Schrobenhausen
Jetzt noch in die Türkei oder nach Ägypten?

Einige beliebte Reiseziele sind nicht mehr sicher – Schrobenhausener Experten erklären, was Urlauber beachten sollten

21.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr
Urlaub ist Entspannung pur – wenn man das richtige Ziel auswählt. Einige Länder sind derzeit sehr unsicher. −Foto: dpa

Schrobenhausen (SZ) Ein Urlaub sollte Spaß machen und der Erholung dienen. Das Reisen in bestimmte Länder ist heute aber mit Sorgen verbunden. Beinahe täglich fallen Menschen Terror und Gewalt zum Opfer, selbst Europa ist nicht mehr sicher, das zeigten die Anschläge in Brüssel, Berlin und Paris.

„Mir wäre es zu gefährlich, nach Frankreich oder in die Türkei zu reisen“, sagt die 16-jährige Jasmin Eisenberger aus Schrobenhausen – mit ihrer Angst ist sie nicht alleine. Gefürchtete Terrororganisationen wie der sogenannte Islamische Staat halten die Welt seit einiger Zeit mit Sprengstoffanschlägen und Geiselnahmen in Atem, verbreiten Angst und Schrecken. Hinzu kommen Krieg und Gewalt in weiten Teilen arabischer und afrikanischer Länder zwischen verfeindeten Gruppierungen oder gegen ihre Regierung.

Vor Reisen in diese Länder warnt das Auswärtige Amt, das dabei in Teilreise- und Reisewarnungen unterteilt. Bestehende Reisewarnungen gelten für bekannte Kriegsländer, wie Syrien, den Irak oder Libyen. Von diesen Reisezielen rät das Amt dringend ab. Für die Ukraine, Ägypten und die Philippinen wurden Teilreisewarnungen, aufgrund von gewalttätigen Auseinandersetzungen oder hohem Anschlagsrisiko in verschiedenen Regionen des Landes, verhängt.

Ist es trotzdem möglich, seinen Urlaub dort zu verbringen? „Natürlich!“, meint Wibke Appel, Inhaberin des Reisebüros Steinhauser in Schrobenhausen. „Zwar sind die Touristenzahlen in Ägypten, Tunesien und der Türkei dramatisch gesunken, aber wegen der niedrigen Preise stabilisieren sich die Werte wieder ein wenig.“

Bei Teilreisewarnungen ist es möglich, seinen Urlaub an anderen Orten des Landes zu verbringen. „In Regionen, die als sehr sicher gelten, die gibt es auch in Ägypten“, erklärt Wibke Appel. „Kunden, die diese Reise auf sich genommen haben, kehrten meist doch zufrieden wieder zurück“, erzählt sie weiter. Auch Eva Felbier vom Reisebüro Spangler-Touristik in Schrobenhausen bestätigt, dass sich trotz Terrorismus und politischen Unruhen relativ viele Touristen zu den gefahrvollen Reisezielen wagen. „Viele Urlauber lassen sich nicht abschrecken“, so die Expertin.

Trotzdem: Ob man eine Reise in solch ein terrorgefährdetes Land tut, sollte man sich genau überlegen. Denn ohne Weiteres ist ein Reiserücktritt – auch bei Warnungen des Auswärtigen Amtes – nicht möglich. Kunden müssten meist mit finanziellen Verlusten rechnen, so Appel. Es gibt aber Alternativen. Manche Veranstalter bieten ihren Kunden laut Appel eine kostenlose Umbuchung an. Sollte der neue Urlaub teurer ausfallen, muss der Reisende jedoch die zusätzlichen Kosten bezahlen. „Ein wichtiger Punkt, der oft falsch verstanden wird, sind die Sicherheitshinweise. Ein Sicherheitshinweis ist keine Teilreisewarnung“, sagt Appel. „Für Hinweise, wie ,Halten Sie sich von großen Menschenansammlungen fern’ übernimmt der Veranstalter keine kostenlose Umbuchung, da es sich nicht um eine eindeutige Reisewarnung des Auswärtigen Amtes handelt.“

Andere Möglichkeit: auf Nummer Sicher gehen. „Beliebt sind trotz der hohen Preise beispielsweise Kroatien, Griechenland und Italien. Generell geht der Trend immer mehr zu erdgebundenen Reisen, wie zum Beispiel die kurze Autofahrt nach Österreich zum Wandern in die Berge oder die gebuchte Busfahrt in den Freizeitpark. Auch Städtereisen, wie nach Lissabon, erfreuen sich immer noch an großer Beliebtheit“, sagt Eva Felbier.

Sollte man trotzdem seine gebuchte Reise Richtung Afrika antreten, steht das Amt mit Tipps zur Seite: Der Tourist sollte sich vorher über die Gefahren im gewünschten Reiseziel informieren, die Medienberichte stets verfolgen und auffällige Personen oder Gegenstände sofort bei der örtlichen Polizei melden. Ist der Reisende dennoch weiterhin beunruhigt, rät Appel gleich ein ganz anderes Urlaubsziel zu wählen.

Und wie sieht es mit Reisen in Länder mit akuten Reisewarnungen, wie Syrien oder den Irak, aus? „Reisen in diese Länder bietet kein Veranstalter mehr an, da er diese nicht mehr verantworten könnte. In Schrobenhausen ist die Nachfrage für einen Urlaub in diesen Ländern aber auch sehr gering“, meint die Reisebüroinhaberin und fügt hinzu, dass man ja nicht unbedingt dorthin reisen müsse. „Wie gesagt, die Welt ist groß“, fügt Appel abschließend schmunzelnd hinzu.

WO MAN AUFPASSEN SOLLTE

Reisewarnungen

Somalia: Sollte man berufsbedingt oder privat eine Reise nach Somalia antreten, muss man sich bewusst sein, Gefahren wie Terroranschlägen, Kampfhandlungen oder Piraterie ausgesetzt zu sein. Es fehlen weitgehend staatliche Stellen, die Hilfe leisten könnten.

 

Syrien: Syrien sollte wegen täglichen, tödlichen Auseinandersetzungen im ganzen Land zwischen verschiedenen rebellischen Gruppen und dem Regime auf keinen Fall bereist werden.

 

Libyen: Die Einreise kann nicht empfohlen werden. Im gesamten Land herrschen Unsicherheit und Chaos. Es besteht hohe Anschlags- und Entführungsgefahr, besonders für Ausländer.

 

Irak: Die Terrororganisation IS regiert weite Teile des Landes mit Gewalt.

Teilreisewarnungen

Ukraine: Im Osten der Ukraine, an der sogenannten Kontaktlinie, kommt es seit 2014 täglich zu Auseinandersetzungen zwischen ukrainischen Streitkräften und bewaffneten Aufständischen. Dieser Teil der Ukraine wird momentan nicht von der ukrainischen Regierung regiert.

 

Japan: Wegen der Explosion des Kernkraftwerks in Fukushima ist ein Leben im Umkreis von 20 Kilometern nicht möglich. Momentan ist der Zustand des Kernkraftwerks relativ stabil.

 

Ägypten: Wegen der Umbruchstimmung innerhalb des Landes kommt es immer wieder zu gewalttätigen Demonstrationen und Anschlägen.

 

Philippinen: Anschlags- und Entführungsgefahr.

| Alena Biedermann