Neuburg
Jeden Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei?

Legeleistung von Hühnern nimmt auch vor Ostern nicht zu Neuburger Bäuerin rät: Früher kaufen für mehr Geschmack

25.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:02 Uhr

Foto: Katrin Poese

Neuburg (DK) Eier gehören traditionell zu Ostern. Dieser Brauch verlangt Landwirten einiges ab: Bis zu doppelt so viele Eier wie sonst verlangen die Kunden in der Karwoche. Die Neuburger Bäuerin Eva Müller rät: früher kaufen für bessere Ergebnisse beim Färben und für mehr Geschmack.

Auf dem Neuburger Wochenmarkt stehen die Kunden in einer langen Schlange. "30 weiße Eier bitte", sagt eine Dame. Die Nächste möchte nur 20. "Zum Färben", fragt Willi Oppenheimer. Nein, nur zum Frühstück. Die Kundin bekommt also braune Eier. Auch die schon fertig gefärbten "Brotzeiteier" sind ein begehrtes Gut. "Da müssen die Hühner ja Überstunden machen", sagt eine Dame, die sich gerade am Ende der Schlange anstellt. "Von wegen", gibt Oppenheimer lachend zurück, "die Einzigen, die Überstunden machen, sind wir".

Etwa doppelt so viele Eier wie an normalen Markttagen verkauft der Weicheringer Hühnerhofbetreiber in der Karwoche. Um diese Mengen zusammenzubekommen, braucht es langfristige logistische Planung. Seine Tricks will Oppenheimer nicht verraten, nur so viel: "Nach Weihnachten denken wir schon auf Ostern zu."

Für den Biolandwirt und Direktvermarkter Lorenz Hanfbauer aus Holzkirchen lautet der Ausweg: Eier zukaufen. Der Gemüsebauer hält auf seinem Hof etwa 150 Hühner. Sie haben viel Auslauf und fressen Getreide aus eigenem Anbau. So produktiv wie eigens gezüchtete Legerassen, die auch noch mit speziellem Legemehl gefüttert werden, ist sein buntes Federvolk nicht. Dem österlichen Ansturm kann Hanfbauer deswegen kaum standhalten. "Und als ob die Hühner das wüssten, legen sie dann noch weniger als normal", erzählt der Biobauer. Solche natürlichen Schwankungen könne man nur ausgleichen, wenn man einen Stall mit Tausenden von Hühnern und Fertigfutter betreibe. Hanfbauer will in nächster Zeit auf 500 Hühner aufstocken - allerdings bleibt er seinem bisherigen Konzept dabei treu.

Durchschnittlich 233 Eier hat jeder Deutsche laut Angaben der Marktinfo Eier und Geflügel 2015 gegessen. Die Zahl ist in den vergangenen Jahren immer weiter angewachsen. 20 Betriebe hat die Vergabestelle für die auf die Eier gestempelten Erzeugercodes in München für Neuburg-Schrobenhausen registriert. Laut der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft können diese Betriebe 13 Prozent des Bedarfs im Landkreis decken. Dazu kommen laut den jüngsten Zahlen des Landratsamtes 1340 Hühnerhalter mit kleineren Beständen.

An manchen Verkaufsstellen kann sich da schon eine österliche Verknappung einstellen. Der kleine Selbstbedienungs-Hofladen der Familie Müller ist in der Karwoche jedenfalls regelmäßig leer geräumt: Kein einziges Ei ist am Abend mehr da. Auf dem Neuburger Erlebnishof "Boarisch Bauer" verkauft Eva Müller die Erzeugnisse von zwei anderen Hühnerhalterinnen. Das eigene Federvieh scharrt im Hof, braucht aber wegen der anstehenden Feiertage nicht in Stress zu verfallen. Es dient mehr dem Hobby der drei Müller-Kinder. Wenn Schulklassen oder Kindergartengruppen auf den Hof kommen, dürfen Nina, Heini und der wuschelige Hahn einer japanischen Seidenhühnerrasse auch zu Bildungszwecken dienen. Den Kindern erklärt Eva Müller dann, dass ein Huhn nun mal höchstens ein Ei am Tag legt - auch vor Ostern ist das nicht anders. "Die armen Hühner können nicht plötzlich zwei Eier legen", sagt die Bäuerin.

Trotzdem hat Eva Müller einen einfachen Rat, wie man als Kunde den Engpässen in der Karwoche entkommen kann: Seine Eier einfach früher kaufen. "Viele wissen nicht, dass die Eier, die gekocht und gefärbt werden sollen, mindestens vier bis fünf Tage alt sein müssen, damit sich die Schale pellen lässt." Auch geschmacklich ist man mit einem Ei aus der Vorwoche besser dran als mit einem frisch gelegten. "Erst nach vier bis fünf Tagen entwickeln sich die Aromen", weiß Müller. "Ein ganz frisches Ei ist wie ein grüner Apfel."