Ingolstadt (DK) So etwas gibt es nicht alle Tage. Ausgerechnet im Krankenhaus hat eine junge Frau ihrem Liebsten einen Heiratsantrag gemacht. Die Frage aller Fragen stellte sie ihm auf neun zusammengeklebten Bettlaken, die der Bräutigam in spe vom Balkon des Krankenzimmers aus zu sehen bekam.
Und Christian Klügl aus Kösching hat Ja gesagt – unter dem Applaus der Krankenschwestern und weiterer Patienten der Ingolstädter Maul-Klinik.
Verwaltungsleiter Walter Schiffers hat es in seiner beruflichen Laufbahn noch nie erlebt, dass an der Klinik ein Patient jemandem einen Heiratsantrag gemacht hat. Auch für die Schwestern und Praktikantin Ilknor Ekici, die bei den Vorbereitungen eifrig mit angepackt hat, war es eine willkommene Abwechslung. "Das war was ganz Neues", sagt Ekici. Mittlerweile ist Evelyn Schädler aus der Klinik entlassen. Gestern hat das Paar für die Hochzeit das Aufgebot bestellt.
Eigentlich war alles ganz anders geplant. Evelyn (28), die aus dem Allgäu stammt, hatte ihren Christian mit einem Fallschirm-Tandemsprung überraschen wollen – auf dem Boden sollte der Antrag auf einem riesigen Transparent zu sehen sein. Doch es kam anders. Die Frau musste zu einer gynäkologischen Operation in die MaulKlinik. Auch hier hatte sie noch den Tandemsprung vor Augen. Doch dann musste sie das Bett ein paar Tage länger hüten als gedacht. Evelyn disponierte um – und machte den Heiratsantrag kurzerhand im Krankenhaus.
Gar nicht unpassend, denn schließlich haben sich die beiden vor knapp einem Jahr an einem ähnlichen Ort kennen gelernt. Beide waren gerade auf Reha. Gefunkt hat es sofort. "Schon nach zwei Wochen hat er gesagt, dass er mir einen Antrag machen will", erzählt Evelyn. Nachdem er seine Ankündigung bis heute nicht wahr gemacht habe, "hab eben ich ihm einen Antrag gemacht".
Für Christian Klügl kam der Zeitpunkt dann doch recht überraschend. "Ich hab einen Anruf bekommen, dass ich sofort kommen soll. Der Arzt wolle mich sprechen", erzählt der Köschinger. Er habe sich zuerst richtig Sorgen gemacht. Als er dann aber in die Klinik kam und seine Freundin quietschvergnügt in dem mit Herzchen und roten Luftballons geschmückten Krankenzimmer vorgefunden hat, fiel im erst mal ein Stein vom Herzen. An einen Heiratsantrag hatte er auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht. "Dann hat sie mich plötzlich auf den Balkon gelockt." Sekunden später war alles klar.
Das Riesenplakat, das da aus neun zusammengeklebten Bettlaken gebastelt, vor ihm im Gras lag, hat den 29-Jährigen nachhaltig beeindruckt. Obwohl: Von seiner Freundin ist er einiges gewohnt: "Manchmal ist sie a richtig aufdrahte Nudel." Der Köschinger meint das als Kompliment. Er selbst ist auch nicht unbedingt ein Freund der leisen Töne. Mit seiner Band Göltnschmierer ist er als Schlagzeuger und Tubaspieler viel unterwegs.
Wann genau die Hochzeitsglocken läuten werden, wollten die beiden gestern nicht verraten. Ob sie die Ringe bei einem Tandemsprung tauschen wollen? "Einen solchen Pfarrer werden wir nicht finden." Die Antwort kommt wie aus einem Mund.
