu: „Alles andere als der Titel ist eine Enttäuschung, wir wollen gewinnen, wir wollen Weltmeister werden.“ Die Zentrale des FC Bayern und das Kraftwerk von Real Madrid werden in diesem Finale das Herz der deutschen Mannschaft sein. Beide sind mit den Folgen ihrer Verletzungen nach Brasilien gekommen, beide haben sich herangekämpft, beide haben das absolute Vertrauen des Bundestrainers. Wenn diese beiden Spieler funktionieren, hat das deutsche Spiel Erfolg.

Mit jedem Tag, die diese Weltmeisterschaft dauert, wird deutlich, warum Löw gerade auf diese beiden Profis setzte. Sie halten die Mannschaft zusammen, sie sind es, die die Marschroute bestimmen. Ohne sie fehlen Impuls und Strategie, ihre Köpfe sind das deutsche Umschaltspiel, in ihren Hirnen entscheidet sich, wie in Sekundenschnelle Defensive zur Offensive wird. Und Toni Kroos spielt in dieser Offensive die genialen Pässe, die Miroslav Klose, Thomas Müller, André Schürrle oder Mesut Özil zu Toren machen.

Bundestrainer Joachim Löw hat die Mannschaft in den verbleibenden drei Tagen bis zum Endspiel abgeschottet. Und die Mannschaft ist damit einverstanden. Keine Medientermine, keine Interviews, nichts. Alles wird der Konzentration auf das große Ziel untergeordnet, nichts soll stören auf dem Weg zum vierten Titel. Löw will, dass die Spannung aufrechterhalten wird, die erst der Anpfiff im Maracaná lösen soll. Miroslav Klose sagt: „Wir haben wochenlang gearbeitet für dieses Finale. Wir werden uns von nichts ablenken lassen, wir sind konzentriert. Und unser Teamgeist ist großartig, das zeichnet diese Mannschaft aus.“ Alle im Campo Bahia lassen keinen Zweifel zu: Diese Mannschaft will Weltmeister werden und am Dienstag auf der Fanmeile in Berlin ihren Fans den Weltpokal präsentieren. „Jetzt sind wir dran“, sagt Miroslav Klose.