Jäger schlucken Verbissgutachten

06.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:35 Uhr

Vor Ort machten sich die Jagdpächter ein Bild von den Verbissschäden. Sie hatten zunächst die Erhöhung der Abschlusszahlen für Rehe kritisiert, mussten aber schließlich ihre Meinung über das Vegetationsgutachten ändern. - Foto: Kipfer

Neumarkt (DK) Jetzt können bei der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt Neumarkt auch die noch nicht fertigen Rehwildabschusspläne für die nächsten drei Jahre ausgefertigt werden. Gegen die turnusgemäße Festsetzung hatten eine Reihe von Jagdpächtern aus dem Landkreis Einspruch eingelegt.

Sie waren mit den vorgesehenen Erhöhungen der Abschusszahlen nicht einverstanden. In verschiedenen Sitzungen hatte sich der Jagdbeirat am Landratsamt ausführlich mit den Abschussplänen befasst. Aufgrund einer Reihe von Widersprüchen hat dieses Gremium mit Jägern und Jagdvorstehern, sowie dem Leiter der Jagdbehörde Johann Zitzelsberger, Forstdirektor Mi-chael Rosskopf vom Amt für Land- und Forstwirtschaft und dem Jagdberater Ludwig Segerer Waldbegehungen anberaumt. Entzündet hatten sich die Widersprüche am Ergebnis des Vegetationsgutachtens.

Daraufhin waren höhere Abschüsse in verschiedenen Hegegemeinschaften festgesetzt worden. In ihrem Wider-spruch gaben Jäger an, nicht mehr Rehe erlegen zu können, da es keine Rehe mehr gäbe. Die Jagdgenossen fürchteten, dass sie ihre Jagden nicht mehr so teuer wie bisher verpachten können, wenn der Wildbestand reduziert werde.

Der Freizeitdruck auf die Natur durch Jogger, Reiter und Biker und das geänderte Freizeitverhalten sowie Belastungen durch Verkehrswege würden die Jagdausübung derartige erschweren, dass die festgesetzten Abschüsse nicht mehr erfüllt werden können. Das amtliche Vegetationsgutachten wurde als "Bevormundung" bezeichnet. Zu den jetzt erfolgten Begehungen in den Hegegemeinschaften Deining, Pelchenhofen und Tyrolsberg hat-ten sich viele Jäger, aber auch Jagdvorstehen eingefunden.

Zunächst wurde teilweise sehr emotional auf die festgesetzten Abschusszahlen für Rehe reagiert, es wurden Änderungen gefordert und die Forstverwaltung als Schuldiger ausgemacht.

Für die Jäger war die Welt zunächst in Ordnung, es standen Bäume da und darunter war alles grün. Bei näherem Hinsehen mussten die Kritiker aber einräumen – und das bei allen besichtigten Waldorten – dass die nachwachsenden Laubholzpflanzen durchweg verbissen sind, wenn sie trotz möglicher Samenbäume überhaupt vorhanden sind.

Deutlich war an Zäunen zu sehen, wie vom Verbiss des Wildes geschützt, junge Pflanzen wachsen können. Hier konnte gezeigt werden, welche Schäden durch Zuwachsverluste infolge des Wildverbisses oder teuere Schutzmaßnahmen für den Waldbesitzer entstehen. Die Jagdbeiräte zeig-ten die Verbissschäden nicht nur aus der Sicht des forstlichen Gutachtens, sondern rechneten den Verlust für Grundeigentümer, der Gesell-schaft und auch für die Jagd vor. Keiner der gemeinsam besichtigten Waldorte konnte das Ergebnis des Vegetationsgutachten und damit der Grundlage für die Abschussplanfestsetzung widerlegen.

Schweren Herzens musste die "Jägerseite" diese Tatsache einsehen, nachdem in offener Diskussion die Argumente ausgetauscht worden und die Fak-ten am Waldboden zu sehen gewesen waren. Auch die Jäger konnten sehen, dass das Nachwachsen der jungen Bäume, wie es nicht nur Forstdirektor Michael Rosskopf wiederholt betonte, zum Wohle der Gesellschaft und der Waldbesitzer sichergestellt werden müsse. Gerade das Laubholz sei es, das auch in Zeiten der sich abzeichnenden Klimaänderung der Stabilitätsfaktor für den zukünftigen Wald sei. Wenn hier nicht richtig gehandelt werde, und auch dazu seien die Jäger mit aufgefordert und verpflichtet, könne die Jagd selbst in Frage gestellt werden, meinte Rosskopf. Deshalb müsse durch zielgerichtete Jagdausübung auch der Erhalt des Waldes erfolgen. Dem stimmten schließlich auch die Jäger zu, waren sie doch überzeugt, dass an den neuen Abschusszahlen kein Weg vorbeiführe und die Verbissbelas-tung nicht geleugnet werden könne. Stellvertretender Hegeringleiter Günter Rau stellte in Gemeinsamkeiten fest und bat die Jäger um Ehrlichkeit. Er bat, die Abschusszahlen korrekt zu melden, denn nur mit ehrlichen Zahlen, käme man gemeinsam weiter. Nur dann habe die Jagd eine Zukunft.