Ingolstadt
Ist denn heut’ schon Frühling?

Erste Blüten und Vogelgezwitscher im Januar – die Natur ist früh dran, ungewöhnlich ist das aber nicht

08.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:38 Uhr

Frühlingsgefühle statt Winterzauber: Nach einem Kältetief Anfang November ist der Winter schnell wieder verschwunden. Die letzten Wochen waren so mild, dass selbst die Zierkirschen zwischen dem Stadttheater und dem Neuen Schloss bereits Knospen treiben. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die letzten Schneehaufen sind schon lange weggetaut, der Eiskratzer ist tief im Handschuhfach vergraben. Frühlingsgefühle statt Winterzauber lautete das Motto der letzten Wochen. Die Natur hat bereits auf das milde Klima reagiert, doch jetzt kündigen Meteorologen frostige Temperaturen an.

In Ingolstadt tragen einige Bäume erste Blüten und die Vögel haben begonnen, mit ihren Signalrufen Brutreviere abzustecken. Die vermeintlichen Frühlingstemperaturen haben die Natur zu neuem Leben erweckt, doch eigentlich ist der Winter noch längst nicht zu Ende. Die Wetterexperten haben für die nächsten Tage bereits einen Kälteeinbruch angekündigt. Damit ist es dann wohl schnell wieder vorbei mit dem verfrühten Blütenzauber.

Wirklich schaden können die erwarteten Minustemperaturen den blühenden Pflanzen aber nicht, erklärt Ulrich Linder, Leiter des Gartenamtes Ingolstadt. „Bei solch milden Temperaturen, wie wir sie in den letzten Wochen hatten, ist es normal, dass einige Bäume und Sträucher schon anfangen Knospen zu treiben“, weiß der Experte. „Wenn es dann plötzlich wieder kälter wird, dann stagniert das Wachstum der Knospen. Sind diese nicht ganz geöffnet, ist Frost auch gar nicht schlimm – weder für den Baum, noch für die spätere Blüte.“

Das gilt wohl auch für die Zierkirschen zwischen dem Stadttheater und dem Neuen Schloss. Sie tragen sogar bereits erste Blüten. Linder führt das auf die warmen Temperaturen und die Wärmerückstrahlung der Stadtmauer zurück. Vermutlich erfrieren die Blüten beim noch zu erwartenden Frost, die noch geschlossenen Knospen werden den Winter aber wohl heil überstehen.

Gartenbesitzer, die an ihren Bäumen erste Blüten entdecken, müssen sich also nicht sorgen, wenn die Temperaturen am Wochenende wieder unter Null sinken. Kleinere Pflanzen können sogar mit ein paar einfachen Handgriffen aktiv gegen Frost geschützt werden. „Treiben beispielsweise Sträucher erste Knospen, können sie mit Leinentüchern oder Stroh abgedeckt werden“, erklärt Linder.

Die Höchstwerte von fast 20 Grad Celsius bringen aber nicht nur einen verfrühten Blütenzauber hervor. Erste Frühlingsgefühle beherrschen auch die Vogelwelt. „Man kann bereits den Kleiber rufen und die Spechte trommeln hören. Und auch die Kohlmeisen singen schon“, berichtet Rudolf Wittmann. Er leitet die Ingolstädter Geschäftsstelle des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) und beobachtet das Verhalten der heimischen Vögel seit Jahren. Die Vögel nutzten die Signalrufe, um ihre Reviere abzustecken, so der Experte. Auch wenn es recht früh im Jahr sei, habe das noch nichts mit Balzverhalten zu tun.

In einem sind sich der Leiter des Gartenamtes und der Vogelexperte einig: Ungewöhnlich sind die milden Temperaturen der letzten Wochen nicht. In fast jedem Winter herrschten über einige Wochen hinweg milde Temperaturen, denen dann aber auch wieder Wochen mit winterlichem Wetter, Frost und Schneefall folgten. Und das ohne gravierende Folgen für die Natur.