Gerolsbach
Ionergy nur ein Randthema

25.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:25 Uhr

Auf großes Interesse bei den Gerolsbacher Bürgern stieß eine Informationsversammlung zum Bau der neuen Zentralkläranlage. Florian Wechs vom Ingenieurbüro Wipfler erklärte die Planung. - Foto: Hofmann

Gerolsbach (SZ) Hitzige Debatten? Fehlanzeige. Die Gerolsbacher Bürger nahmen zwar am Mittwochabend zahlreich an einer Informationsveranstaltung von CSU, FWG und CWG zur neuen Kläranlage teil, doch unbequeme Fragen musste Bürgermeister Martin Seitz nicht beantworten.

Im Grunde verrieten Seitz und die Planer vom Büro Wipfler den Gerolsbachern nichts Neues: Rund fünf Millionen Euro muss die Gemeinde (inklusive der Finanzierungskosten) für die neue Gerolsbacher Zentralkläranlage (2,8 Millionen Euro) und die Druckleitungen aus Alberzell, Junkenhofen, Klenau und Strobenried (2,2 Millionen Euro) investieren. Dieses Geld muss die Gemeinde über Gebühren und Beiträge direkt von den Anschließern einfordern. Auf den Eigentümer eines durchschnittlichen Einfamilienhauses käme ein Beitrag von rund 3000 Euro zu, rechnete Seitz vor, während die Einleitungsgebühren über zehn Jahre konstant bleiben sollten.

Im ersten Teil der Versammlung hatte Bürgermeister Martin Seitz eine ausführliche Chronologie vorgetragen und damit gezeigt, dass sich der Gemeinderat in den vergangenen zweieinhalb Jahren durchaus intensiv mit dem Thema beschäftigt hat (siehe Infokasten). Dabei kamen auch die zahlreichen Alternativen, die sich alle schließlich als für die Gemeinde nicht sinnvoll erwiesen hatten, zur Sprache: das System Plocher, von dem mehrere Fachbehörden dringend abgeraten hatten, eine Pflanzenkläranlage von FWS, die für Gerolsbach einfach nicht gepasst hätte, die Ankopplung an die Kläranlagen in Schrobenhausen oder Reichertshausen, die zu teuer und technisch zu anspruchsvoll geworden wären, und natürlich das alternative Kläranlagensystem Ionergy.

Keine Abenteuer

Den Kontakt zu Ionergy, stellte Seitz noch einmal klar, hätten nicht Stefan Maurer und seine UB hergestellt, sondern er selbst und Bauhofchef Georg Ottinger. Wenn auch die Funktionsfähigkeit des alternativen Kläranlagensystems nie in Frage gestellt worden sei, habe die Gemeinde vom Anbieter aber bis heute kein vernünftiges Angebot bekommen. Außerdem, so Seitz, blicke er inzwischen in der Firmenstruktur aus Patentinhabern, beauftragten Unternehmen und Zulieferern nicht mehr durch – "da hat man sich gar nicht mehr ausgekannt: Von wem kauft man die Anlage eigentlich", meinte Seitz, und: "Auf dieses Abenteuer sollte sich die Gemeinde Gerolsbach nicht einlassen."

In der Diskussion mit den Bürgern blieb dann Ionergy auch ein Randthema. Wolf-Dieter Pilz, selbst Diplom-Ingenieur, zeigte sich verwundert darüber, dass Gerolsbach für einen "Feldversuch" für eine noch nicht ausreichend getestete Anlage überhaupt Geld bezahlen müsste – "ich halte das für ausgesprochen riskant". Applaus bekam Pilz, als er sich – ohne dessen Namen zu nennen – auf Stefan Maurer bezog: "Wenn ein Gemeindevertreter das favorisiert, arbeitet er gegen die Gemeinde und gegen die Bevölkerung." Zuvor hatte bereits Dora Holzmayr von der Umweltschutzverwaltung im Landratsamt klargestellt: "Die Abwasserbeseitigungspflicht liegt bei der Gemeinde, und die ist für die Anlage verantwortlich." Es sei also nicht möglich, dass eine Herstellerfirma an Stelle der Gemeinde die Verantwortung übernimmt. Was der Gemeinde blühen könnte, wenn sie eine Ionergy-Anlage bauen und diese dann nicht funktionieren würde, stellte Werner Eidelsburger vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt klar: Die Gemeinde könne dazu verdonnert werden, auch noch eine herkömmliche Kläranlage zu bauen.

Kanäle reichen aus

Wissen wollten die Bürger außerdem, ob die Gerolsbacher und Singenbacher Kanalstränge darauf ausgelegt seien, das per Druckleitung aus den Gemeindeteilen angelieferte Abwasser aufzunehmen und zur Kläranlage zu führen. "Die sind überprüft worden, die reichen aus", antwortete Martin Seitz. "Da braucht kein neuer Kanal gebaut zu werden." In den Gemeindeteilen werden die alten Kläranlagen aufgelöst, erklärte Wilhelm Wipfler, Chef des gleichnamigen Pfaffenhofener Ingenieurbüros, das für die Planung der Gerolsbacher Kläranlage zuständig ist. Übrig bleiben nur Pumpstationen für die Druckleitungen und Überlaufbecken für den Fall, dass das Kanalnetz bei starken Regenfällen überlastet wird.

Auch ums Geld ging es den Bürgern – allerdings war die einst von Stefan Maurer in Aussicht gestellte und offenbar nicht realisierbare Einsparung von drei Millionen Euro beim Bau von Ionergy-Kläranlagen anstatt einer Zentralkläranlage (wir berichteten) kein Thema. Vielmehr wurde gefragt, ob auch für unbebaute Grundstücke Verbesserungsbeiträge zu zahlen sein werden (Seitz: "Die unbebauten Grundstücke werden genauso herangezogen wie die bebauten.") und ob es eine staatliche Förderung gebe (Eidelsburger: nein, weil alle Gerolsbacher Kläranlagen schon einmal bezuschusst worden seien).