Kösching
Interpark plant neues Gewerbegebiet

Ausschließlich nachhaltige Unternehmen sollen sich rund um die Gunvor-Raffinerie ansiedeln

14.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:45 Uhr
Die beiden roten Flächen kennzeichnen in etwa den vom Interpark-Management geplanten Nachhaltigkeitspark. Links zwischen der TAL (oben) und der Gunvor-Raffinerie soll unter anderem das Prolignis-Biomasseheizkraftwerk gebaut werden, rechts soll östlich der Gunvor mitunter ein Gründerzentrum Platz finden. −Foto: DK/ Quelle: Wolfgang Weinzierl Landschaftsarchitekten

Kösching - Das Interpark-Management will die Weichen für die Zukunft stellen und plant ein neues Gewerbegebiet - auf der Basis von Nachhaltigkeit. Ein Teil des Projekts, das auf einer 22 Hektar großen Fläche rund um die Gunvor-Raffinerie verwirklicht werden soll, ist das Holzheizkraftwerk des Ingolstädter Energieversorgers Prolignis.

Bernhard Miehlings Botschaft ist deutlich: "Ein ,Weiter so' wird nicht funktionieren", betont der Geschäftsführer des Interpark-Managements. Die Entwicklung des Interparks ist großteils abgeschlossen, meint er damit. Zumindest auf Köschinger Seite ist eine Erweiterung definitiv ausgeschlossen, auf Großmehringer Grund ist nichts geplant. Gewerbefläche kann laut Miehling hier nicht mehr - wie bisher - ausgewiesen und an ein quasi beliebiges Unternehmen verkauft werden. "Wir sind wirtschaftlich eine so starke Region, dass wir jetzt selektieren können."

Damit meint er nicht nur Kösching und Großmehring respektive den Interpark, sondern auch die angrenzenden Kommunen Ingolstadt und Lenting. "Es gibt keine großen Optionen mehr, um etwas Neues aufzuziehen", sagt Miehling. Was bleibt, ist seiner Meinung nach - aufgrund bestehender Infrastruktur - das Gebiet rund um die Autobahnabfahrt Nord. "Wenn hier eine Entwicklung stattfindet, und das wird es, wollen wir beteiligt sein." Nicht mit einem "losgelösten Kirchturmprojekt", sondern mit dem Ziel, die ganze Region weiterzuentwickeln.

Dafür hat Miehling eine Zukunftsvision: Er will auf das große Feld Nachhaltigkeit setzen - in Bezug auf Baumaterialien, Prozesse und Produkte - und ein "Nachhaltigkeitsgewerbegebiet" einrichten. Dieses ist zweiteilig auf Köschinger Grund angedacht: Eine Fläche liegt zwischen TAL und Raffinerie, die andere östlich der Gunvor.

Die Idee wurde konkret, "als klar war, dass sich Prolignis mit seinem Holzheizkraftwerk nicht in Wettstetten platzieren kann". Dieses war wie berichtet bisher zuvor auch an zwei Ecken im Interpark gescheitert. Auf Köschinger Seite nicht wegen des Werks an sich, sondern wegen des Standorts. Mit der neuen Fläche sieht Miehling die Chance, dieses doch noch realisieren und auf dessen Nahwärme setzen zu können. Als ersten Schritt plant er deshalb einen "Prolignispark". Das Gesamtverfahren beschreibt er aber als ein Projekt.

Auch andere Unternehmen, die sich hier ansiedeln, sollen branchenunabhängig so agieren, dass sie "künftige Generationen nicht belasten". Miehling denkt an "zukunftsweisende Technologien" in Bezug auf Mobilität oder ein Gründerzentrum für Start-ups mit Fokus auf Nachhaltigkeit. Dafür sollen - in Übereinstimmung mit Wolfgang Brauner (ÖDP), der für die Grünen im Gemeinderat sitzt - keine natürlichen Grünflächen angetastet werden, verspricht Miehling. "Wir konzentrieren uns auf Ackerland." Die Landwirte behalten die Hoheit über ihre Felder. "Sie bleiben Eigentümer und entscheiden allein, an wen sie verkaufen", erklärt Miehling. Der Interpark kümmere sich um die Erschließung: "Unser Part ist nur, hier Platz für Unternehmen anzubieten und ein neues Gewerbegebiet auszuweisen."

Dieses - Miehling spricht von einem "Nachhaltigkeitspark" - wird kein Teil des Interparks. "Es ist etwas komplett Eigenes", sagt der Geschäftsführer und verweist auf den feststehenden Bebauungsplan des Interparks. Nur versorgungstechnisch soll das neue Gewerbegebiet dort angeschlossen werden.

Über dieses berät der Marktgemeinderat an diesem Donnerstagabend in seiner Sitzung, nachdem Miehling in den vergangenen Wochen bereits mit allen Beteiligten Gespräche geführt hat. Er ist optimistisch, dass das Projekt grünes Licht bekommt: "Bis heute habe ich keine Widersprüche gehört."

Prolignis

Prolignis hat seine Pläne nicht geändert: Der Ingolstädter Energieversorger will ein Biomasseheizkraftwerk bauen. Primär, um Audi zu beliefern. Prolignis sieht aber auch "jede Menge Möglichkeiten, die Abwärme zu nutzen", erläutert Wolfgang Lichtenegger, der die Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens übernommen hat. Profitieren sollen insbesondere öffentliche Einrichtungen.

Die Pläne im Interpark haben laut Lichtenegger "nur Vorteile gegenüber Wettstetten". Der neue Standort sei zentraler, zudem könne eventuell die bestehende Wärmetrasse der Gunvor-Raffinerie mitgenutzt werden. Mit der Verortung im "Nachhaltigkeitspark" wird laut dem Sprecher dokumentiert, "dass das Holzheizkraftwerk ein nachhaltiges Thema ist". Gesellschaftlich sei in diese Richtung schon ein Umdenken erkennbar. Dies müsse nun auch wirtschaftlich genutzt werden.

DK

Tanja Stephan