Förnbach
Jedes Stück ein Unikat

<DK-XY_trifft>KREATIVE KÖPFE:</DK-XY_trifft> Helga Greil aus Förnbach fertigt kreative Kunstobjekte - Wanduhr aus Schallplatte

06.04.2021 | Stand 23.09.2023, 17:49 Uhr
Erhard Wallenäffer
Im Schauraum im eigenen Haus hat Helga Greil all ihre Werke ausgestellt. −Foto: Wallenäffer

Förnbach - Wer den Schauraum von Helga Greil in Förnbach betritt, der merkt schnell: Hier wurde mit Leidenschaft und Hingabe entworfen, getüftelt, gestaltet, geformt, gegossen, gepinselt, und modelliert. Von der Uhr, deren Ziffernblatt einmal eine Langspielplatte war, bis zum Osterei, welches über einem Luftballon geformt wurde - die Vielfalt an Kreationen scheint unendlich zu sein. Jedes Stück ist ein Unikat, hinter dem eine Idee, viel Liebe zum Detail, aber auch jede Menge Zeit steckt. Denn bis ein kleines Kunstwerk seinen Platz auf der Ausstellungsfläche bekommt, sind viele Arbeitsschritte notwendig.

Hinter so manchem Gegenstand steckt auch ein Rätsel, so sieht man es einer bemalten Wanduhr nicht an, dass sich die Scheibe hinter den Zeigern bereits auf einem Plattenteller gedreht hat. Dann muss man Helga Greil schon fragen, um dahinter zu kommen - sie wiederum lüftet die Geheimnisse um ihre Ausarbeitungen gerne. Und ganz offensichtlich sind es die Vinyl-Tonträger, die die Förnbacherin immer wieder zu neuen Ideen inspirieren. "Im Haus gibt es so viele alte Platten, dass ich mir eines Tages gedacht habe: Irgendetwas muss man ja damit anfangen", erklärt Helga Greil. Eine LP zu einer spektakulären Obst- oder Keksschale umformen? Kein Problem für die Hobbykünstlerin, wie sie selbst aufzeigt: "Hitze ist das Zauberwort - mit einem Heißluftfön und etwas Geschick können stilvolle Formen entstehen."

Dieses künstlerische Geschick müsse einem gegeben sein, stellt auch Ehemann Gerhard klar: "Man hat es - oder eben nicht, so wie ich." Bezeichnend, dass Helga Greil nie Kurse belegt, geschweige denn ein Akademie besucht hat. "Malen war schon mein Lieblingsfach in der Schule, mit 16 Jahren habe ich dann erste Bauernschränke bemalt", blickt die heute 64-Jährige zurück und bekräftigt, dass sie immer wieder dazugelernt habe: "Viele Techniken habe ich mir durch Lesen erschlossen." Dazu gehört vor allem Pouring - eine künstlerische Gießtechnik, bei der die Farbe das Bild gewissermaßen selbst erzeugt, wie es Helga Greil beschreibt: "Beim Pouring kann man nicht malen, da muss ich mich auf die Farbe verlassen und darauf achten, wo diese hinläuft. Einfluss kann ich nur nehmen, indem ich die Leinwand hin und her drehe - Spannung ist hier garantiert."
In einer kleinen Werkstatt werden Helga Greils Ideen Wirklichkeit. "Die Einfälle kommen ganz spontan - auch mal beim Autofahren", sagt Ehemann Gerhard, der sich den Arbeitsraum mit seiner Frau teilt. Seine Modelleisenbahn, hinter der Künstler-Werkbank, darf indes nicht größer werden, wie Helga Greil lachend klarstellt: "Mehr Platz bekommt er einfach nicht!" Überhaupt sei es mit der Lagerung ihrer Objekte so eine Sache: "Pandemiebedingt finden schon länger keine Künstlermärkte mehr statt, weshalb ich kaum etwas verkaufen kann." Eine Hinweistafel auf den Schauraum haben die Greils zwar längst am Haus angebracht, allerdings traue sich niemand zu läuten oder anzurufen, bedauern die Eheleute. Dabei würde sich Helga Greil über jeden Gast freuen, der ihre Arbeiten besichtigen möchte, wie sie versichert: "Etwas zu kaufen ist ja überhaupt kein Muss!" Indessen ist auch ihr Gatte an der Fertigung so mancher Stücke beteiligt. "Ich bin für die Mechanik und oft auch für die Zuschnitte vieler Materialien zuständig", beschreibt Gerhard Greil seine Aufgaben. Alles andere übernimmt die Hobbykünstlerin selbst - auch Arbeiten mit Mörtel, Spachtelmasse, Klebstoffen und Kunstharz. Wenn es wiederum um das Bemalen von Leinwänden und Gegenständen geht, bevorzugt Helga Greil Acrylfarben. "Die Lust verliere ich jedenfalls so schnell nicht und auch die Ideen gehen mir nicht aus - jedoch bald der Platz", betont die Rentnerin.

PK

Erhard Wallenäffer