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Jede Menge offene Fragen

Zu ",Entscheidungen sollen mehr vor Ort getroffen werden'" (DK vom 27. Februar) und der Cluster-Bildung bei Kitas:

19.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:24 Uhr

Zu ",Entscheidungen sollen mehr vor Ort getroffen werden'" (DK vom 27. Februar) und der Cluster-Bildung bei Kitas:

Unter dem Deckmantel der Qualitätsverbesserung werden wir Eltern mit Vorteilen dieser Neuerung überschüttet, negative Aspekte werden vollkommen ausgeklammert. Es drängt sich einem unweigerlich der Verdacht auf, dass durch diese Schönrederei wieder einmal an der eigentlichen Problematik vorbeigeredet werden soll.

Die Realität nämlich sieht anders aus, denn unterm Strich bedeutet diese Maßnahme nichts anderes als Stellenabbau, was natürlich mit keiner Silbe erwähnt wird. Damit wäre die nächste soziale Sparmaßnahme seitens der Stadt besiegelt. Denn ganz nebenbei werden, ebenfalls ab September, die Kita-Gebühren um durchschnittlich fünf Prozent angehoben, und dies bereits zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren. Dies dürfte bei den meisten Eltern leider aber schon wieder in Vergessenheit geraten sein, denn eigentlich war diese Gebührenerhöhung bereits für das laufende Jahr geplant, wurde aber aufgrund des Drucks der Eltern verschoben.

Für unsere Kita bedeutet die neue Clusterbildung konkret, dass die Stelle einer Erzieherin in Leitungsfunktion wegrationalisiert wird. Dies trifft sich aber fürs Amt zufällig ganz gut, war ihre Stelle ohnehin nur als Vertretung gedacht und läuft im August aus. Die Gesamtleitung unserer Einrichtung bleibt zwar bestehen, wird aber immer zwischen unserer und der mit uns fusionierenden Kita auf sieben Kilometer Entfernung hin und her pendeln müssen und weder für das Personal noch für uns Eltern wirklich greifbar sein. Dasselbe gilt für die pädagogische Leitung, die sich sogar noch in ein neues Konzept einarbeiten müsste. Die Teilzeitstelle "Eltern/Organisation" wird sich bei uns ab Herbst mit den Belangen der Eltern von knapp 180 Kindern aus zwei Kindergärten und einer Krippe auseinandersetzen müssen.

Wie das funktionieren soll, steht völlig in den Sternen und scheint nur mittelmäßig bis gar nicht durchdacht. Denn wie bitte sollen "Entscheidungen mehr vor Ort getroffen werden", wie Herr Karmann meint, wenn die Zuständigen einen Großteil ihrer Arbeitszeit mit der Pendelei zwischen den unterschiedlichen Einrichtungen verbringen werden? Wie soll es funktionieren, mit einem Schlag wesentlich mehr Personal zeitgleich zu koordinieren und zu führen? Wieder einmal bleiben jede Menge Fragen im Raum stehen, sowohl bei uns Eltern, als auch beim Personal, denn auch dieses scheint wenig Mitspracherecht in dieser Angelegenheit gehabt zu haben.

Es ist kein Geheimnis mehr, dass an allen Enden Mitarbeiter fehlen. Aber durch die Umstrukturierung und den damit verbundenen Stellenabbau wird man dieses Problem sicher nicht lösen können. Man sollte sich nicht wundern, wenn einem die letzten Guten bald auch noch davonlaufen. Ich würde mir wünschen, dass unseren Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen endlich auch seitens ihres Arbeitgebers einmal der Rücken gestärkt und ihnen für ihre großartige Arbeit und Einsatzbereitschaft der vergangenen Jahre gedankt wird, statt sie teilweise zu degradieren und ihre Leistung, wenn überhaupt, nur geringfügig wertzuschätzen. Diese Maßnahme hat, wie leider so oft, mit Qualität herzlich wenig zu tun, mit Offensive hingegen umso mehr. Letztere werden die Verantwortlichen hoffentlich bald auch wieder seitens der Eltern zu spüren bekommen.
Juliane Fritsche, Ingolstadt