Hilpoltstein
"Irgendwann ist es mir zu blöd"

Das Ende der Ära von Elke Lades-Eckstein als Vorsitzende des Kreisjugendrings - Harte Kritik am Dachverband

01.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:08 Uhr
Eine Ära geht zu Ende: Elke Lades-Eckstein prägte mehr als 30 Jahre die Arbeit des Kreisjugendrings. −Foto: Meyer

Hilpoltstein (HK) Nach fast drei Jahrzehnten steht dem Kreisjugendring Roth am kommenden Montag ein Wechsel an der Spitze ins Haus. Die Vorsitzende Elke Lades-Eckstein (62) ist vorzeitig zurückgetreten. Zu viel Bürokratie des Bayerischen Jugendrings habe ihr das Leben schwergemacht.

Wenn es um den Dachverband geht, kann sich Elke Lades-Eckstein richtig in Rage reden. "Ich kann dessen Entscheidungen nicht mehr mittragen", sagt sie bestimmt. "Für ihn ist Formalismus wichtiger als die tägliche Arbeit vor Ort. Zu den Wahlen habe der Dachverband "Wählen ab 14!" gefordert. Doch in den eigenen Reihen lege man den Mitgliedern Fesseln in Form von überbordenden Vorschriften an, kritisiert die KJR-Vorsitzende. "Regularien muss es geben. Aber irgendwann ist es mir zu blöd."

Der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, sei eine Satzungsänderung des Dachverbandes gewesen. Demnach darf ein Vorsitzender nur maximal zwölf Jahre im Amt bleiben. "Ich hätte ohnehin nicht wieder antreten können", gibt Elke Lades-Eckstein zu. Aber das sei nicht der Punkt. "Damit nimmt man der Basis das demokratische Recht, sich für den Vorsitzenden ihrer Wahl zu entscheiden." Es gehe doch nicht darum, wie lange man etwas mache, sondern wie gut man das Amt ausfülle. Nicht nur sie ärgerte sich über diesen Vorgang. Auch ihr Stellvertreter Roger Büchner hat sich nach 17 Jahren aus seinem Amt zurückgezogen.

Elke Lades-Eckstein hat den Kreisjugendring Roth fast 40 Jahre geprägt. War sie in ihren Anfangsjahren als Fahrtenbetreuerin von Skifreizeiten, Städtereisen und der Delegation in die Partnerregion Brentwood aktiv, kristallisierte sich später immer mehr ihr politischer Anspruch heraus. "Ganz oft haben wir den Finger in die Wunde gelegt und gefordert", blickt die KJR-Vorsitzende zurück.

"Dabei habe ich nie mit den Gedanken an eine Funktionärstätigkeit gespielt", erklärt Lades-Eckstein rückblickend. "Mir liegt einfach das Organisieren und ich bin gerne mit jungen Leuten zusammen." Als der damalige Kreisjugendpfleger 1982 erklärte, dass der KJR auf der Suche nach einem neuen Gesamtvorstand sei, übernahm sie zunächst den Posten der Beisitzerin sowie der Kassiererin. 1986 übernahm sie den stellvertretenden Vorsitz und rückte vier Jahre später an die Spitze auf. "Wenn es eine Aufgabe zu tun gibt, dann erledige ich sie", gibt sich Lades-Eckstein pragmatisch. "Ich putze auch das Klo, wenn es sein muss, das macht mir nichts aus." Ihr habe in all den Jahren immer ein gutes Team zur Seite gestanden, das "mich ganz arg unterstützt hat". Doch nach so vielen Jahren sei "Zeit für einen Wechsel, auch wenn ich es mit Herzblut mache".

Die tägliche Arbeit besteht für Elke Lades-Eckstein aus Einmischen und dem Setzen politischer Akzente. "Es geht um die Themen wie Medienkompetenz, Rechtsradikalismus, Wahlen und auch Arbeitslosigkeit", erklärt sie. Schon Mitte der 1980er Jahre, als viele Jugendlichen auf der Straße standen und die Lehrstellen knapp waren, habe der Kreisjugendring ein Pilotprojekt ins Leben gerufen: den Umweltblitz. Das Arbeitslosenprojekt, bei dem Jugendliche Fahrräder reparierten sowie Plastik, Alu und Metallabfälle sortierten, um es wieder zu verwerten, sei sehr erfolgreich gewesen.

Natürlich gehören der Spielbus, die Freizeiten, der Mädchenaktionstag, das Behindertensportfest, Buchausstellungen und das Ferienprogramm untrennbar zum Profil des Kreisjugendrings, erklärt die Vorsitzende. "Aber wir haben immer versucht, an der Lebenswelt der Jugendlichen anzudocken, zu zeigen, was sie brauchen und das auch anzubieten." Es war die Anstrengung, die Jugendarbeit im Landkreis ein gehöriges Stück voranzutreiben. "Deshalb haben wir zum Beispiel offene Jugendtreffs in den Gemeinden angestoßen."

Besonders stolz zeigt sich Elke Lades-Eckstein auf das Projekt Stockheim, das Übernachtungshaus direkt am Igelsbachseeufer. Als Ende der 1970er Jahre das Seenland entstand, keimte auch die Idee, dort Kindern aller Schichten schöne Ferien zu ermöglichen. "Ich fand das wichtig", erzählt Elke Lades-Eckstein. "Ich konnte nie mit meinen Eltern Urlaub machen."

Das Projekt wurde aber fast zerrieben im Zwist innerhalb des Zweckverbandes Brombachsee. Erst die Neuwahl des Landrats nach Helmut Hutzelmanns plötzlichem Tod brachte die Wende. Ihr Ehemann Herbert Eckstein, der neue Landrat, war als Kreisjugendleiter der bayerischen Sportjugend schon immer für das Übernachtungshaus. Die Zukunft war gesichert.

Die Zeit beim Kreisjugendring war nicht immer einfach. "Wir haben 1982 das KJR-Zentrum in Thalmässing übernommen" - leider nur notdürftig renoviert, die Heizung sei marode gewesen und Schimmel habe sich in den Gemeinschaftsduschen breitgemacht", wie sich Lades-Eckstein erinnert. "Das war ein schweres Erbe und hing uns ewig nach."

Zum Kreisjugendring kam Elke Lades-Eckstein im Übrigen "wie die Jungfrau zum Kind". Ein KJR-Mitarbeiter sprach sie 1978 an, ob sie nicht eine Skifreizeit nach Davos begleiten möge. Sie sagte erfreut zu, "ich wollte gerne zehn Tage Urlaub machen". Aus dem Urlaub wurde ein ziemlich anstrengender Trip, denn die Hauswirtschaftslehrerin musste in der Küche der Selbstversorgerhütte einspringen, da zu wenige Übungsleiter mitgereist waren. Trotz der vielen Arbeit sei es ein unvergessliches Erlebnis gewesen. "Es war ein tolle Gemeinschaft. Ich habe viele Menschen kennengelernt, mit denen ich heute noch Kontakt habe." Elke Lades-Eckstein war infiziert: mit dem KJR-Virus. Der hat sie bis heute nicht losgelassen. Das lässt sie auch ihre potenziellen Nachfolger wissen: "Eines kann ich euch versprechen. Auch nach meiner Vorstandszeit werde ich den KJR Roth immer in seiner Arbeit unterstützen."

Elke Lades-Eckstein zeigt sich froh darüber, dass ihr Posten nicht verwaisen wird. Denn aus dem Vorstand wird sich ein Nachfolger für den KJR-Vorsitz finden. Namen will sie noch nicht nennen, über diese Personalie müsse erst die Vollversammlung am kommenden Montag entscheiden.

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