Ingolstadt
INVG optimieren

11.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:49 Uhr

Zum Radfahren und dem Verkehr in Ingolstadt:

Ingolstadt hat für die Aktion "fahrradfreundliche Kommune" schon den ersten Preis eingefahren, ohne dass etwas Weltbewegendes passiert ist. Wie das funktioniert? Ganz einfach. Politiker setzen sich zusammen und greifen ein Problem heraus, das sie gemeinsam betrifft, aber über das man nicht gerne mit den Bürgern diskutieren will, wie den Verkehr. Weil dieses Thema problembehaftet ist, gründet man die AGFK (Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen) und beglückt sich dann abwechselnd gegenseitig mit Zertifikaten und weitgehendst wertlosen Preisen.

Was die Altherren im Rathaus und die verantwortlichen Ordnungskräfte anscheinend nicht mitbekommen haben, ist das täglich stattfindende Chaos auf den Radwegen. Viele Radler bewegen sich, wie es ihnen gerade am besten passt, wie auf der falschen Straßenseite oder ohne Licht im Dunkeln, teilweise ohne Bremsen oder durch Kopfhörer oder Smartphone abgelenkt. Polizeikontrollen? Ich hab noch keine gesehen außer den lang und breit angekündigten Fahrradkontrolltag: Eine reine Polit-Show und blinder Aktionismus auf Kosten der Polizei, nur um Bürgernähe vorzutäuschen.

Es spricht aus gesundheitlichen und umweltrelevanten Gründen nichts dagegen, das Fahrrad wieder etwas attraktiver zu machen, aber man sollte dabei auch an die komplexen Witterungsbedingungen in unserer Region denken. Die verkorkste Verkehrssituation in Ingolstadt wird dadurch aber sicher nicht gelöst werden. Ingolstadt ist und bleibt eine Autostadt. Ferner wird, wenn die Mieten in unserer Boomtown weiter so steigen, der Autoverkehr noch mehr zunehmen, weil all die Menschen mit einem geringeren Einkommen gezwungen sein werden, sich am Stadtrand oder im Umkreis von 20 bis 50 Kilometern nach bezahlbarem Wohnraum umzuschauen, und das wird zu noch mehr Individualverkehr führen. Anstatt den öffentlichen Nahverkehr zu optimieren, verlässt man sich auf ein Gutachten von Inovaplan, die mit ihrem Mobilitätskonzept binnen sieben Jahren einen Anteil des Fahrradverkehrs von 25 Prozent versprechen. Mag ja alles stimmen, was Infoplan verspricht, aber wenn nicht, ist auch nichts verloren, denn in sieben Jahren sind die meisten heutigen Entscheidungsträger nicht mehr in der Verantwortung.

Wer täglich mit dem Auto unterwegs ist, kennt die unendlichen Autoschlangen an der Neuburger Straße, rings um den Westpark, durch Friedrichshofen oder rund um Audi. Was macht die Stadt? Hochkreisel im Gewerbegebiet ist okay, Unterführung an der Kreuzung Ettinger/Hindenburgstraße ist auch okay, doch die Bauzeit eine Katastrophe. Was aber passiert an der Kreuzung Nürnberger/Theodor-Heuß-Straße oder an der Ortsdurchfahrt Unsernherrn sowie Friedrichshofen? Der Stadtrat drückt sich vor Entscheidungen. Meiner Meinung nach sind nur Tunnelbauten eine langfristige Lösung, wenn auch vielleicht die teuerste Variante. Ein Blick nach München würde reichen, dort sind grandiose Tunnelprojekte in den letzten Jahren umgesetzt worden.

Ferner wird man auch an einer weiteren Donaubrücke nicht vorbeikommen, denn die dreispurige Brücke am Luitpoldpark mit anschließend folgender Klagemauer ist ja die Folge einer der größten Fehlplanungen und Klientelpolitik der letzten Jahre. Aber wahrscheinlich hat man vor Baubeginn auch ein absicherndes Gutachten von einem Planungsbüro eingeholt. Nun ist ein Teil der damals Verantwortlichen mittlerweile auch Geschichte oder steht nur noch beratend zur Seite.

Horst Jentsch, Ingolstadt