Eichstätt
"Jeder kennt jeden"

Semesterbeginn: Viele Studenten schätzen die familiäre Atmosphäre an der KU

30.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:10 Uhr

Die Vorlesungen können beginnen: Die Studenten scheinen jedenfalls schon in Hochstimmung. Für die Studierenden der Fachhochschule - etwa »Soziale Arbeit« - fängt das Semester bereits heute an; die universitären Studiengänge starten erst am Montag. - Fotos: baj

Eichstätt (EK) Gruppen von Studenten schlendern über den Campus der Katholischen Universität. Begleitet werden sie von älteren Kommilitonen, die in ihren Warnwesten wie Schülerlotsen wirken. Ein bisschen ist das sogar ihre Aufgabe. Sie machen die „Neulinge“ mit den Einrichtungen der KU vertraut.

Alice Degener, die im dritten Semester in Eichstätt studiert, zeigte gestern den „Neuen“ die Bibliotheken, die Mensa, die Cafeteria, die Sommerresidenz, die Theke, an der sich die Studenten treffen, und die ehemalige Reitschule. Sie wird mit Fragen über die Uni und über Eichstätt bombardiert.

Diesen „Service“ haben Rebecca Baumann-Ranzinger, Kathrin Holzbock und einige weitere Studierende organisiert. Beide studieren mit Überzeugung in Eichstätt. „Nirgends anders kann man sich persönlich so gut entfalten“, sagt Kathrin Holzbock. „Wir können direkt mit den Profs reden und jeder kennt jeden.“ Rebecca Baumann-Ranzinger nickt. Sie stammt aus Friedberg bei Augsburg. „Ich dachte immer, außer Friedberg gibt’s nichts anderes. Aber dann bin ich nach Eichstätt gekommen. Du stehst am Herzogsteg, schaust einmal nach links, schaust einmal nach rechts und denkst dir: ,Das ist der Hammer’.“ Die 21-Jährige studiert „Soziale Arbeit“. Für sie und alle, die im Fachhochschulbereich studieren, beginnt das Semester am heutigen Mittwoch. Für die universitären Studiengänge gibt es noch bis Montag Schonfrist.

In den nächsten Tagen werden die Drittsemester der „Sozialen Arbeit“ Erhebungen über die Motivation der Studienanfänger machen. Da werden teils ernüchternde Ergebnisse herauskommen, weiß Rebecca Baumann-Ranzinger schon jetzt: „Viele sagen, dass sie hier studieren, weil sie woanders nicht untergekommen sind.“

Das räumt Patrick Nekula aus Erlangen recht unumwunden ein: „Die Uni hat mich genommen.“ Eines hat er bereits festgestellt: „Eichstätt ist ’ne schöne Stadt.“ Besonders Spitalbrücke und Domplatz haben es ihm angetan. Anika Stockinger aus Passau ist erst seit Montag in Eichstätt. Die 19-Jährige will „Bildung und Erziehung in Kindheit und Jugend“ studieren und später mit Jugendlichen arbeiten. Viel gesehen hat sie noch nicht. „Die Informationsflut überfordert einen“, sagt sie. Dass sie an einer Katholischen Universität studiert, spiele für sie keine Rolle. In einer durchsichtigen Plastiktüte haben die Erstsemester zahlreiches Material, Flyer und Gutscheine erhalten, die sie erst einmal sichten muss.

Andere wissen dagegen längst Bescheid. Die 19-jährige Nina ist gebürtige Eichstätterin. Sie hat die KU nicht zuletzt deshalb ausgesucht, weil ihr alles vertraut ist und weil sie keine eigene Studentenbude braucht – und bezahlen muss. Auf einer der Bierbänke im Freien vor der Mensa stecken drei Brasilianer die Köpfe zusammen. Der 21 Jahre alte Rodrigo Teruel aus São Paulo hat sich in Eichstätt für „Internationale Beziehungen“ eingeschrieben. Etwa ein Semester will er hier verbringen. Viel gesehen von Stadt und Uni hat er noch nicht. Seine Freunde Gabriele und Fernando führen ihn gerade ein.

Sogar eine deutsch-kolumbianische Love-Story gibt es am Campus. David Sandfort lernte bei einen Auslandsaufenthalt in Kolumbien eine junge Frau kennen. Sie kam nach Deutschland, die beiden heirateten und studieren jetzt gemeinsam in Eichstätt. David Sandfort hat eben seinen Bachelor in Lateinamerikastudien beendet und will jetzt seinen Master in dieser Disziplin machen. Seine 23 Jahre alte Frau Melisa hat in Kolumbien Journalistik studiert und beginnt jetzt ebenfalls einen Masterstudiengang Geschichte Lateinamerikas. „Eichstätt ist super, sehr schön und klein. Besser als Berlin.“

Genaue Zahlen über die Erstsemester und die Studierenden insgesamt liegen noch nicht vor. Die Katholische Universität wird sie voraussichtlich erst im Lauf der kommenden Woche bekanntgeben.