Pfaffenhofen
Jäger und Sammler

Florian Huber ist einer der bekanntesten Verkäufer von Basketball-Sammlerstücken in ganz Europa

17.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:41 Uhr
Auf Florian Hubers Schreibtisch sind die Spuren der Basketball-Leidenschaft immer dabei. −Foto: Reichelt

Florian Huber liebt Basketball. Früher spielte er unter anderem für Wolnzach, Schrobenhausen und den MTV Pfaffenhofen. Heute ist der 36-Jährige einer der bekanntesten Verkäufer von Sammlerstücken in ganz Europa. Auch wenn ihm dabei manchmal selbst das Herz blutet.

Alles begann 2002 mit einem Paar Schuhe. Tim Duncan, später eine NBA-Legende, zu dieser Zeit bereits ein Superstar der San Antonio Spurs, hatte seinen Sneaker auf den Markt gebracht. "Den gab es damals im Angebot für nur 20 Euro. Zwar nicht in meiner Größe, aber den musste ich einfach haben." Ein Frauen-Klischée, könnte man meinen. Für den damals 20-jährigen Florian Huber aus Pfaffenhofen war es das erste Sammlerstück. Es ist nicht das einzige geblieben.

An der Tür hängt ein Poster, Michael Jordan in Aktion. Der Mann, der diesen Sport geprägt hat wie kein Zweiter. Hinter der Tür verbirgt sich sicher ein Kinderzimmer mit noch mehr Postern. Und das stimmt auch - im kleinen Raum hängen weitere Jordan-Fotos an der Wand, überall hängen und liegen Basketball-Trikots und Basketball-Schuhe. Ein Kindheitstraum, eine bunte Collage an NBA-Sammlerstücken, die einem Fan das Herz aufgehen lassen. Mitten in diesem Zimmer steht Florian Huber. Ihm gehört hier alles. Er ist das Kind, das sich an diesen Sachen nicht satt sehen kann. Nur: Huber ist 36 Jahre alt. Und die ganzen Sachen sind bald nicht mehr hier - bestenfalls zumindest. Denn Huber hat mit "TheLockerRoomBox" einen Shop für Sammlerstücke errichtet, der seit der gewerblichen Anmeldung vor neun Jahren eine stetige Entwicklung hingelegt hat: "Wir sind der Shop in Deutschland, vielleicht sogar in Europa." Das sagt er nicht ohne Stolz, natürlich nicht.

Das Handy klingelt, nur einmal. Huber erzählt gerade von Phasen, in denen er wochenlang nichts verkauft, dann aber geballt. Der 36-Jährige spricht von verschiedenen Trikots, die auch schon für vierstellige Beträge den Besitzer gewechselt haben. Von Kinderschuhen und -trikots, die für mittlere dreistellige Summen nach Amerika oder Asien geschickt wurden. Das Handy klingelt erneut, der Nachrichtenton. Huber zuckt zusammen, zieht während des Gesprächs das Handy aus der Hosentasche. Keinesfalls unhöflich, Huber will aber nachsehen. Er muss. Es könnte ein neues Angebot sein, eine Erinnerung, ein Fund. "Er schaut Tag und Nacht, immer", sagt seine Frau Elisabeth und lacht. Er nickt. "Das stimmt. Ich bin vor der Arbeit, während der Pause, und spät in der Nacht auf der Suche." Es könnte ihm ein Schnäppchen durch die Finger gehen. Die Suchen auf den einschlägigen Portalen hat er vorgemerkt, mit wenigen Klicks hat er alles abgegrast. Es wird getauscht, es wird gefeilscht, es wird gefragt: Vielleicht ist da, wo es ein Trikot gibt, auch noch mehr. "Manchmal kommen Sammler auf mich zu und wollen ihre Sammlung auflösen", erzählt Huber. Einmal habe er von einem deutschen Sammler einen Anruf gekriegt: "Ich habe damals gesagt, dass ich so viel Geld gar nicht habe", meint Huber. Am Ende wollte der Sammler aber seine Sammlung auflösung, verlangte weniger Geld als gedacht. Huber machte ein Riesengeschäft: "Das ist dann der Jackpot." Natürlich gibt es auf der Suche immer Grenzen. "Wenn etwas bei Ebay online steht, wird es für mich schon schwierig. Es gibt andere Händler mit mehr finanziellem Spielraum", sagt Huber. Schließlich kann er nicht jeden utopischen Preis mitgehen, schon gar nicht als dreifacher Familienvater. Huber ist Sammler, noch viel mehr aber Jäger.

Im Zimmer zeigt er die wertvollsten, außergewöhnlichsten Stücke: Da ist ein Ball der Olympischen Spiele 1992 - mit allen Unterschriften des US-Dreamteams um Jordan, Larry Bird, Karl Malone und weiteren Stars, die damals die ganze Welt in Staunen versetzten. In der Vitrine hat er zudem mehrere Trikots vom deutschen NBA-Star Dennis Schröder ausgelegt: "In diesem hat er seinen Karriere-Bestwert gespielt", sagt Huber und zückt eine offizielle Mappe der NBA, dort ist alles protokolliert. Mit Stempel, Siegel und Signatur. Es ist tatsächlich Schröders Originaltrikot. "Der Markt ist riesig, vor allem ist er gewachsen", sagt Huber. Das trifft auf die NBA, aber auch auf den Verkauf mit den Raritäten zu. Umso interessanter ist das Geschäft für Fälscher. "Ein gewisses Restrisiko bleibt immer", sagt Huber. Auch er wurde schon Opfer einer solchen Fälschung, bei einem Trikot wurde die alte Nummer abgetrennt und mit einer neuen übernäht. "Natürlich prüfen wir aber alles. Nähte, Nummern, Größen", sagt Huber. Da klingelt das Handy erneut. "Heute kommen noch Schuhe von Shaquille O'Neal", sagt er. Und grinst: "Die müssen wir nicht prüfen. Die Schuhgröße hat sonst keiner."

Nach neun Jahren ist das Geschäft eingespielt. Er kümmert sich um die Souvenirs und die Verhandlungen, sie macht den Versand und die Buchhaltung. Mittlerweile kommt sogar die Post vorbei und holt die Pakete ab: "Wenn jemand bestellt, soll er möglichst am nächsten Tag die Ware haben", sagt Florian Huber. "Ich brauche mittlerweile sechs Minuten, um alles versandfertig zu machen", sagt seine Frau. Ihr Mann grinst: "Manchmal bin ich schon froh, dass ich das Zeug nicht verpacken muss." Denn ein wenig Sammler ist er natürlich schon auch noch. Das beweist ein ganz besonderes Stück: Neben den Trikots und Schuhen, teilweise auch für Kleinkinder und Babys, steht ein Flipper. Kein gewöhnlicher, sondern im Space-Jam-Design - dem Kult-Film, in dem Michael Jordan an der Seite von Bugs Bunny Basketball spielt und gewinnt. "Den musste ich haben", sagt Huber. Da ist es wieder, das kleine Kind. "Der ist unverkäuflich", erklärt er. "Naja, wenn der richtige Preis geboten wird, dann auch nicht." Es ist eben doch auch ein Geschäft.

Huber ging früher für den MTV Pfaffenhofen, den TSV Wolnzach und die Green Devils Schrobenhausen auf Korbjagd. Die Basketballschuhe hat er an den Nagel gehängt. "Gesundheitliche Gründe", sagt er. Zwei Jahre blieb er den Wolnzacher Heimspielen fern, so schwer fiel ihm dieser Schritt. Ein Basketballkorb im Hof vor dem Haus gibt schon den ersten kleinen Hinweis - hier wohnt ein Basketball-Fan. Mittlerweile sogar mehrere, die Söhne Michael (12) und Johannes (10) sind ebenfalls im Basketball-Fieber. Beide spielen in Pfaffenhofen, der Ältere sogar in der Bundesliga beim FC Bayern. Ein Ende des Jagens, Sammelns und Verkaufens ist nicht in Sicht: "Immer", sagt Huber, darauf angesprochen, wie lange er das noch machen möchte.

Auf dem großen Schreibtisch liegt nicht viel. Ein Ball und ein Trikot. Michael Jordan, Chicago Bulls, Nummer 23. Natürlich. Es ist ein Retro-Shirt, wie es die NBA mittlerweile verkauft. "Das macht den Markt kaputt. Die Qualität ist nicht zu vergleichen", sagt Huber. Jordan sei immer noch das Zugpferd, auch Artikel von Dirk Nowitzki seien vor allem in Asien immer gewünscht. LeBron James dagegen sei kein Sammler-Liebling. "Er ist nicht so beliebt bei den Kindern der 90er-Jahre", sagt Huber und schmunzelnd. Ob bei ihm im Schrank auch ein Jordan-Trikot hängt? "Natürlich, das darf nicht fehlen", sagt er. Und das wird auch nicht verkauft. Ausnahmsweise.

Kevin Reichelt