Jahresbericht statt Zeugnisse

27.07.2007 | Stand 03.12.2020, 6:36 Uhr

Sechs Wochen Sommerferien stehen bevor: Am letzten Schultag zeigen aber nur wenige Schüler ihre Freude. - Foto: R. Münch

Hilpoltstein (rom) Endlich ist es soweit: Sommer, Sonne, Ferienbeginn. Um Punkt zehn Uhr stürmen knapp 1000 Schüler aus dem Hilpoltsteiner Gymnasium. Mitten hinein ins Vergnügen. Seit Wochen fiebern die Hilpoltsteiner Schülerinnen und Schüler diesem Tag entgegen: Endlich sechs Wochen ohne Schulaufgaben, Exen, Abfragen – ohne Stress. Endlich mal lange ausschlafen und baden, statt frühes Aufstehen und Lernen.

Doch sechs Wochen Ferien bedeutet auch, sich von vielen Klassenkameraden für längere Zeit zu verabschieden, da das Einzugsgebiet des Gymnasiums viele Ortschaften umfasst. Die Stimmung an der Bushaltestelle sieht dementsprechend nicht nach Jubel, Trubel und Heiterkeit aus. Vielmehr nach Abschied, Frust und Einsamkeit: Zwei Jungs sitzen gelangweilt an der Bordsteinkante, die Fünf- und Sechsklässler blättern durch den Jahresbericht, als würden sie in alten Erinnerungen schwelgen, und eine Clique von Mädchen umarmt sich ein letztes Mal, ehe sie die Sommerferien für sechs Wochen voneinander trennen. Schule ade – Scheiden tut weh.

Dass es am gestrigen Freitag auch Zeugnisse gab, wurde dabei zur Nebensache. Wer hat die meisten Einser? Wer den besten Notendurchschnitt? Wer hat das Klassenziel nicht erreicht? Anstatt die Zeugnisnoten untereinander zu vergleichen, lesen die Schüler lieber den druckfrischen Jahresbericht. An diesem Vormittag interessiert es scheinbar niemanden. Schule wird zur Nebensache.

Viel wichtiger ist dagegen, dass der Bus nach Allersberg schon wieder zu früh weggefahren ist. Und Schuld daran sind die Lehrer. "Die haben uns erst um zehn Uhr raus gelassen", sagte ein Mädchen aus Allersberg. "Und dann war der Bus schon weg." Für den Musiklehrer Reinhard Weber ist es jedenfalls keine leichte Aufgabe, die aufgebrachten Allersberger Mädels zu beruhigen. Aber der Bus nach Allersberg kam schließlich noch.

Kaum haben die Ferien begonnen, sorgt sich die 13-jährige Anna schon wieder um das kommende Schuljahr. Sie hat sich vor wenigen Tagen für den Unterstufenchor angemeldet, sagte sie dem Chorleiter stolz. "Ich habe aber völlig vergessen meinen Namen auf die Anmeldung zu schreiben", sagte sie.

Nach langem Suchen gibt es aber trotzdem noch einen Lichtblick. Irgendwo unter den Schülermassen steht die 15-jährige Stefanie aus Heideck und wartet auf den Bus. "Bin ich froh, dass jetzt Ferien sind", sagte sie erleichtert. "Jetzt mach ich erst mal eine ganze Weile gar nichts. Höchstens baden und faulenzen."