Jäger spüren auf Feldern Fuchs und Hase auf

Ärger über Treibjagd nahe eines Wohngebietes

29.12.2011 | Stand 03.12.2020, 1:59 Uhr

Ingolstadt (smr) Als Uschi Braun am Dienstag von ihrer Wohnung im Süden Ingolstadts zur Arbeit fuhr – sie ist Nachrichtenredakteurin beim Bayerischen Rundfunk –, da traf sie fast der Schlag: Auf den Feldern zwischen dem Südfriedhof und Unsernherrn fand eine Treibjagd statt. „20 bis 30 Jäger liefen dort mit ihren Gewehren herum – quasi direkt vor unserer Haustüre“, berichtet die Ingolstädterin. „Ich finde das schockierend: Wie nah an Wohngebieten dürfen solche Treibjagden stattfinden“

Die Antwort gibt Jürgen Gaspar, Chef des Ordnungsamts und damit Leiter der Unteren Jagdbehörde: Seinen Angaben zufolge finden zur Winterzeit auch in Ingolstadt solche kleinen Drückjagden auf Feldfluren statt – freilich nur bis zur Grenze von Wohngebieten und bei Tageslicht. Eine Genehmigung sei dafür nicht erforderlich. „Die Jäger gehen die kleinen Feldgehölze ab, umstellen sie und schießen mit Schrot auf Niederwild wie Fuchs, Hase oder Ente.“ Gaspar geht davon aus, dass die Jäger dabei die Sicherheitsvorschriften einhalten und zum Beispiel Warnschilder aufstellen. Die habe sie tatsächlich gesehen, bestätigt Uschi Braun.

So eine Drückjagd schaue dramatischer aus, als sie tatsächlich sei, beschwichtigt Jürgen Gaspar, der selber einen Jagdschein gemacht hat, um mit der Materie vertraut zu werden. „Von der Strecke der erlegten Tiere gibt es nicht so viel her, und die Gefahren sind auch nicht groß, denn es wird nur aus sehr kurzen Entfernungen von zirka 20 bis maximal 50 Metern geschossen.“

Auch wenn alles mit rechten Dingen zugehen mag – Uschi Braun findet solche Treibjagden mehr als befremdlich. „So etwas kenne ich vielleicht aus Windsor, aus Wald und Forst. Aber muss das in der Nähe von Wohngebieten sein, wo viele Menschen unterwegs sind? Ich jogge gern über die Felder und freue mich jeden Tag über die paar Tiere, die ich sehe. Warum muss man die unbedingt abschießen“

Solche Drückjagden seien durchaus notwendig, erklärt Jürgen Gaspar. „Wenn ich an den Fuchs denke, geht es auch um den Schutz des Niederwilds. Vergangenes Jahr beispielsweise gab es in Ingolstadt im Bereich des Stausees eine verheerende Invasion von Graugänsen. Die haben ganze Felder abgefressen und mussten dezimiert werden.“