Neuburg
Islamische Reformbewegung will eigene Moschee bauen

Den Gläubigen der Ahmadiyya Muslim Jamaat wird es in der Schrannenstraße in Neuburg zu eng

29.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Zeigten den Schülern den Gebetsraum der Frauen: Organisator Wakas Ashraf (von links), Imam Munawar Hussain Toor und Ahmet Ubada, Präsident der Neuburger Lokalgemeinde. - Foto: Schanz

Neuburg (szs) Auch die zweitgrößte islamische Gemeinde in Neuburg plant einen Moscheebau: die Reformbewegung Ahmadiyya Muslim Jamaat. Gestern führten die Gläubigen 50 Donauwörther Gymnasiasten durch ihr bisheriges Gebetszentrum an der Schrannenstraße. Dabei wurde klar: Hier geht es beengt zu.

Obwohl sich die Siebtklässler in mehrere Gruppen aufteilt hatten, standen sie im Gebetsraum der Frauen dicht an dicht. Bei den Männern war es nicht ganz so beengt, doch die Gymnasiasten ahnten, dass der Platz knapp wird, wenn die über 75 Neuburger Gläubigen hier beten wollen.

Zum Ende der Fastenzeit sei man heuer an die eigenen Kapazitätsgrenzen gestoßen, berichtete Ahmet Ubada, der Präsident der Neuburger Lokalgemeinde. Besonders deshalb, weil viele Asylbewerber aus Pakistan dazugekommen sind. „Unsere Gemeinde wächst“, so der Sprecher. Zwar konnte man auf das Bürgerhaus Ostend ausweichen, doch mittelfristig soll etwas Größeres her: „Wir wollen deshalb eine Moschee bauen, suchen einen Platz dafür“, sagte Ubada. Im August wolle man dafür bei Oberbürgermeister Bernhard Gmehling vorsprechen. „Wir suchen überall in Neuburg einen Bauplatz. Wichtig ist uns vor allem eine gute Anbindung an den Stadtbus, weil viele unserer Gemeindemitglieder kein Auto haben“, erklärte Ubada. Die neue Moschee mit Minarett soll Gebetsräume für 120 Leute bieten. Für konkrete Baupläne sei es aber noch zu früh.

Damit ist Ahmadiyya Muslim Jamaat die zweite islamische Gemeinde in Neuburg, die einen Moscheebau plant. Auch der Türkisch-Islamische Kulturverein will sich vergrößern und hat bereits eine Zusage von Seiten der Stadt für ein Gelände am Kino (wir berichteten).

Wie sich islamische Gemeinden im Allgemeinen unterscheiden und wo die Gemeinsamkeiten liegen, wollten die Schüler des Donauwörther Gymnasiums gestern herausfinden. „Wir haben das Thema im Religionsunterricht gerade behandelt und wollten zeigen, dass der Islam nicht nur eine Richtung hat, sondern viele“, erzählte Lehrerin Stefanie Stork.

Munawar Hussain Toor, der Imam für Südbayern, erklärte, wie sich seine islamische Reformbewegung 1889 in Indien gegründet und nach und nach über die ganze Welt verbreitet hat. Nachdem der erste Botschafter 1923 nach Deutschland kam, gibt es heute 250 Lokalgemeinden mit insgesamt 36 000 Mitgliedern. Das geistige Zentrum liegt heute in London.

„Liebe für alle, Hass für keinen“, steht auf einem Plakat geschrieben, das der Iman den Jugendlichen zeigte. Die Ahmadiyya Muslim Jamaat versteht sich demnach als gemäßigte Reformbewegung des Islam. Gewalt lehne man ab.

„Der Begriff Jihad wird missverstanden“, sagte Wakas Ashraf, der Organisator des Besuchs. Der Begriff „Heiliger Krieg“ sei nicht islamisch. Vielmehr heiße er übersetzt „Eine Anstrengung auf dem Wege Gottes“. Der Einsatz von militärischen Waffen sei Muslimen nur zur Selbstverteidigung erlaubt. Die Verkündung des Korans mit Worten sei auch eine Form des Jihad. „Der größte Jihad ist aber der Kampf gegen das eigene Ego“, erklärte Ashraf den Schülern.

„Wir wollen Vorurteile abbauen“, betonte Imam Munawar Hussain Toor und zeigte auf weitere Plakate mit Koran-Versen, die auf den Stellenwert der Frauen im Islam und die Wichtigkeit von Bildung hinweisen. Und gerade die weiblichen Besucher hatten dann auch einige knifflige Fragen, zum Beispiel, warum Frauen ein Kopftuch tragen müssen. „Das ist ein Zeichen des Respekts“, erklärte Ashraf, und es schütze vor lüsternen Blicken der Männer. „Wie steht es mit der Homo-Ehe“, wollte eine Schülerin wissen. „Das ist wie im Christentum. Der Koran verbietet die Homo-Ehe“, antwortete der Imam. Dann gab es für alle Gäste Butterbrezen.