Hilpoltstein
Jeder Vierte hat aktuell "Rücken"

DAK wertete Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder aus - Krankenstand bleibt insgesamt konstant

22.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:11 Uhr
Es zwickt bei vielen, doch nur ein Drittel lässt sich vom Arzt bei Rückenbeschwerden helfen. −Foto: Wüstenhagen/dpa

Hilpoltstein (HK) Der Krankenstand in der Region ist 2017 konstant geblieben.

Mit 3,8 Prozent gab es allerdings einen höheren Krankenstand als im Landesdurchschnitt (3,6 Prozent). Laut DAK-Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1000 Arbeitnehmern 38 krankgeschrieben.

Die aktuelle Analyse der DAK für die Landkreise Roth mit Schwabach und Nürnberger Land zeigt die wichtigsten Veränderungen bei der Zahl und Dauer der Krankschreibungen im Vergleich zum Vorjahr: Die Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände gingen um ein Fünftel zurück, liegen aber noch über dem Landesdurchschnitt.

Mit einem Anteil am gesamten Krankenstand von 15 Prozent belegten Seelenleiden im Ranking der wichtigsten Krankheitsarten den dritten Platz. Leicht gesunken sind auch die Ausfalltage aufgrund von Muskel-Skelett-Beschwerden (minus zwei Prozent). Rückenschmerzen und Co. rangierten trotzdem weiterhin auf Platz eins und waren für jeden fünften Fehltag verantwortlich.

Dagegen stiegen die Ausfalltage wegen Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis um 15 Prozent an. Als zweithäufigster Ausfallgrund ging jeder sechste Fehltag auf ihr Konto. Verletzungen rangierten auf dem vierten Platz.

"Wir informieren regelmäßig über den Krankenstand in Schwabach-Roth und im Nürnberger Land, um so Impulse für die Gesundheit der Beschäftigten zu geben", sagt Tanja Bayer, Chefin der DAK-Gesundheit. "Die fundierten Analysen helfen uns, noch gezielter beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) ansetzen zu können und Arbeitgebern konkret Hilfe anzubieten. Damit sollen beispielsweise längere Ausfallzeiten durch Rückenleiden oder seelische Probleme vorgebeugt werden. "

Die DAK untersucht in ihrem aktuellen Gesundheitsreport mit dem Schwerpunkt "Rätsel Rücken - warum leiden so viele Bayern unter Schmerzen? " auch, wie verbreitet Rückenleiden bei den Arbeitnehmern im Freistaat sind. Die Kasse wirft dabei einen Blick auf Ursachen und Risikofaktoren. Dazu wurden die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK in Bayern ausgewertet. Es wurden zudem bundesweit mehr als 5000 Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt und zahlreiche Experten eingebunden. Das Fazit: Trotz Prävention und zahlreicher Gesundheitskurse leiden in Bayern rund 5,1 Millionen Erwerbstätige unter Rückenschmerzen.

Nach Ergebnissen der Umfrage hatten 75 Prozent aller Beschäftigten im vergangenen Jahr "Rücken". Jeder Vierte hat aktuell Beschwerden. Auf 100 Erwerbstätige im Freistaat entfielen rund 66 Fehltage wegen Rückenschmerzen. In Schwabach-Roth und im Nürnberger Land war die Zahl der Ausfalltage mit 64 etwas niedriger. Die durchschnittliche Dauer je Krankschreibung lag mit 12,2 Tagen über dem Landesdurchschnitt (11,2 Tage).

Die große Mehrheit versucht zunächst, allein mit den Schmerzen zurechtzukommen. Nur knapp jeder dritte Betroffene war laut eigenen Angaben im vergangenen Jahr wegen seiner Rückenbeschwerden beim Arzt. Von diesen suchten rund 77 Prozent bei einem einzigen Mediziner Hilfe. 18 Prozent konsultierten zwei, vier Prozent drei Ärzte wegen ihrer Beschwerden. Gefragt nach der konkreten Rückenschmerz-Behandlung gaben zwei Drittel der Betroffenen an, eine Physiotherapie bekommen zu haben. Ein Viertel erhielt Schmerzmittel. Bei jedem Fünften wurde ein CT oder ein MRT des Rückens gemacht.

Der Zusammenhang von Stress und Rückenschmerzen wurde in den Praxen kaum thematisiert. "Da sich Stress und psychische Belastungen stark auf die Rückengesundheit auswirken können, sollte dieser Aspekt stärker bei Diagnose und Behandlung berücksichtigt werden", fordert Bayer.