Heute
Jenseits von Eden

04.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Heute fangen wir mal ganz von vorne an: bei Adam und Eva. Im Buch Genesis lesen wir, dass die beiden ersten Menschen einstmals im Paradiesgarten lebten. Das ging nur so lange gut, bis sich die blöde Eva einen Apfel pflückte und sich damit schmatzend mitten auf den zentralen Paradiesplatz stellte - was Gott, dem Hausherrn, kein Wohlgefallen war.

Und dann war die Eva ja auch nicht allein, sondern der Adam stand immer mit dabei, ebenfalls mit Apfel. Und da musste man sich als Paradies-Besitzer schon mal die Frage stellen, wie lange man sich dieses Rumgelungere noch anschauen muss.

Wir wissen, dass Gott der Herr die beiden Obstfreunde zunächst auf die Apfelbäume irgendwo ganz am Rande vom Garten Eden hinwies, dass er zugleich ein Apfelpflückverbot für den zentralen Platz im Paradies erließ. Als das aber nichts half, holte er den Büttel in Gestalt des Erzengels Michael (das ist der mit dem Flammenschwert) und ließ die Menschen aus dem Paradiesgarten werfen.

Das war also die Vergangenheit, aber jetzt kommen wir zur Gegenwart - und da heißt der Apfel Apple und ist ein Handy-Telefon, und das Paradies ist nicht mehr wie in biblischen Zeiten irgendwo zwischen Euphrat und Tigris, sondern es ist am Eichstätter Marktplatz, deswegen steht dort das Café im Paradeis. Rund um dieses Paradeis stehen die Flüchtlinge aus Syrien und anderswo und halten ihre Apple-Äpfel in der Hand, weil am Markplatz ein Wlan-Hotspot ist. Der Paradeis-Besitzer Hans Kirschner schaltete die städtische Obrigkeit ein, weil er für sein leer stehendes Bullerbü-Café keinen neuen Pächter findet. Er weiß auch, wer schuld ist: nämlich die Flüchtlinge, die rund ums Café auf dem Marktplatz herumstehen und in fremden Sprachen in ihr Handy sprechen und erkennbar weder alteingesessene Sausackschleifer sind noch touristisch ergiebiges Publikum fürs Paradeis (sonst würden sie beigefarbene Popeline-Jacken tragen).

Kirschner will jetzt, dass die Stadt den Hotspot entfernt oder irgendwo weit weg vom Marktplatz einrichtet, jenseits von Eden. Damit man beim Kaffeetrinken die vielen Fremden nicht mehr sieht. Alternativ könnte ich mir auch einen blickdichten Bretterzaun mit einigen wenigen Kontrollpunkten vorstellen. Einlass gibt's dort nur für Anwohner in sechster Generation oder für zahlungskräftige Touristen mit speziellen Paradeis-Passierscheinen. Wenn der Kirschner dann aber immer noch keinen Pächter findet, könnte es eventuell an gewissen Preisvorstellungen liegen, die von der Realität so weit entfernt sind wie Afghanistan vom Altmühltal. Es bliebe aber immer noch eine letzte Alternative: Die Tun.Starthilfe sucht gerade in zentraler Lage Räume für ein Flüchtlingsberatungszentrum.

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach