stadtgeflüster
Je ne parle pas Bairisch

17.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:51 Uhr

(tjs) Sommerzeit, Reisezeit - viele von uns zieht es in diesen Wochen wieder in fremde Gefilde, um den kulturellen Horizont zu erweitern.

Da gehört es natürlich dazu, sich mit den Einheimischen zu verständigen. Möglichst eloquent in deren Muttersprache, versteht sich, und sei es nur, um nach dem Weg zu fragen. Kein Problem für unsereins, wenn es in englischsprachige Länder geht. Bei einer Reise nach Paris sieht das schon anders aus: Die Franzosen lieben ihr "français" erfahrungsgemäß so sehr, dass sie gekonnt weghören, sobald fremde Vokabeln erklingen. Notgedrungen muss das Schulfranzösisch aus den tiefsten Winkeln des Gedächtnisses herausgekramt werden. Sonst geht es uns wie der deutschen Sängerin Namika, deren Lied "Je ne parle pas français" ("Ich spreche kein Französisch"), in dem sie passend zum Thema von einer Begegnung im Marokko-Urlaub erzählt, uns seit Wochen aus dem Radio beschallt. Seltsamerweise völlig korrekt artikuliert. Mit unseren übriggebliebenen Kenntnissen aus der elften Klasse können wir das noch ganz gut beurteilen.

Aber eigentlich müssen wir uns da gar nicht so viele Gedanken machen, schließlich läuft es bei vielen Menschen ganz ähnlich. Sogar, wenn sie ihre Ferien in unserem schönen Ingolstadt verbringen. Erst kürzlich haben wir einer Frau geholfen, die vor dem DK-Gebäude stand und in gebrochenem Deutsch verzweifelt nach dem Weg zum Westpark fragte. In ihrem Minirock und den hohen Hacken sah sie nicht danach aus, als ob sie Lust auf einen einstündigen Marsch hatte. Also riefen wir ihr ein Taxi. Und dann war da noch der Radfahrer, der von der Konrad-Adenauer-Brücke aus nach Marxheim strampeln wollte. "Immer der Elbe entlang", gab er uns zu verstehen. Ein seltsamer Plan, unterhielten wir uns doch direkt an der Donau. Als er sich dann aber mit "Moin, Moin" statt "Servus" verabschiedete, war uns alles klar: Der Mann hatte sich nicht im Bundesland vertan, sondern offenbar nur schlimmes Heimweh.