Ingolstadt
Ja pfiati Gott!

Ist ein Verbot der Wörter "Tschüss" und "Hallo" an Schulen sinnvoll? Experten sagen: eher nicht

08.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:51 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Eine Passauer Schuldirektorin will an ihrer Schule die Begrüßungsformeln „Hallo“ und „Tschüss“ verbieten. Doch hat diese Vorschrift einen Sinn? Der DK hat bei Rektoren, Unternehmern und Heimatvereinen nachgefragt.

Wer bei einem Vorstellungsgespräch zu seinem potenziellen Arbeitgeber „Hallo“ sagt, hat schlechte Chancen. Ein „Grüß Gott“ bietet da Vorteile. Diese Meinung vertritt Petra Seibert vehement. Die Direktorin aus Passau hat an ihrer Mittelschule eingeführt, dass nur noch mit „Grüß Gott“ und „Auf Wiedersehen“ gegrüßt werden darf. Dieses Sprechverbot sorgt in Bayern für hitzige Debatten.

Monika Wawra, die Rektorin der Grundschule Zuchering, hält solche Vorschriften für unsinnig. „In unserer Schule sprechen noch einige Mundart. Es wäre schön, wenn mehr bayerisch reden würden. Das kann man aber nicht anordnen.“ Wawra ist überzeugt, dass es andere Möglichkeiten gibt, um bayerisch zu fördern. „Wir sagen den Kindern, dass ,Grüß Gott’ üblich ist. Ich bin aber keinem böse, der mich mit ,Hallo’ begrüßt.“ Die Rektorin ist der Meinung, dass jeder so sprechen sollte wie er möchte. „Wir haben in Ingolstadt viele unterschiedliche Leute – die können gar nicht alle bayerisch!“ Außerdem gebe es eine hohe Fluktuation: „Mittlerweile bleiben die Kinder längst nicht mehr alle hier.“

Ähnlich empfindet es auch Karin Leibl, die Rektorin der Mittelschule an der Stollstraße. „Die Intention, den Heimatdialekt zu fördern, finde ich schon sinnvoll. Allerdings wären Vorschriften übertrieben.“ Sie hält es für besser, als Vorbild voranzugehen. „Wenn ein Kind zu mir ,Tschüss’ sagt, antworte ich ,Auf Wiedersehen’.“ Irgendwann fingen die meisten Kinder an, das nachzuahmen. Sie findet, dass die Lehrer einen enormen Einfluss auf die Schüler haben. „Den sollten wir nutzen, um die richtigen Umgangsformeln zu vermitteln.

Der Ehrenvorstand des Gerolfinger Heimat- und Trachtenvereins Wilfried Kriegl vertraut ebenfalls auf seine Vorbildfunktion. „Ich grüße die Leute im Ort mit ,Grüß Gott’“, erzählt er. Manche würden das erwidern, viele antworteten allerdings gar nichts. „Die Leute grüßen generell immer weniger. Daher ist es mir lieber, ein Kind sagt ,Hallo’, bevor es nichts sagt.“ Kriegl bedauert es, dass die Mundart im Alltag immer seltener wird. Trotzdem hält er nichts von Verboten. „Kein Verbot hat bisher irgendetwas gebracht. Es erzeugt nur Rebellion.“ Lieber sollten Medien und Schulen als Vermittler des Bayerischen auftreten.

Fritz Peters, der Geschäftsführer der Firma Gebrüder Peters, sieht auch die Arbeitgeber der Auszubildenden in der Pflicht. „Wir haben einheitlich eingeführt, dass sich jeder unserer Mitarbeiter am Telefon mit ,Grüß Gott’ meldet.“ Es bringe allerdings nichts, den Leuten bestimmte Wörter zu verbieten. „Man sollte vor allem mit den Jugendlichen reden, es ihnen erklären“, meint Peters. Zwar sei es wichtig, den Heimatdialekt zu bewahren, doch müsse man für Neues offen sein. „Schließlich leben in Ingolstadt längst nicht mehr nur Bayern!“