Eichstätt
"Jeder muss eine Vorbildfunktion entwickeln"

136 Polizeimeisterinnen und Polizeimeister ernannt - Johanna Geigl ist die Beste des Seminars

06.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:23 Uhr
Hans-Peter Gabler
Johanna Geigl hat die beste Prüfung des Seminars abgelegt. Es gratulieren Erwin Wawra, Wolfgang Wechsler und Thomas Dormeier (v.l.). −Foto: Anspann

Eichstätt Eine große Ernennungsveranstaltung für das 22. Ausbildungsseminar der II. Bereitschaftspolizeiabteilung in der Turnhalle der Polizei konnte es heuer nicht geben. Trotzdem wurde ein würdiger Rahmen geschaffen, um die neuen Polizeimeisterinnen und Polizeimeister in einer Feierstunde gebührend zu ehren. Die Urkunden überreichte der Seminarleiter und erster Polizeihauptkommissar Thomas Dormeier und das Polizeiorchester Bayern umrahmte die Feier musikalisch.

Die 136 Polizisteninnen und Polizisten haben die außergewöhnliche Ausbildung nach zweieinhalb Jahren erfolgreich absolviert. Die Ernennungsfeier fand in der kleinen Turnhalle an zwei Tagen und insgesamt sechs Feierstunden statt. Damit musste das Rahmenprogramm auch sechsmal mit jeweils gleichem Inhalt durchgeführt werden. Die Moderation hatte Philipp Sand übernommen.

Die Gruß- und Gratulationslaudatio sprach der stellvertretende Abteilungsleiter, Polizeioberrat Erwin Wawra. "Sie, verehrte Absolventinnen und Absolventen stehen heute im Mittelpunkt einer ungewöhnlichen und bislang einzigartigen Ernennungsfeier", stellte er fest. "Und auch der gesamte Ausbildungsabschnitt war alles andere als gewöhnlich." Aus dieser allgemein problematischen Situation mit dem Coronavirus wurde entschieden, die Prüfung vorzuziehen, informierte er. Insgesamt war die Qualifikationsprüfung für alle, Ausbildungspersonal und Prüfer, eine schwere Herausforderung. Die Ausbildung bei der bayerischen Polizei sei mit Sicherheit kein Selbstläufer. In den vergangenen zweieinhalb Jahren wurden in mehr als 4500 Unterrichtseinheiten vielseitiges Wissen vermittelt und in vielen Prüfungsarbeiten abgefragt.

"Sie wurden bewusst in Stress versetzt, um an ihre Grenzen zu gelangen", sagte Wawra. Und er hat in diesem Zusammenhang auch kein Verständnis hat er für Jugendliche und junge Erwachsene, die alkoholisiert auf Polizeibeamte losgehen. "Das darf nicht toleriert werden", fordert er. Auch Aussagen, wonach man Polizeibeamte auf die Müllhalde wünscht, dienten nicht der Anerkennung der Beamten.

"Sorgen Sie weiter dafür, dass der hohe Sicherheitsstandart in Bayern aufrechterhalten wird und bewahren Sie die notwendige Gelassenheit im polizeilichen Alltag", gab er ihnen mit auf den Weg. "Kommen Sie vor allem Dingen immer wieder gesund und wohlbehalten nach Hause", wünschte er allen zum Abschluss.

Dormeier ließ die Ausbildungszeit noch einmal Revue passieren und erinnerte an damals 152 Bewerber für diesen anspruchsvollen Ausbildungsberuf, die 2018 in Nürnberg vereidigt wurden. Die ersten Einsätze wurden bereits 2019 absolviert. "Und dann kam der 10. März, der alles veränderte", erinnerte er. Dies betraf natürlich alle Bereiche des öffentlichen Lebens, aber gerade die Polizei sei gezwungen gewesen, schnell und umfassend Konzepte zu entwickeln, um überhaupt eine Ausbildung zu ermöglichen. "Einige Dinge blieben dabei leider auf der Strecke", musste er feststellen. Die angehenden Polizeimeister wurden auf Einzelzimmer aufgeteilt und die Ausbildungsstunden versetzt oder per Videokonferenz abgehalten. Einige praktische Einzelteile konnten nicht umfassend behandelt werden und müssen noch nachgeholt werden. "Aber sie alle haben gezeigt, dass sie auch unter gehörigem Stress ihre Leistung abrufen können - dafür eine herzliche Gratulation", rief er den Absolventen zu.

Üblicherweise wurden die besten Absolventen immer noch einmal separat geehrt. In diesem Jahr gab es eine Besonderheit. Johanna Geigl aus Laufen wurde nicht nur Klassenbeste, sondern auch Seminarbeste. Die Laudatio hielt der Vorsitzende des Fördervereins Wolfgang Wechsler. Geigl wurde mit einer Extraurkunde und dem "Rudolf Pfeffer Preis" in Höhe von 500 Euro belohnt. Im Gespräch schildert sie die letzten Monate. Sie sieht ihrem künftigen Beruf erwartungsvoll entgegen. "Die neue Situation im März war aber ein Schlag ins Gesicht. Mit einem Tag war alles anders. Angefangen von Unterrichtsstunden, die nicht am Stück und virtuell erfolgten bis hin zur Unterbringung in Einzelzimmern. Aber man muss einfach damit umgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren", sagt sie. Die in der Öffentlichkeit inzwischen schwierige Lage nimmt sie entspannt. "Es ist eine Frage, wie man sich selbst darstellt und mit der Öffentlichkeit umgeht", ist ihre Überzeugung. "Jeder muss für sich selber eine Vorbildfunktion entwickeln."

EK

Hans-Peter Gabler