Pfaffenhofen
"Ist doch normal, dass sie sauer sind"

18.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:56 Uhr

Die jungen Serben aus Pfaffenhofen feierten den Sieg ihrer Landsleute enthusiastisch.

Pfaffenhofen (PK) Von einem Sommermärchen war die Stimmung beim Public Viewing in Pfaffenhofen so weit entfernt wie Jogi Löw von einem glücklichen Händchen. Bei der Niederlage der Nationalelf gegen Serbien trübten am Freitag Dauerregen und Tristesse die schwarz-rot-goldenen Feierfarben.

Am Ende jubelten nur die Serben. "Unser Sieg war verdient. Wir waren zumindest besser als gegen Ghana – und Deutschland war heute richtig schwach", befand Sebastian Lokic, der als Serbe in Pfaffenhofen lebt und den unerwarteten Triumph seiner Landsleute gemeinsam mit Freunden auf dem Sparkassen-Parkplatz miterlebte. Das ein oder andere Schimpfwort musste sich die kleine Gruppe auf ihrem anschließenden "Triumphzug" über den Hauptplatz von den verbittert bis erbost reagierenden deutschen Fans schon anhören. "Das nehme ich gar nicht wahr. Ist doch normal, dass sie sauer sind", sagt Bobi Kucalovic und schwenkt die serbische Fahne aus Trotz gleich noch ein wenig kräftiger.
 

Ein Fußballfest war es ganz sicher nicht, was Lokic und Kucalovic zwischen mehreren hundert hartgesottenen (und meist minderjährigen) Deutschland-Fans beim Public Viewing erlebten. Immer wieder öffnete der Himmel seine Schleusen, ließ es mal kräftig tropfen oder nur bei Nieselregen bewenden. Es war kühl, wenn nicht sogar kalt – und die Liveübertragung trug wenig zur allgemeinen Erwärmung bei. Gejubelt wurde kaum. Dann schon eher Bier getrunken oder in die unvermeidliche Vuvuzela geblasen. Immer wieder winkten die deutschen Fans ab, ließen ihrer Enttäuschung freien Lauf.

"Zumindest passiert nichts – und es wird auch nicht allzu exzessiv gebechert", sagt Uwe Wilczek, der von der Polizeiinspektion zum Aufpassen abkommandiert wurde. "Wenigstens habe ich es besser als meine Kollegen im Büro. Die sehen gar nichts", freut er sich, zumindest hin und wieder einen Blick auf die Leinwand werfen zu können. Viel hat er trotzdem nicht vom Spiel. Die meiste Zeit wandert sein Blick zwischen den Bierbänken hin und her.

Da haben es die Mitarbeiter der Sparkasse schon besser. Spärliche sieben von ursprünglich 20 Mitarbeitern hat Marktbereichsleiter Bernhard Mayer in der Kundenhalle um sich geschart. Im Hintergrund läuft der Fernseher. Allzu intensiv wird nicht gearbeitet. Nur das Nötigste. "Aber wir lassen es als Arbeitszeit gelten und haben den meisten Mitarbeitern frei gegeben", findet Mayer, dass so etwas einfach zu einem guten Betriebsklima gehört. "Die Fußball-WM ist so selten. Da tut uns dieses Entgegenkommen doch nun wirklich nicht weh", sagt er und schaut weiter fern.

Dumm nur: Die kühlen Banker hatten ebenso wenig zu jubeln wie das feierwillige Jungvolk auf der Partymeile direkt vor dem Sparkassen-Gebäude. Nur einmal keimte kurz die Hoffnung, als Lukas Podolski zum Elfmeter antrat. Das Ende ist bekannt, der Kölner hat verschossen, Deutschland muss ums Weiterkommen zittern – aber das Feiern muss deswegen ja nicht unbedingt ein Ende haben.