Ingolstadt
Jetzt legen sie richtig los

18.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:55 Uhr

Mittagessen in der Schule: Das Bildungspaket gewährt einen Zuschuss. Das Foto stammt aus dem Faltblatt des Jobcenters. - Foto: oh

Ingolstadt (smr) Das Bildungspaket für Kinder aus armen Familien kommt in Ingolstadt anscheinend beim Empfänger an: Rund 2500 Mädchen und Buben könnten Zuschüsse aus dem milliardenschweren Hilfsprogramm bekommen, bis gestern gingen beim hiesigen Jobcenter schon über 100 Anträge ein. Das entspricht vier Prozent der Berechtigten – doppelt so viel wie in den größten Städten Deutschlands, wie eine aktuelle Umfrage von Spiegel-online ergab.

Warum läuft es in Ingolstadt besser als anderswo? Vermutlich sind Hartz-IV-Empfänger und Geringverdiener einfach besser informiert. Dafür hat sich das Jobcenter richtig ins Zeug gelegt: Rund 1500 berechtigte Familien und allein lebende Jugendliche bis 25 Jahren wurden ermittelt, angeschrieben und auf ihre Ansprüche hingewiesen. "Wir haben auch gleich einen allgemein verständlichen Antrag entworfen und mitverschickt", erklärt Sibylle Zimmermann, Sprecherin der Behörde. Vergangene Woche gingen die Briefe raus. Außerdem wurden noch ansprechend gestaltete Faltblätter verteilt – auch auf der miba. "Seitdem kommen täglich mehr Anträge."

Bis gestern waren es genau 107, und das Jobcenter hat sich sogar die Arbeit gemacht, sie zu sortieren: 42 Anträge betreffen die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben wie zum Beispiel Mitgliedschaft in einem Sportverein oder Besuch von Musikunterricht, 37 das Mittagessen in Kindertagesstätte oder Schule, 22 Mal ging es um Zuschüsse für Klassenfahrten oder Ausflüge, in sechs Fällen um Lernförderung.

Für Nachhilfe bekommen Schülerinnen und Schüler nur dann Unterstützung, wenn die Versetzung in die nächste Klasse in Gefahr ist. Voraussetzung ist, dass die Schule den Bedarf bestätigt. "Wir haben die Schulleiter informiert", sagt Sibylle Zimmermann. "Die Lehrer müssen darlegen, in welchen Fächern und welche Art Nachhilfe nötig sind." Die Mitarbeiterin des Jobcenters verspricht: "Wir sind großzügig, denn wir wollen ja, dass die Kinder die Schule schaffen."

Das Bildungspaket jetzt schon als Flop einzustufen, hält Zimmermann für verfrüht, zumal das Gesetz erst am 29. März veröffentlicht wurde. "Wir legen ja jetzt erst richtig los." Die Familien müssen ja erst einmal die Bestätigungen von Lehrern, Vereinen oder Musikschulen besorgen. Was die Verlängerung der Frist für eine rückwirkende Auszahlung für die Zeit von Januar bis März betrifft (bisher ist es der 30. April), so scheint sich ja jetzt eine politische Lösung abzuzeichnen.

Weitere 18 Anträge wurden beim Amt für Soziales und bei der Arbeitsagentur eingereicht, denn das Bildungspaket kommt nicht nur Empfängern von Hartz-IV zugute, sondern auch Beziehern von Wohngeld oder Kinderzuschlag.

Einmal abgesehen vom staatlichen Bildungspaket gewähren die Stadt Ingolstadt und ihre Tochtergesellschaften bedürftigen Familien bereits zahlreiche Vergünstigungen. So gibt es Ermäßigungen für die städtische Sing- und Musikschule, für die Volkshochschule sowie in den Schwimmbädern und im Eisstadion. Die meisten Sportvereine bieten günstige Familientarife an. In den Vierteln der Sozialen Stadt laufen Projekte wie "Ein Euro für Bildung". Nicht zuletzt hilft der Verein Familien in Not immer dann, wenn alle Stricke reißen.