Reichertshausen
Jazzrock, Funk und mehr

Passion #1 überzeugen in der Kulturwerkstatt Reichertshausen

07.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:18 Uhr

Pit Zaebernick aus Reichertshausen ist Illusionsmaler, Wandgestalter, Bühnenmaler, Innenrequisiteur und nebenbei Komponist und Bassist in der Band Passion #1 - Foto: Steininger

Reichertshausen (PK) Was Pit Zaepernick zusammen mit der Band Passion #1 in der Reichertshausener Kulturwerkstatt auf die Bühne gezaubert hat, wäre weit mehr Publikum wert gewesen. Aber Jazzrock, Funk und ähnliche Musikstile sind nun mal kein musikalischer Mainstream.

Dabei ist das Programm der fünf Musiker wirklich hörens- und erlebenswert, denn deren musikalische Highlights zusammen mit fast psychedelischen Farbimpressionen per Videobeamer bescherten ein akustisches wie auch optisches Erlebnis. So dauerte es exakt sechs Minuten und dreißig Sekunden, bis sich aus projektierten Farbspiralen und grafischen Mustern, untermalt mit sphärischen Anfangsklängen aus Keyboardeffekten, schrägen Gitarrenakkorden und akzentuiertem Einsatz der Becken ein grooviger Rhythmus herausschälte.

Das war ein Vorgeschmack dessen, was die Zuhörer über das ganze Repertoire hinweg erwartete: rhythmisch und melodisch abwechslungsreiche funky Musik, die den einzelnen Musikern Gelegenheit gab, ihre individuellen Fähigkeiten herauszustellen.

Und die sind hörenswert: Egal, ob Johannes Daum als Komponist, Keyboarder und Vokalist glänzte oder Björn Kellerstrass als Drummer nicht nur rhythmisch, sondern auch klangmalerisch tätig war. Die beiden Gitarristen Florian Friebel und Frank Schlaipfner glänzten abwechselnd an der Sologitarre, und Pit Zaepernick demonstrierte das ganze technische Repertoire eines modernen E-Bassisten. Er beherrscht das gefühlvolle Fingerpicking ebenso wie das perkussive Slapping bis hin zum Anreißen einzelner Saiten. Überhaupt spielt der E-Bass bei dieser Art von Musik eine wichtige Rolle: Er macht zusammen mit den Drums den Groove, schafft eine verbindende Basis in der Harmonik, und seine Synkopen sind charakteristische Elemente von Jazzrock, Funk und Fusion, was Tieftöner Zaepernick eindrucksvoll demonstrierte.

So ergänzt sich das Quintett gegenseitig hervorragend, in allen Nuancen und Klangfarben des Equipments. Da wechseln sich verzerrte, rockige Gitarrensounds ab mit Wah-Wah-Effekten, das Keyboard klingt plötzlich wie eine echte Hammondorgel der 60er Jahre, was aber bestens zu den Eigenarrangements der Gruppe passt. Und die musiziert mit Leidenschaft, aber auch ein wenig selbstverliebt in die eigenen Kompositionen. Die lassen der Improvisation viel Spielraum, was die einzelnen Titel bis zu 15 Minuten in die Länge zieht, was die Zuhörer auf Dauer doch etwas ermüdet.

Das aber ändert nichts an der variantenreichen Darbietung, die Elemente des Blues ebenso enthält wie Anklänge an Rockmusik, flirrende Töne und prägnante Gitarrenriffs, Flageoletts an den Saiteninstrumenten und im Titel „Chicken Masala“ sogar Klänge wie von einer Sitar. Dazwischen aber bei „Cochise“ ein rockig treibendes Schlagzeug und verzerrte Gitarrensounds. Und bei „I Wonna Be Free“ singen Johannes Daum und Pit Zaepernick im Duett den Refrain, wobei sie sich als veritable Vokalisten präsentieren.

Insgesamt gesehen war der Auftritt in der Kulturwerkstatt ein musikalisch höchst interessantes Konzert mit wirklich guten Musikern auf hohem Niveau, denen man anmerkt, dass sie diese Musik als eine Leidenschaft betreiben, die einen hohen Stellenwert einnimmt – eben ihre ganz persönliche Passion #1.