Jahrzehnte nicht gepflegt

23.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:38 Uhr

Zum Leserbrief „Nicht erhaltenswert“ (DK vom 11. September). Für die Erweiterung des Deutschen Medizinhistorischen Museums soll das benachbarte Gebäude abgerissen werden.

Um den vermeintlich nicht mehr sanierungsfähigen Zustand des Gebäudes zu demonstrieren, schlage ich vor, die Bürger mit einzubeziehen. An einem Tag der offenen Tür könnte man die reale Verwahrlosung live erleben und in einer bildlichen Darstellung den Zustand zum Zeitpunkt der Übernahme durch die Stadt Ingolstadt 1978 demonstrieren. Dabei könnten sich die Bürger ein Bild davon machen, wie mit städtischem Eigentum, finanziert aus Steuergeldern, umgegangen wird.

Anzumerken ist, dass es sich bei dem Gebäude nicht um ein Geschäftshaus oder ein Verwaltungsgebäude handelt, sondern um ein Wohnhaus, das Anfang des vergangenen Jahrhunderts erbaut und für die derzeitige Nutzung nicht konzipiert wurde. Eine Vergewaltigung historischen Kulturguts.

Ich habe mehr als 20 Jahre in diesem Gebäude gewohnt und gelebt und weiß, in welchem Zustand es sich vor der Übergabe an die Stadt befand. Dass das Büro der Museumsdirektorin nicht als solches bezeichnet werden dürfte, ist dem Versagen des Gebäudemanagements anzulasten. Kaum jemand hätte sein Eigentum mit Linoleumböden, alten Ölöfen und über 40 Jahre alten, ungepflegten sanitären Anlagen und Jahrzehnte wuchernden Efeugewächsen an der Außenfassade belassen. Genau dieses Versagen wird nun als Argumentation für den Abriss genutzt.

Reinald Schmauß, Ingolstadt