Pfaffenhofen
"Jeder Patient kann versorgt werden"

Coronabetten und Intensivstation der Ilmtalklinik sind fast voll belegt - aber es gibt keinen Grund zur Sorge

09.04.2021 | Stand 23.09.2023, 17:53 Uhr
Die 25000. Impfung ist am Freitag in den Impfzentren des Landkreises verabreicht worden. Den 25000. Piekser bekam Elmar Heller aus Hohenwart von der medizinischen Fachkraft Margit Urban. Für den 74-Jährigen aus der Prio-Gruppe 2 war es, wie er sagte, nie eine Frage, ob er sich impfen lassen sollte. Er hätte sich seiner Aussage nach mit jedem der zur Verfügung stehenden Impfstoffe impfen lassen, und bekam letztlich das Vakzin von Biontech-Pfizer. Wie das Impfzentrum mitteilt, konnte aufgrund höheren Liefermengen die Zahl der täglichen Impfungen erhöht werden. Aktuell würden täglich in Pfaffenhofen und Geisenfeld rund 750 Impfungen vorgenommen. Wenn die für nächste Woche prognostizierten Liefermengen eingehalten würden, könne diese Menge auch kommende Woche täglich geimpft werden. −Foto: BRK

Pfaffenhofen - Neben den sich täglich ändernden Inzidenz-Zahlen gilt die Auslastung der Notaufnahmen an den Krankenhäusern unter Experten als ein maßgeblicher Faktor in der Frage, in welchen Ausmaß im Kampf gegen die Coronapandemie welche Art von Schutzmaßnahmen zum Einsatz kommen sollen. Für den Landkreis Pfaffenhofen ist in diesem Zusammenhang freilich besonders interessant, wie sich die Lage an der Ilmtalklinik entwickelt.

Täglich meldet das Landratsamt die Zahl der an der Pfaffenhofener Klinik betreuten Coronapatienten. Ob die dortigen Kapazitäten jedoch erschöpft sind, erklärt sich daraus nicht automatisch. Das weiß Karin Nadler, Leitung Sozialdienst an der Ilmtalklinik GmbH, dafür ganz genau. Bevor sie ins Detail geht, will sie eine Tatsache jedoch fix klarstellen: "Bei uns kann jeder Patient und natürlich auch jeder Coronapatient, der zu uns kommt, immer versorgt werden. Die Grundversorgung ist auf alle Fälle gewährleistet."

Am Freitagvormittag waren sieben Betten des Krankenhauses mit Coronapatienten belegt. "Das waren aber auch schon mal deutlich mehr. Anfang dieser Woche hatten wir zum Beispiel elf Infizierte. Da waren wir auch tatsächlich schon ziemlich voll. Aber das ändert sich tatsächlich Tag für Tag wieder von Neuem", so Nadler.

Auf der Coronastation werden eigentlich ständig sieben Zimmer freigehalten. Die Zahl der Betten ist hingegen "eher schwammig", wie Nadler fortfährt. Es ist in Krankenhäusern nämlich möglich, zwei Coronapatienten, die sich mit der gleichen Virusvariante angesteckt haben, zusammenzulegen. Derzeit überwiegt die britische Mutante bei Weitem. "Damit kommen wir sogar meistens auf zwölf Betten", so Nadler.

Die Pfaffenhofener Intensivstation besteht hingegen aus insgesamt acht Betten. "Und die sind derzeit alle belegt", so Nadler. Allerdings und wohlgemerkt nicht durchgehend von Coronapatienten. "Lediglich zwei Infizierte müssen aktuell beatmet werden und liegen deshalb auf der Intensivstation, die theoretisch noch auf vier Corona-Intensivbetten erweiterbar wäre", erklärt die Sozialdienstleiterin. In den übrigen Intensivbetten liegen somit Frauen und Männer, die an völlig anderen Erkrankungen leiden.

Das sieht auf den ersten Blick zwar so aus, dass es auch ganz schnell eng werden könnte mit der Notversorgung von Coronapatienten. Aber auch diesen Befürchtungen entgegnet Nadler: "Das lässt sich alles ganz gut planen. Denn es kommen eigentlich nie Coronapatienten zu uns, die von heute auf morgen ans Beatmungsgerät müssen." Wer als Infizierter so schwer erkrankt, dass er ins Krankenhaus muss, liegt in der Regel zunächst in einem "normalen" Coronabett. Verschlechtert sich der Zustand des Patienten im Lauf der Tage, steht der Umzug auf die Intensivstation an. "Das ist ein fortschreitender Prozess, den wir über Tage beobachten können", sagt Nadler. Und sollte es tatsächlich mal so sein, dass mehr als vier Coronapatienten auf einmal beatmet werden müssen, steht als letzte Option immer noch die Verlegung in ein anderes Krankenhaus in der Umgebung an. Dabei handle es sich allerdings um eine Zusatzbelastung für den Patienten, die "in jedem Fall verhindert wird, wenn es irgendwie geht", so Nadler weiter. Als letztes Mittel wäre die Verlegung im Notfall aber tatsächlich nicht zu vermeiden.

Dennoch sei es für die Menschen im Landkreis letztlich egal, wie viele Betten der Coronastation gerade belegt seien. "Die Aufnahme an der Klinik und die Grundversorgung sind immer gesichert", so Nadler.

PK

Hoher Anteil der Britischen Mutante

Pfaffenhofen - Im Landkreis Pfaffenhofen sind seit Donnerstag laut Angaben des Landratsamts 35 weitere Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Im Gegenzug gelten 45 weitere Personen als geheilt. Aktuell sind somit 354 Bürger mit dem Coronavirus infiziert und 334 Bürger befinden sich als Kontaktpersonen in Quarantäne. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 bleibt bei 150 konstant. Seit Beginn der Pandemie wurden laut Landratsamt 4609 Bürger positiv getestet, von denen 4105 als genesen gelten. An der Ilmtalklinik werden gemäß Morgenstatistik sieben bestätigte Coronaviruspatienten behandelt, davon müssen zwei intensivmedizinisch betreut werden. Bei einem weiteren Patienten besteht außerdem ein Verdacht auf eine Infektion.

? Die auf 100000 Einwohner gerechnete Sieben-Tages-Inzidenz liegt laut Robert-Koch-Institut im Kreis Pfaffenhofen zum Freitag bei 138,8. Sie ist damit gegenüber dem Vortageswert deutlich um etwa 13 Punkte gestiegen, was vermutlich mit den Nachmeldungen aufgrund verspäteter Labortestung im Zuge der Osterfeiertage zusammenhängt.

? Die Virus-Mutanten: Ein auffallend hoher Wert von 29 Fällen der brasilianischen Mutation im Kreis Pfaffenhofen (laut LGL-Homepage) hat einen Leser die Frage stellen lassen, wie dies zu erklären sei. Die Antwort aus dem Landratsamt ließ nicht lange auf sich warten: Es handelte sich um einen Ausbruch, der auf in einen einzelnen Betrieb im Landkreis zurückzuführen war. "Dieser liegt schon etwas zurück - und das Ausbruchsgeschehen mit der gefährlichen Mutante könnte schnell und vollständig eingedämmt werden", führt Sprecherin Regina Brummer dazu aus. Aktuell sind knapp 70 Prozent der Coronafälle im Landkreis auf die britische Virus-Mutante zurückzuführen. Das restliche Drittel geht auf das Konto das "normalen" Coronavirus.

? Die Impfkampagne: An den beiden Impfzentren in Reisgang und Geisenfeld werden nach wie vor vorrangig Personen der Prio-Gruppe 2 geimpft: Das sind Bürger über 70 Jahre oder mit Vorerkrankungen sowie Lehrer, Erzieher und Kontaktpersonen zu Pflegebedürftigen oder Schwangeren. Bürger ab 16 Jahren können sich online auf www.impfzentren.bay ern selbst registrieren. Wer das Impfzentrum telefonisch unter (08441) 4546108 erreichen möchte, muss Geduld aufbringen. Erfolg verspricht ein Anruf am Nachmittag oder am Wochenende. Das Callcenter ist täglich, auch samstags und sonntags, von 9 bis 17 Uhr besetzt. Ab sofort wird auch in den meisten Hausarztpraxen geimpft - allerdings in einem überschaubaren Rahmen.

PK

Patrick Ermert